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Alle Wege führen nach Rom

Nicole Weinhold

1938 als Ölunternehmen in Genua, Italien, gegründet, haben sich die Gründer von ERG im Jahr 2006 den großen Wandel auferlegt. Wenn man so will, praktisch vom Saulus zum Paulus. Wobei natürlich in den 1930er Jahren niemand an die negativen Umweltauswirkungen fossiler Energie dachte. Sei es drum. Die Gründer haben jedenfalls vor inzwischen 17 Jahren entschieden, alle Anteile aus dem Öl- und Gasgeschäft zu veräußern. ERG hat sich entsprechend für ein Geschäftsmodell ausgesprochen, das auf nachhaltige Entwicklung und Dekarbonisierung ausgerichtet ist, im Einklang mit dem Prozess der Energiewende.

Heute ist der italienische Energieversorger 100 Prozent erneuerbar. Sprich: Weltweit verfügt das Unternehmen über 3,087 Gigawatt (GW) Regenerativkapazität im eigenen Portfolio, 2,7 GW davon Windenergie. Weitere Projekte sind in Planung, sodass bis 2026 eine Leistungszunahme auf 4,6 GW vorgesehen ist; davon rund 650 Megawatt (MW) in der Solarenergie und die ersten 50 MW in der elektrochemischen Batteriespeicherung. So gibt es Bauvorhaben in Großbritannien, Polen, Frankreich und Schweden sowie ein Repowering in Italien mit zusammen 500 MW, Neuerrichtungsvorhaben in den Bereichen Wind und Solar mit 500 MW, zusätzliche Repowering-Projekte im Bereich Windkraft in Italien und im Ausland umfassen 200 MW. Zudem sind Fusionen und Übernahmen mit einem GW geplant.

Wir suchen eine nachhaltige Partnerschaft statt kurzfristiger Ziele.

ERG zählt nach eigenen Angaben auf dem europäischen Markt zu den zehn wichtigsten Betreibern von Windkraftanlagen. Außerdem sei man in den Bereichen Solarenergie und Energiespeicherung tätig. Insgesamt erstrecken sich die Aktivitäten des Unternehmens über neun europäische Länder. In Spanien ist ERG vor allem im PV-Geschäft unterwegs, in anderen Ländern ist es vor allem die Windenergie. So auch in Deutschland, wo der Regenerativbetreiber heute rund 40 Mitarbeiter hat. Das Land bietet ERG eine strategische Möglichkeit zur geografischen Diversifizierung der Geschäftstätigkeit der Gruppe. „Wir haben Deutschland vor Jahren bereits für uns entdeckt, vor allem wegen der Investitionssicherheit, die das EEG bietet“, sagt Julian Haase, Head of Business-Development in Deutschland. „Wir haben das von Deutschland ausgesprochene Ziel, seinen Strom bis 2035 zu dekarbonisieren, sehr begrüßt. Wir sind seit 2012 dort tätig und haben in diesem Jahrzehnt einen gewaltigen Wandel miterlebt und mitgetragen, der Deutschland von einer kohleabhängigen in eine saubere Energieerzeugernation verwandelt.“

Zunächst habe man vor allem die Übernahme von Projekten beim Aufbau eines Portfolios von inzwischen 327 MW verfolgt. „Heute unterhalten wir unsere Windparks intern mit zwei Betriebszentren in Lohe/Heide und Cottbus“, so Haase. „Unsere ersten Investitionen im Jahr 2012 bezogen sich auf den Erwerb von Anlagen der GDF Suez mit einer installierten Leistung von insgesamt 86 MW.“

327 Megawatt an erneuerbaren Energien umfasst das Portfolio von ERG inzwischen.

Greenfield-Entwicklung

Jetzt aber betreibe ERG auch die Greenfield-Entwicklung. Und dafür wolle man mit den Kommunen eng zusammenarbeiten. „Wir suchen eine nachhaltige Partnerschaft statt kurzfristiger Ziele“, so Haase. „Das heißt, entsprechend unserer Firmen-DNA haben wir das Ziel, auch für die nächsten Generationen ökologisch bewusste Wege einzuschlagen.“ Für das Familienunternehmen bedeutet das auch, nach 20 Jahren gemeinsam mit dem kommunalen Partner über Repowering nachzudenken.

Doch wie sieht eine Zusammenarbeit von ERG mit einer Kommune im Detail aus? „Uns ist es wichtig, die Akzeptanz der Bürger:innen für die Erneuerbaren innerhalb der Kommune zu schützen.“ Was die Gestaltung angeht, sei man derweil flexibel. „Manche Gemeinden wollen nur einen finanziell belastbaren Partner. Das ist okay für uns.“ Aber es gebe auch viele andere Möglichkeiten, so Haase, etwa einen günstigen Stromtarif für Bürger:innen anzubieten, sich als Kommune selbst zu beteiligen oder auch nur die Flächen zu verpachten. „Wir können zeigen, wie das geht. Alle Wege führen nach Rom“, sagte Haase, als Mitarbeiter eines italienischen Unternehmens dürfe man das so sagen.

Julian Haase, Head of Business-Development bei ERG in Deutschland

Foto: ERG

Julian Haase, Head of Business-Development bei ERG in Deutschland

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