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Generation 6.X zieht ein

Anhaltend mäßiger Aufschwung bei den bundesweiten Windparkerrichtungen an Land ist auch 2022 mit der Eröffnung sehr großer Windparks einher gegangen. Erstmals seit dem Markteinbruch von 2019 erfolgte Deutschlands Windkraft-Onshore-Zubau wieder oberhalb der Zwei-Gigawatt-Schwelle. Zum dritten Mal in Folge hatten die Windturbinenfirmen am Jahresende 500 Megawatt (MW) mehr Erzeugungskapazität neu aufgestellt als im Jahr davor und somit ein Jahres-Zubauniveau von 2,4 Gigawatt (GW) erzielt. Großen Anteil daran hatten weit ausgreifende Windkraftfelder, die oft durch Zusammenarbeit unterschiedlichster Partner zustande kamen.

Insbesondere Windturbinenunternehmen Nordex führte vor, welche Bedeutung leistungsstarke Vielturbinenfelder im deutschen Windmarkt wieder haben. So nahmen die Beteiligten am Bürgerwindpark Reußenköge von April bis September 20 Turbinen mit 150 Meter Gesamthöhe, 117 Meter Rotordurchmesser und 3,6 Megawatt (MW) Nennleistung vom Typ N117 in Betrieb. Schon im Februar und im März hatte das federführende Projektierungsunternehmen Dirkshof vier Vestas-Anlagen V112 mit je 3,45 MW hochfahren lassen. Die Partner brachten damit eines der zwei umfangreichsten Onshore-Windpark-Projekte der vergangenen vier Jahre mit 86 MW zum Rotieren. 2020 war am Standort Meerhof bei Paderborn nach dem Austausch alter gegen neue Windenergieanlagen ein 90-MW-Bürgerwindpark entstanden.

Die Reußenköge-Installationen an der schleswig-holsteinischen Westküste wurden für Nordex zum entscheidenden Baustein, um erstmals die Marktführerschaft zu gewinnen. 769 MW brachte der bisherige Deutschlandmarkt-Dritte 2022 ans Netz, dreieinhalb Mal so viel wie im Vorjahr. Nordex schloss somit sogar deutlich vor dem dänischen Wettbewerber Vestas mit 712 MW ab. Dabei sahen sich auch die Skandinavier vergangenes Jahr mit wieder 100 MW Zubauleistung mehr im Vergleich zum Jahr davor im Aufwind. Zum dritten Mal seit 2019 übertrafen sie den ostfriesischen Turbinenbauer Enercon, den sie wie schon 2019 und 2020 eine Marktposition hinter sich distanzierten.

Wie bunt Deutschlands Großwindparkbau aussieht, demonstriert Reußenköge allemal: Die Installationen von 2022 waren nur der letzte Bauabschnitt eines viel umfassenderen Repoweringprojektes. Die ersten Bauabschnitte waren nach dem Zusammenschluss im Jahr 2015 von sechs Reußenköge-Altwindparks für ein 300-MW-Gesamtvorhaben erfolgt. Bis Ende 2020 hatten hier schon Dutzende V112-Turbinen die Stromerzeugung aufgenommen. Im Eins-zu-Eins-Verhältnis räumten die Bauteams dafür jeweils Zwei-MW-Turbinen ab und schafften neuen Raum und Akzeptanz für die um die Hälfte leistungsstärkeren Neuturbinen.

500 Megawatt mehr als im Vorjahr brachten die Bauteams in Onshore-Windparks bundesweit 2022 ans Netz. So blieb Deutschland seit dem Tiefpunkt-Zubaujahr 2019 auf einem linearen Wachstumspfad. Der führt freilich nicht zum klimapolitisch Notwendigen.

30-MW-Windparks mit Anlagenvielfalt

Auch die Windparks Groß Oesingen bei Hannover mit neun 3,6-MW-Turbinen vom Typ N131 – das zusammen mit einem ein Jahr zuvor installierten Projekt ein 50-MW-Feld ergibt – sowie die Acht-Anlagen-Ensembles Wilhelmshöhe II und III, Weißer Turm Nord und Süd und Helligbek mit jeweils gut 30 MW zeichnen dieses Nordex-Deutschland-Jahr mit großen, sehr flexibel zusammengestellten Projekten aus: Mal ist das Anlagenfeld mit verhältnismäßig kleinen 2,4-MW-Maschinen und nur knapp 20 MW bestellt, um Höhenbegrenzungen etwa an der Nordseeküste einzuhalten. Mal handelt es sich um an den Standort und womöglich die Lieferbarkeit angepasste Anlagenmixe – mit unterschiedlichsten Nabenhöhen, Rotordurchmessern bei Nennleistungen von 3,6, 4,2, 4,5 und 4,8 MW: in Niedersachsen, Bayern und Schleswig-Holstein. Windkraftfeld Mark Landin in der Uckermark aus sieben Turbinen der besonders leistungsstarken N149 mit 5,7 MW dürfte für Nordex zudem als Vorführ-Projekt für die jüngste Anlagentechnik zählen. Dasselbe gilt für das Anlagenduo Windpark Dahle im Hügelland südlich von Hannover. Hier nahm die Landwind-Gruppe die ersten 5,7-MW-Modelle der N163 in Betrieb, Anlagen mit 245 Meter Gesamthöhe.

Karsten Brüggemann ist bei Nordex Geschäftsführer für den deutschen Markt und im Präsidium des Unternehmens Leiter der Verkaufsregion Zentraleuropa. Der Manager erklärt den Erfolg mit der Selbstwahrnehmung, wonach Nordex innerhalb seines breiten Kundenspektrums vom Stadtwerk bis zum Energieversorgungskonzern oder von Einzelanlagenbetreibenden über Bürgerenergiegesellschaften bis zu klassischen Projektierern eine Verhandlungsstrategie stets „auf Augenhöhe“ eingeübt habe. Stimmt die Selbstwahrnehmung, so dürfte dies Nordex beim Trend zu vielseitigen Investoren- und Projektierer-Koalitionen für große Windparks in die Karten spielen.

Denkbar ist auch, dass vor allem diejenigen Anlagenbetreiber nun profitieren, die im Wettbewerb um die Anlagen mit den geringsten Stromgestehungskosten und der besten Erzeugungsauslastung als erste die aktuell jeweils dominierende Anlagegröße vermarktet hatten. Nordex und um zwei Jahre später Vestas hatten vor rund fünf und vor etwa drei Jahren als erste Anlagen mit 4,5 und danach mit mehr als 5 MW Nennleistung und 150 Meter Rotordurchmesser in den Verkauf gestellt. 2022 war die N149 in ihren Leistungsvarianten von 4 bis 5,7 MW die mit Abstand meistinstallierte Anlage bei 88 Netzanschlüssen. Enercons E-138 mit 4,2 MW Nennleistung folgt mit 70 Netzanschlüssen vor der Vestas-Anlage V150 mit 59. Ganz offensichtlich hatten die Nordex-Kunden bei der frühestmöglichen Gelegenheit zugegriffen: „Unsere N149 machte 2022 klar den Großteil unserer Neuerrichtungen aus. Das ist nicht früher aber vor allem keinen Moment später, als es für unsere projektierenden Kunden von der ersten Planung bis zur Errichtung braucht“, sagt Nordex-Deutschland-Chef Brüggemann im Gespräch mit ERNEUERBARE ENERGIEN.

Auch Vestas verbuchte im vergangenen Jahr zwei Windpark-Großkaliber mit 48 MW und 25 MW. Insbesondere Windpark Wohlsdorf unweit der Kreisstadt Rotenburg zwischen Hamburg und Bremen aus acht V150 ist ein Signal. Hier stehen acht Anlagen der besonders leistungsstarken 5,6-MW-Variante. Das offizielle Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur listet die Maschinen mit sogar 6,0 MW Nennleistung auf. Es könnte den Betreibern und Vestas womöglich die Chance eröffnen, das Leistungspotenzial der Anlagen noch weiter auszureizen. Die Betreibergesellschaft entstand übrigens aus einer Kooperation des Bremer Windparkprojektentwicklers Reon und der Kapital-Beteiligungsgesellschaft Cap Certa bei Lübeck. Sie sorgte im Frühjahr 2021 für die damals größte Bestellung aus Deutschland für die fünf bis sechs MW starke Vestas-Anlagenplattform Enventus.

Repowering-Großprojekt Reußenköge in Nordfriesland

Foto: Dirkshof

Repowering-Großprojekt Reußenköge in Nordfriesland

Vestas setzt Sechs-MW-Anlagen durch

Doch während Vestas ansonsten nur einen weiteren Windpark mit mehr als 20 MW bestückte – den Sechs-Turbinen-Bürgerwindpark Hopsten in einer Ausläuferregion des Münsterlandes –, verbuchten die Dänen auch Netzanschlüsse für 20 einzelne Anlagen ihrer jüngsten und größten bisher produzierten Anlage, der V162. Sie stellten sie als Einzelanlagen oder in Zweier- und Dreier-Grüppchen auf, mal mit 5,7, mal mit 6,0 und mal mit 6,2 MW.

Der langjährige Deutschlandmarktführer Enercon verlor trotz des wieder gewachsenen Onshore-Marktes hingegen sogar zehn Prozent am eigenen Marktvolumen. Die knapp 670 MW aus dem Jahr 2021 verminderten sich auf nun noch 600,5 MW Jahreszubauleistung. Dabei errichtete Enercon kaum weniger Turbinen als Vestas. Die Fachagentur Windenergie an Land zählte 151 Enercon-Anlagen im Vergleich zu 157 Vestas-Turbinen. Größtes Enercon-Vorhaben war das Zwölf-Turbinen-Feld Kattrepel-Nord inklusive seiner Vier-Anlagen-Teilfläche Kattrepel Erweiterung II. Der von Denker & Wulf geplante 36-MW-Windpark an der Elbemündung bei Brunsbüttel brachte Anlagen mit nur knapp drei MW Nennleistung und 115 Meter Rotordurchmesser ans Netz. Das Vorhaben war bereits 2017 in einer der ersten Ausschreibungen mit einem Zuschlag versehen worden und hatte 2020 offenbar in einer anderen Ausschreibungsrunde den bezuschlagten Vergütungswert nachgebessert.

Als hinter Kattrepel Nord größte Enercon-Projekte folgen drei Windparks mit jeweils noch fünf Anlagen von Enercons neu designter 4,2-MW-Anlage E-138 und somit jeweils knapp über 20 MW. Auffällig an Enercons Abschneiden ist nämlich nicht nur, dass dessen meistvertriebenes Turbinenmodell, die E-138, in diesem Jahr zwar noch Platz zwei der neu in Deutschland installierten Anlagentypen belegte. Doch bleibt es bei Nennleistung und Rotor deutlich hinter den Maßen der aktuellen Onshore-Flaggschiffe von Nordex und Vestas zurück. 40 Neuerrichtungen häufte das getriebelose Windturbinen bauende Unternehmen aus Aurich zudem mit der sogar weitaus kleineren E-115 an.

Tatsächlich fehlen im Enercon-Turbinenportfolio die bei den Wettbewerbern gebräuchlichen 150 Meter sowie 120 bis 129 Meter Rotordurchmesser. Enercon hatte sich zuletzt auf anderes konzentriert. Wie kein anderes Unternehmen hatte Enercon das Design der Anlagen reformiert und dabei einen weiten Weg zurückgelegt. Aus Turbinen mit sehr großen langsam laufenden handgewickelten Kupfer-Ringgeneratoren in großen eiförmigen Maschinengehäusen sind langgezogene und logistisch einfach zu transportierende Container-Maschinenhäuser geworden. Erst mit der Serienreife der E-160, 5,56 MW, und der voriges Jahr angekündigten E-175 mit 6 MW dürften die Nordwestdeutschen die Lücke wieder schließen. Mir sechs installierten E-160 demonstrierten sie 2022 dafür bereit zu sein.

Dabei machen die Auricher die im gesamten deutschen Windenergiemarkt wirkenden Bremsfaktoren aus weltweiten Krisen als für sich besonders belastend aus. Lieferkettenstörungen infolge der Pandemieschutzmaßnahmen in chinesischen Export-Häfen, Mangel an Stahl aufgrund des Krieges in der Ukraine, die nach wie vor langsamen Genehmigungsverfahren und schwierige Projektfinanzierungen infolge von Zinsanstieg und Teuerungen führten zu Projektverschiebungen als „zweiter massiver Effekt“, wie Enercon-Sprecher Felix Rehwald auf Nachfrage erklärt. Alleine Netzanschlüsse für 200 MW habe Enercon hauptsächlich aus diesen Gründen auf 2023 verschoben.

Auch andere Turbinenbauer melden auf Nachfrage durch ERNEUERBARE ENERGIEN anhaltende Schwierigkeiten mit Mängelsituationen in den globalen Krisen. Doch die Auswirkungen der Krise auf das Investitionsklima mag gerade bei bevorstehenden Wechseln im Anlagen-Portfolio wie bei Enercon eine besondere Rolle spielen: Ein zunehmender „Attentismus“ präge das Verhalten sehr vieler Investoren, sagt Enercon-Mann Rehwald. Aufgrund der Krisenlagen warteten diese auf bessere Bedingungen bei Kosten, Inflation, Projektsicherheiten oder eben auf neue Anlagengrößen.

Die viertplatzierte Wettbewerberin, GE-Konzerntochter GE Wind Energy stagnierte mit 234 MW nach 247 MW im Jahr davor. Noch 47 Turbinen und damit 5 Turbinen weniger, stellte das US-amerikanische Unternehmen aus der Fertigung der deutschen Produktionsstätte in Salzbergen bereit. Wo Enercon beim Portfolio noch zeitlich zurückliegt, ist GE womöglich ein wenig zu weit voran. Die Anlagenplattform Cypress mit 158 Meter Rotordurchmesser hatte GE schon 2018 eingeführt. Deren 4,8-, 5,3- und 5,5-MW-Anlagen waren 2022 das siebterfolgreichste Modell in Deutschland gemessen an den Neuerrichtungen. Die Anlagen verkaufen sich gut, schaffen aber noch nicht den Durchbruch in den Bereich der meistverkauften Turbinentypen. Mit je einem Windpark aus acht und einem aus sechs Anlagen der Cypress-Plattform brachte das Unternehmen 2022 in der Fünf-bis-Sechs-MW-Klasse 42,5 und 33 MW auf die Waage. Die Projekte Alfstedt bei Rotenburg und DG in den Gemeinden Dalldorf und Grabau bei Uelzen prägten das GE-Marktjahr im Deutschland-Onshore-Geschäft 2022 ähnlich der Großprojekte bei Vestas nur halb. Auch GE errichtete eine Vielzahl von Zweier- und Dreier-Anlagen-Ensembles des Cyprus-Typs.

Dahinter kommt gerade noch Siemens Gamesa im wörtlich zu nehmenden Prozent-Bereich vor. Mit einem Anlagenfeld aus vier Turbinen mit je 4,1 MW Nennleistungen vom Direktantriebstyp SWT-DD-142 ging 2022 der Bürgerwindpark Borchen in Nordrhein-Westfalen in Betrieb. Dabei handelt es sich noch um eine Anlagentechnologie, die das deutsch-dänisch-spanische Unternehmen gar nicht mehr im Portfolio hat. Umso wichtiger war für Siemens Gamesa die Errichtung der ersten zwei Anlagen der eigenen Plattformgeneration 5.X in Deutschland. Im schleswig-holsteinischen Nortorf errichteten die Bauteams zwei Windkraftanlagen mit 155 Meter Rotordurchmesser und 6,6 MW.

Windpark-Dahme: Feier zum Start der ersten zwei Nordex-Turbinen vom Typ N163/6.X in Deutschland. Diese beiden südlich des Höhen­zuges Deister leisten 5,7 Megawatt.

Foto: Landwind-Gruppe

Windpark-Dahme: Feier zum Start der ersten zwei Nordex-Turbinen vom Typ N163/6.X in Deutschland. Diese beiden südlich des Höhen­zuges Deister leisten 5,7 Megawatt.

Siemens Gamesa vor Rekord-Repowering

Dass nun geschäftliche Zeitenwende ist, liest Siemens-Gamesa-Sprecher Marco Lange an der 2023 bevorstehenden Errichtung des deutschen Rekord-Repowering-Windparks Elster ab. Das VSB-Projekt wird in diesem Jahr mit 16 Anlagen vom Typ SG 6.6-155 Realität werden – mit deutlich über 100 MW also. Und die Bestellungen im letzten Quartal des vergangenen Kalenderjahres haben Siemens Gamesa neue deutsche Onshore-Windkraft-Aufträge eines Volumens von 165 MW eingebracht.

Keine erwähnenswerte Rolle spielten 2022 Vensys, Eno Energy aus Rostock sowie Max Wyn, die Windturbinen-Tochter des Betonturmzulieferers Max Bögl. Letztere errichtet letzte Anlagen der nicht mehr existierenden Senvion. Vensys und Eno Energy steht aber die Einführung der Sechs-MW-Klasse in den kommenden zwei Jahren bevor.

Das Wachstum des deutschen Onshore-Marktes dürfte auch 2023 noch einmal anhalten, davon gehen die Unternehmen und Windenergieverbände bislang trotz anhaltender Krisen aus. Bei Nordex vermutet Deutschland-Chef Brüggemann, dass Lieferkettenprobleme und verzögerte Inbetriebnahmen anhalten werden. Doch es sei gelungen, alle Rückstände aus Ende 2021 Anfang 2022 schnell abzuarbeiten und die Anlagen zu errichten. So dürften die Krisen anhalten. Aber so lange sich weiterhin die Rückstände aus dem Vorjahr aufholen ließen, gleiche es die neuen Rückstände am nächsten Jahreswechsel aus. „Wenn nicht noch weitere unvorhersehbare globale Entwicklungen passieren, sind wir in einer wieder geringeren Anspannung: und zwar in einer Anspannung auf dem Level, auf dem diese Branche schon Ende 2021 noch vor dem Ukrainekrieg war“, taxiert es der Nordex-Manager.

An den Genehmigungen für künftige Windparks lässt sich ablesen, wie sich das Investoreninteresse weiter in Richtung der Fünf- bis Sechs-MW-Klasse verschiebt. Noch bleiben die 150 Meter Rotordurchmesser gemäß den Bestelldaten 2023 dominierend. Am meisten Aufträge liegen aktuell für V150 und N149 vor. Enercons E-138 bleibt auch bei den Ordern auf Rang drei. Doch sind auch Anlagen der Fünf- bis Sechs-MW-Klasse und mit über 160 Meter Rotordurchmesser schon in großer Zahl bestellt. Der Reihe nach: V162, E-160, die Cypress-Plattform, N163, die Siemens-Gamesa-Plattform 5.X und sogar das 2022 neuvorgestellte Siemens-Gamesa-Modell mit 170 Meter Rotordurchmesser. 

1,5 neue Anlagen pro Tag, nötig wären 7

Über die noch ausgebliebene Beschleunigung in der Erholung des deutschen Windenergiemarktes von seinem Tief im Jahr 2019 zeigen sich die Branchenorganisationen enttäuscht. Trotz zahlreicher Beschleunigungsgesetze aus dem ersten vollen Regierungsjahr habe auch das vom Grünenpolitiker Robert Habeck geführte Wirtschaftsministerium kaum Impulse setzen können. Das sagt der Präsident des Bundesverbandes Windenergie, Hermann Abers.

An vielen Stellen habe die Ampelkoalition sich auf Regeln im Kleinen versteift. Insbesondere, dass die Bundesländer erst 2027 einen Teil der benötigten Flächen zum Ausbau der Windkraft ausweisen müssen, kritisiert Albers. Die Windbranche müsste gemäß ihren Berechnungen täglich bis zu sieben Windturbinen neu errichten. Tatsächlich waren es 2022 rund 1,5 pro Tag. W

Meist­installierte Turbinentypen (Inbetrieb­nahmen 2022 in Deutschland)

N149 Nordex: 88

E-138 Enercon: 70

V150 Vestas: 59

V136 Vestas: 42

N117 Nordex: 42

E-115 Enercon: 40

4.8/5.3/5.5-158 GE: 37

V126 Vestas: 30

N131 Nordex: 27

V162 Vestas: 20

N133 Nordex: 14

E-126 Enercon: 14

Meist­genehmigte Turbinentypen (nicht errichtet)

V150 Vestas: 257

N149 Nordex: 249

E-138 Enercon: 226

V162 Vestas: 187

E-160 Enercon: 120

5.3/5.5-158 GE: 116

E-115 Enercon: 104

N163 Nordex: 90

V126 Vestas: 81

V136 Vestas: 80

N117 Nordex: 61

N133 Nordex: 49

SG.6/6.6-155 SGRE: 47


Marktanteile

Ranking Anlagenbauer nach Markt­anteil (Prozent) an der 2022 in Deutschland brutto zugebauten Windkraft an Land von 2.405 Megawatt (MW). Davon Nordex 769 (2021: 285), ­Vestas 712 (595), Enercon 601 (669), GE 234 (248), Siemens Gamesa 30 (86), Sonstige 59 MW. (Quelle: FA Wind/Marktstamm­datenregister)

Bild: Tilman Weber

Transport eines 70-Meter-Rotorblattes zum Standort Vettenbüttel in Schleswig-Holstein. Die drei N149 erzeugen seit Dezember Strom.

Foto: WindPlan Witthohn + Frauen GmbH & Co. KG

Transport eines 70-Meter-Rotorblattes zum Standort Vettenbüttel in Schleswig-Holstein. Die drei N149 erzeugen seit Dezember Strom.
Pfahlgründung für Enercon-Anlagen E-115 im Projekt Kattrepel

Foto: AARSLEFF Gruppe

Pfahlgründung für Enercon-Anlagen E-115 im Projekt Kattrepel

Jahr der großen Windparks

Dank Großturbinenleistungen von fünf und mehr Megawatt (MW) genügen schon vier Anlagen, um 20 MW Erzeugungskapazität zu erreichen. Einige solcher Windturbinenvierer aus jüngsten Hochleistungsplattformen gingen 2022 ans Netz. Von 21 Windparks mit mindestens 20 MW waren viele sogar deutlich größer. Anlagenfelder mit fünf bis neun Maschinen prägten den Markt – bei bis zu 50 MW Nennleistung. Größtes Projekt war das Repoweringfeld Reußenköge an der schleswig-holsteinischen Westküste mit knapp 90 MW. Hier entstand nach jahrelanger Parkmodernisierung seit 2015 ein 300-MW-Windkraftwerk. Zugleich gewann auch der bisher größte Repowering-Windpark, Windpark Meerhof bei Paderborn, sechs weitere Vier-MW-Anlagen hinzu.