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„Energiewende lohnt sich, ja!“

Tilman Weber

Kurz vor Ihrem Weggang bilanzierten Sie das dritte Geschäftsquartal, das Gewinn-, Umsatz- und Wachstumsrekorde für 2023 verspricht. Sie sind rundum zufrieden?

Susanna Zapreva: Ja, bin ich.

Viele Erneuerbaren-Bereiche – Stromerzeugung, Wärme, E-Mobilität, Dienstleistungen zur Photovoltaik – trügen zur guten Bilanz bei, sagen Sie. Zum hohen Umsatz, klar, aber auch zum hohen Bilanzüberschuss?

Susanna Zapreva: Es ist ja kein einmaliges Ereignis. Wir haben seit meinem Antritt jedes Jahr im Umsatz wie im Ergebnis ein im Durchschnitt ähnlich starkes Wachstum zu verzeichnen. Vor acht Jahren betrug der Umsatz 1,9 Milliarden Euro, unser Ergebnis machte 93 Millionen aus …

… im Vergleich zu für 2023 nun erwarteten mehr als acht Milliarden Umsatz und über 500 Millionen Überschuss …

Susanna Zapreva: Wir haben uns ein sehr starkes Portfolio für unser Geschäft aufgebaut, haben die Organisation umgebaut, Kohlekraftwerke verkauft und Erneuerbare-Energie-Anlagen gekauft, haben eine große Netzgesellschaft gegründet. Wir haben unsere Unternehmenskultur eines regionalen Monopolisten der Energieversorgung aufgebrochen und sind zu einem starken Player im Wettbewerb geworden. Wir konnten die Anzahl der Kunden um 50 Prozent steigern, was einherging mit der Transformation hin zum Unternehmen mit einem sehr bedeutenden Dienstleistungsbereich. Für diese Dienstleistungen zur Unterstützung unserer Kundinnen und Kunden bei der Energiewende haben wir das Produktportfolio beispielsweise bei Photovoltaik, Wärmepumpen oder Ladesäulen sehr breit aufgebaut. Die Dienstleistungen haben am Umsatz den signifikanten Anteil von 20 bis 25 Prozent.

Gleich in Ihrem ersten Jahr ließen Sie bundesweit mit einem pfiffigen Projekt zur Nutzung der Ersatzteilbatterien von Elektroautos als 17,4-Megawattstunden-Großspeicher aufblicken. Wie wichtig sind Pilotprojekte mit Signalwirkung?

Susanna Zapreva: Natürlich fängt alles mit einem Piloten an. Manche werden weitergeführt, andere enden nach der Laufzeit. Wichtig ist dabei eine Fehlerkultur, in der die Akteure sich trauen, Dinge zu probieren. Und in der sie Mut haben, sich davon wieder zu trennen, wenn kein gutes Geschäft entsteht.

Wir haben uns den strategischen Vorteil erarbeitet, dass wir vieles in Angriff nahmen, ehe es Gesetz war.

Susanna Zapreva, von 2o16 bis Ende 2023 Vorstandsvorsitzende von Enercity. Nun wechselt Zapreva zurück in ihre österreichische Heimat in den Vorstand des größten börsennotierten Energieunternehmens der Alpenrepublik, Verbund AG.

Sie haben Enercity sehr breit aufgestellt. Dabei hieß es unlängst noch, Stadtwerke sollten sich auf die Moderation der Energiewende konzentrieren. Ist es doch besser, Allroundversorger zu sein?

Susanna Zapreva: Hier ist zu fragen, wer oder was Stadtwerke sind? Enercitys Geschäfte finden schon zu mehr als 60 Prozent außerhalb der Stadt Hannover statt. Wir sind in 350 Kommunen Wärmelieferant. Beim Strom und vielen Dienstleistungen rund ums Thema Energie sind wir bundesweit tätig. Dass wir so aufgestellt sind, ist ein wichtiger Faktor für die Resilienz des Unternehmens. Ich würde dieses Geschäftsmodell nicht tauschen wollen. So entwickelten wir uns von einem regional orientierten Stadtwerk zum Top-5-Player in Deutschland.

Zum „Top 5 der kommunalen Energiedienstleister“! Welche Probleme macht aber die wechselhafte Politik? Mal sollen Stadtwerke Erneuerbare ausbauen, mal Geschäfte unbundeln, mal Ortsnetze modernisieren, Elektromobilität und Wärmenetze ausbreiten. Wie lässt sich da Kurs halten?

Susanna Zapreva: Ein Unternehmen in unserer Größenordnung kann es sich finanziell und personell leisten, sich so breit aufzustellen. Natürlich war in den vergangenen Jahren sehr viel umzusetzen. Wir haben uns den strategischen Vorteil erarbeitet, dass wir viele Dinge im Vorfeld in Angriff genommen hatten, bevor sie später in die Gesetzgebung geflossen sind. Beim gesetzlichen Kohleausstieg oder zum Beispiel bei der kommunalen Wärmeplanung waren wir gelassen, weil wir immer schon mittendrin in der Umsetzung waren. Wer vorausschauend handelt, hat eben mehr Zeit und gerät nicht unter Druck. Ich halte allerdings wenig davon, die Regierung wegen wechselnder Vorgaben zu kritisieren – wir sind ja tatsächlich in einer Situation multipler Krisen.

Haben Sie keine Liquiditätsengpässe? Voriges Jahr warnten Verbände, kommunale Versorger seien in der Energiepreiskrise wegen ihrer Pflichtaufgaben und finanztechnischer Fesseln für Investitionen nicht flüssig und bräuchten Staatsbürgschaften.

Susanna Zapreva: Nein. Wir konnten uns diese Liquidität vorausschauend sichern. Natürlich mussten auch wir mit finanziellen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine umgehen. Aber es war für uns kein großes finanzielles Thema.

Was ist Ihre persönliche Erfolgsbilanz?

Susanna Zapreva: Einfach gesagt war es eine sehr, sehr schöne Zeit. Ich habe nicht nur eine gute Unternehmenskultur kennengelernt, sondern konnte auf sie aufsetzend eine Transformation einleiten. Gemäß den Kennzahlen hat Enercity die richtige Basis für weiteren Erfolg.

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