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Entwicklung des Photovoltaikmarktes

Marktverschiebung nach Osten

In diesem Jahr wird sich zum Jahresende der Photovoltaikmarkt in den asiatisch-pazifischen Raum verschieben. Das ist das zentrale Ergebnis den aktuellen Asia Pacific Major PV Markets Quartely des Marktforschungsunternehmen NPD Solarbuzz in Santa Clara/Kalifornien. Während bisher die europäischen Märkte zum Jahresende immer noch einmal zugelegt haben, wird der weltweite Photovoltaikzubau im letzten Quartal dieses Jahres vor allem in Asien stattfinden. Die Marktforscher gehen von einem regionalen Marktwachstum von 80 Prozent aus. Insgesamt erwarten die Analysten einen weltweiten Zubau in den letzten Monaten des Jahren von 5,3 Gigawatt.

Branchenumfrage bestätigt: Die Zukunft liegt in Asien und Amerika

Die Einschätzung wird durch eine gemeinsame Branchenumfrage des Wirtschaftsmagazins Clean Thinking und des Photovoltaikmarktplatzes Milk the Sun bestätigt. Die Befragung von Projektentwicklern, Anlagenbetreibern, Anlagenbesitzern, Investoren und Eigentümern von Dach- und Freiflächen hat ergeben, dass sich die Branche weg von Europa und hin nach Asien und Amerika bewegt. Die befragten Unternehmen und Personen sehen die drastisch gesunkene Einspeisevergütungen in den europäischen Schlüsselmärkten wie Deutschland und Italien als Grund für die Verschlechterung der Marktlage in Europa. Immerhin geben 71 Prozent der Befragten an, dass sie durch die aktuelle EEG-Diskussion verunsichert sind. Dazu kommt noch, dass Gestore Servizi Energetici (GSE), die für die Einspeisevergütung in Italien zuständig ist, bekannt gegeben hat, dass seit dem 18. September 2012 keine weiteren Solarstromanlagen mit einer Nennleistung von mehr als 12 Kilowatt im Rahmen des Förderprogramms Conto Energia V angemeldet werden können. Fraglich ist, wie viele Anlagen auf der Apenninenhalbinsel im nächsten überhaupt noch eine Einspeisevergütung bekommen. In Italien sind zwar nur die Anlagen über 12 Kilowatt Leistung verpflichtet, sich vorher registrieren zu lassen. Doch auch die kleineren registerfreien Anlagen werden auf die Gesamtförderung angerechnet. Die ist auf 6,7 Milliarden Euro gedeckelt. Bisher liegt die Summe aller Einspeisevergütungen in Italien bei sechs Milliarden Euro – ohne die jetzt registrierten Anlagen.

Madrid will Stromsteuer einführen

Auch aus Frankreich und Spanien kommen schlechte Nachrichten. So berichtet Rödl amp; Partner, dass die Regierung in Madrid eine Stromsteuer von sechs Prozent einführen will. Das würde auch den in Spanien erzeugten Solarstrom betreffen und sich auf die Marktentwicklung auswirken. Ein entsprechendes Gesetz hat die spanische Regierung bereits am 19. September dieses Jahres vorgelegt. „Spanien macht Ernst mit der Haushaltskonsolidierung“, kommentiert Georg Abegg, Rechtsanwalt von Rödl amp; Partner in Madrid. „Die Regierung setzt alles daran, das Defizit aus den staatlich festgeschriebenen Stromtarifen in Höhe von 28 Milliarden Euro zu reduzieren.“ Christoph Himmelskamp von Rödl amp; Partner in Barcelona sieht das allerdings nicht so dramatisch. „Die Stromsteuer belastet auch konventionelle Erzeuger. Daher bleibt es in einigen Regionen aufgrund der hohen Sonneneinstrahlung und den sinkenden Entstehungskosten weiterhin attraktiv, im Solarbereich zu investieren“, betont er. „Sollte die Stromsteuer wirklich dazu beitragen, das Tarifdefizit zu beseitigen, dürften auch die derzeitigen Beschränkungen für erneuerbare Energien wieder aufgehoben werden, bzw. keine neuen Hürden hinzukommen. Das wäre ein wichtiger Schritt zur Wiederherstellung der Rechtssicherheit im spanischen Markt.“ Dennoch geht auch Himmelskamp davon aus, dass sich die Investoren auf drastisch sinkende Renditen einstellen müssen.

Paris plant Aussetzung der Einspeisevergütung

Das französische Umweltministerium will die Einspeisevergütung sogar komplett aussetzen und statt dessen ein Ausschreibungsverfahren einführen. Damit sei eine bessere Kontrolle des Zubaus möglich, heißt es in einer Studie, die das Ministerium in Paris zu der Überlegung veranlasst. Die Einspeisevergütung widerspreche nicht nur den Regeln der Marktwirtschaft, sondern behindere auch die Entwicklung des Eigenverbrauchsanteils von Solarstrom. „Theoretisch ist es zwar möglich, die Vergütungssätze entsprechend der Entwicklung neuer Anlagen zu ändern, doch die Angleichung der Sätze erfolgt meist spät, verglichen mit der Abwärtstendenz der Investitionskosten“, so die Studie. „Dies trifft besonders auf die Photovoltaik zu und führte hier zu Mitnahmeeffekten sowie zu der unkontrollierbaren Entwicklung im Jahr 2010. Die Regierung musste die Vergütung aussetzen um das Gleichgewicht teilweise wieder herzustellen.”

Sofia senkt Vergütung

Selbst der kleine Markt in Bulgarien bleibt von Förderkürzungen nicht verschont. Der dortige Netzbetreiber EAD und drei bulgarische Stromversorger haben bei der Regierung in Sofia eine teilweise drastische Kürzung der Einspeisetarife für Anlagen mit einer Leistung ab 200 Kilowatt rückwirkend zum 18. September 2012 durchgedrückt. So erhalten Betreiber von Photovoltaikanlagen, die zwischen dem 1. Januar und dem 31. Juni dieses Jahres ans Netz gingen, 39 Prozent weniger für ihren eingespeisten Strom. Den Tarif für Anlagen, die zwischen dem 1. Juli und dem 1. September dieses Jahres fertiggestellt wurden, senkt die zuständige Regulierungsbehörde um fünf Prozent. Die Kürzung der Einspeisevergütung um 20 Prozent müssen Anlagenbetreiber hinnehmen, deren Solarstromgenerator zwischen dem 1. Juli und dem 31. Dezember letzten Jahres in Betrieb ging. (Sven Ullrich)