In der Erhebung möglicher Teilnehmender der nächsten Erneuerbare-Energien-Ausschreibung und der für die Gebote in Frage kommenden Windenergie- und Photovoltaik-Projekte hat die zuständige Italienische Behörde GSE ein Potenzial von 20,5 Gigawatt (GW) ermittelt. Wie die GSE nun bekannt gab, ließen im Bereich Photovoltaik (PV) projektierende Unternehmen 1.387 PV-Vorhaben mit zusammen rund 17,5 GW für eine Teilnahmeberechtigung registrieren. Windenergie-Projektentwickler meldeten Projekte mit zusammen 2,87 GW an. Damit haben Erneuerbare-Energien-Projekte vorantreibende Unternehmen tatsächlich ungefähr so viel neue Erneuerbare-Energien-Kapazitäten ins Spiel gebracht, wie die GSE im besten Fall in diesem bevorstehenden Tender mit Vergütungszuschlägen absichern darf.
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Im Juni war die erste Runde des neue Ausschreibungssystems Fer-X Transitorio mit der Voranmeldung der Projekte gestartet. Das wörtlich Übergangs-Fer-X genannte Auktionssystem sieht nach der zur Mitte der ersten Juliwoche von der GSE abgeschlossenen Registrierungsphase das eigentliche Bieterverfahren vor. Bis Mitte September sollen die Anbieter der nächsten Windenergie- und PV-Anlagenparks ihre Gebote verbindlich einbringen. Dann muss GSE die Zuschläge für die besten Gebote erteilen. Die Ausschreibungsregelung des Fer-X Transitorio sehen dabei vor, dass die Behörde im ersten Tender maximal für 8 GW PV und 2,5 GW Windkraft grünes Licht geben darf. In einem zweiten möglicherweise noch in diesem Jahr stattfindenden Tender kann sie noch zusätzlich bis zu 2 GW PV und 1,5 GW Windkraft obenauf mit Vergütungsrechten versehen.
Für Wasserkraftprojekte und Klärgas-Energieerzeugungsanlagen, die ebenfalls unter das Fer-X-Ausschreibungsregime fallen, gab es in der ersten Registrierungsphase nun keine Angebote.
Insgesamt zielt das neue Ausschreibungssystem Fer-X darauf ab, dass bis 2030 die Strombranche jährlich weitere 9 GW PV und 2 GW Windkraft zur Stromerzeugung dazu bekommt. Damit soll Fer-X das nationale Ziel eines Ausbaus der Grünstromerzeugung von derzeit rund 77 GW auf 131 GW bis 2030 erreichen lassen, wobei bis dahin auch erste Offshore-Windparks im Meer entstehen könnten. Für die Meereswindparks sollen derweil noch drei Ausschreibungsrunden eines zweiten Auktionssystems stattfinden. Es heißt Fer-2, und soll bis 2028 für Meereswindparks mit zusammen 3,8 GW den Zuschlag bringen. Das Übergangssystem des Fer-X gilt noch bis Ende des Jahres, ehe das eigentliche neue Tenderregime Fer-X mit möglicherweise verfeinerten Auktionsregeln startet. Diese Aufteilung soll es erleichtern, dass die Europäische Union mit ihrer Wettbewerbsbehörde, der EU-Kommission, das Ausschreibungssystem rechtzeitig zulassen kann.
Der italienische Minister für Umwelt und Energiesicherheit, Gilberto Pichetto Fratin, lobte das Ergebnis der Registrierung durch die GSE. Die Entwicklung im Rahmen der neuen Ausschreibungssytematik des Fer-X-Transitorio, „geht in die gewünschte Richtung einer allmählichen Senkung der Energiepreise. Dank gezielter Maßnahmen und Anreize für Unternehmen werden die von den Verbrauchern zu tragenden Kosten tendenziell sinken, was konkrete Vorteile für die Haushalte und das Produktionssystem mit sich bringt".
Die bisherigen Tender seit 2019 hatten in Italien regelmäßig mit drastischen Unterzeichnungen abgeschlossen. Viele bürokratische Hürden und fehlende rechtliche Vorgaben an die Regionen für eine Freigabe zum Beispiel neuer Projektierungsflächen oder für zügige Genehmigungsverfahren für Wind- und PV-Projekte hatten zu regelmäßig nur wenig Zuschlägen der Tender geführt. Das ursprünglich nur bis 2021 vorgesehene erste Fer-Auktionssystem endete erst im vergangenen Jahr 2026 mit der 16. Runde damit, dass die vorgesehenen Ausschreibungsvolumen ihre Vergütungszuschläge erhalten haben. Bisher sind in Italien rund 13 GW Windkraft und 37 GW an PV-Kapazität installiert, außerdem 23 GW Wasserkraft.
Ein stark in Italien engagiertes Unternehmen ist beispielsweise auch RWE. Das italienische Tochterunternehmen des deutschen Energiekonzerns betreibt bereits eine italienische Wind- und Solarflotte mit 536 Megawatt (MW) im Land und will diese Präsenz mit einer umfangreichen Projektpipeline in unterschiedlichen Entwicklungsstadien weiter ausbauen. „Das Unternehmen ist mit rund 200 Mitarbeitenden entlang der gesamten Wertschöpfungskette gut aufgestellt, in die FER-X-Tender zu gehen“, so formuliert selbst auf Anfrage.
Bisher betreibt RWE überwiegend knapp 20 Jahre alte Windparks in Italien. Seit 2019 hat es vier Windparks aus eigener Entwicklung zusätzlich. Derzeit nimmt RWE 5,9-MW-Turbinen im Projekt Mondonuovo mit 53 MW in Betrieb, die Bauarbeiten zu zwei weiteren Windparks mit insgesamt 93 MW starten in Kürze. Außerdem stellte das Unternehmen seinen ersten italienischen PV-Park Bosco mit 8,3 MW fertig, zwei Agri-PV-Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 19,1 MW befinden sich im Bau.
Lesen Sie unseren Analyseartikel über den Neustart des italienischen Erneuerbare-Energien-Zubaus mit vielen weiteren Informationen insbesondere auch zur Windkraft und zu anderen Unternehmen in unserer nächsten ERNEUERBARE-ENERGIEN-Ausgabe, im Juli-Heft.