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Analyse Einspeisebilanz

Wo die mäßige Windstromernte 2021 auch Erfolge brachte

Zur Jahreswende werden es wohl 113 Terawattstunden (TWh) Windstrom sein. So viel werden die Windparks 2021 bundesweit an Land oder im Meer ins Stromnetz gespeist und so an deutsche Verbraucher und Unternehmen geliefert haben, wie das Internet-Informationsportal Energy-Charts.de anzeigt. Das am Freitag zu Ende gehende Jahr wird damit deutlich weniger Windkrafterträge als die bisherigen beiden Rekordjahre 2020 und 2019 erbracht haben. 2019 war die Windstromernte bereits auf 125,89 TWh angeschwollen, 2020 sogar auf 131,85 TWh. In den vergangenen zwölf Monaten drückten aber lange Phasen der Windarmut oder gar Windstille die Bilanz der deutschen Windstromproduzenten fast auf das Niveau von 2018 zurück, als rund 110 TWh zu Buche schlugen.

Dabei fielen 2021 insbesondere die stärksten Winderntejahre als traditionelle Garanten für einen neuen Einspeiserekord aus. Keiner der Starkwindsaison in Deutschland zuzurechnenden sechs Monate von Januar bis März und von Oktober bis Dezember kam an die Bestwerte der Starkwindphasen der vier vorangegangenen Jahre heran. Während 2021 der beste Windkraft-Monat der Oktober mit 13 TWh war, betrugen die stets in den Windsaisonmonaten erzielten Einspeiserekorde von 2017 bis 2020 mehr als 14 bis über 20 TWh.

Als hauptursächlich für den schlechten 2021-er Windstromjahrgang darf gelten, dass es keine längeren Herbst- und Wintersturmphasen wie in den vorigen Jahren gab. Alleine dieser Effekt kostete 20 TWh: Statt wie im Vorjahr 88 TWh spannen die Windrotoren in den beiden Sturmquartalen dieses Jahres zusammen nur noch 68 TWh ein. Aber auch die im langjährigen Mittel windschwächsten Monate Juni und Juli ließen aufgrund von Windarmut zusammen nur 10 TWh erzielen. Dies bedeutete die schlechteste Windstromernte aller ersten Sommerhälften seit 2017.

Dennoch bewirkte der anhaltende mäßige Zubau neuer Windstromerzeugungskapazitäten einige neue Bestwerte. Es sind Bestwerte, die zu analysieren sich lohnen mögen. Tatsächlich war 2021 auch das erste Jahr mit sieben Monaten, in denen die Windenergieunternehmen schon mindestens 10,0 TWh und mehr Strom erzeugt hatten. Auf Januar, Februar und März mit jeweils mehr als 11 TWh folgten der Mai mit 10,04 TWh und Oktober, November, Dezember mit gut 13, 10 und etwa 12 TWh. Hier blieb die Entwicklung also ansteigend: 2020 wie auch 2019 waren zweistellige TWh-Monatserträge noch in genau sechs Monaten eingetreten, 2018 noch in fünf und 2017 noch in vier Monaten, während 2014 bis 2016 die Erträge nur in ein bis zwei Monaten die 10-TWh-Latte übersprungen hatten. Zu den weiteren Bestwerten des Jahres 2021 gehören der aus Sicht der Windparkbetreiber stärkste April, der stärkste Mai und der stärkste August. In diesen drei eher windunsicheren Monaten erzeugten ihre Anlagen jeweils mehr Strom als zuvor in einem April, Mai oder August.

Schon bei einem immer noch oberflächlichen, aber zweiten Blick auf die Statistik zeigt sich so, dass die Zunahme der Erzeugungskapazität sich weiterhin positiv auswirkt. Immerhin führten die Windturbineninstallationen der vergangenen zwölf Monate gemäß Branchenschätzungen zur Bruttozunahme von grob beziffert zwei Gigawatt – und erreichte so erstmals nach dem Einbruch des Windkraftausbaus vor drei Jahren knapp das durchschnittliche Niveau der 2000-Nuller-Jahre.

Ob die Windenergiebranche hieraus Hinweise auch auf wetterunabhängige Gründe für die Einspeiseschwäche 2021 oder auf noch zu bergendes Potenzial der Windenergienutzung in Deutschland gewinnen wird, bleibt abzuwarten.

Das anhaltende Kapazitätsproblem der Stromnetze bei gleichzeitigem Mangel an Stromspeichern mag wenig überraschend solch ein wetterunabhängiger Grund für das schlechte Abschneiden in 2021 gewesen sein. Ein weiterer Bestwert dieses Jahres fällt in diesem Zusammenhang nämlich besonders auf: Auch die Höchstauslastung des deutschen Windturbinenbestands erreichte mit 46,98 Gigawatt (GW) am 30. November um 7.30 Uhr einen neuen Höchststand – bei rund 56 GW Erzeugungskapazität. Damit speisten die ans Netz angeschlossenen Anlagen unter knapp höherer Leistung ein als am 22. Februar 2020 um 20.30 Uhr, als die Einspeiseleistung den vorigen Rekordwert 46,88 GW erreichte. Doch zugleich macht dieser neue Jahresspitzenwert einen offenbar wirksamen Deckel sichtbar: So hatte die Spitzeneinspeisung schon 2018 am 8. Dezember um 12 Uhr mit gut 45 GW kaum weniger betragen. Seit schon vier Jahren also nimmt das Stromnetz kaum noch mehr Windleistung auf. In den fünf Jahren davor war die Windstromhöchstleistung seit 2013 hingegen noch stetig und sprunghaft um insgesamt 18 GW beziehungsweise 60 Prozent angestiegen.

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