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Kommunale Windparks

Strom aus mittelhessischer Waldluft

Die Windenergiefelder Amöneburg-Roßdorf und Rabenau haben einiges gemeinsam: Sie stehen auf je einer bewaldeten Kuppe im mittelhessischen Bergland. Die Standorte befinden sind nicht einmal zehn Kilometer voneinander entfernt. An beiden Projekten beteiligen sich Kommunen. Und die neuen Windparks haben mit 12,5 bis 17,5 Megawatt (MW) etwa dieselbe Kapazität. Sie sind mit 2,5-MW- Anlagen des Windturbinenbauers GE bestückt, deren Großrotoren 120 Meter Durchmesser aufweisen.

Auf der jüngst mit Kabelarbeiten eröffneten Baustelle des Windparks Amöneburg-Roßdorf wachsen nun fünf der GE-Windenergieanlagen auf rund 140 Meter Nabenhöhe. Der vom rheinland-pfälzischen Projektierer Juwi konzipierte Windpark kann je nach abschließender Behördengenehmigung auch noch um zwei weitere Turbinen auf eine Stärke von dann sieben Anlagen ausgebaut werden. Zum Jahresende werden zunächst fünf Anlagen und damit 12,5 MW ans Netz gehen. Die Kleinstadt Amöneburg mit gerade mal gut 5.000 Einwohnern hat sich eine Option gesichert, um nach dem Bau entweder selbst den Windpark in Betrieb zu nehmen oder ihn zumindest in Teilen einer Bürgerbeteiligung zu übergeben. Die erst im März 2013 eingetragene Energiegenossenschaft Marburg-Biedenkopf vertritt hier den Anspruch, dass sich Bürger finanziell beteiligen können. Außerdem sind im Boot der Planer die Stadtwerke Marburg und eine weitere Kommune.  Über einen städtebaulichen Vertrag hatte sich die Gemeinde Amöneburg ihren Einfluss auf die Planungen außerhalb der zu diesem Zeitpunkt vorgesehenen Windparkeignungsflächen der Regionalplanung gesichert.

Sehr viel Strom aus mäßig viel Wind

Der Windpark wird dank der großen Rotoren eine verhältnismäßig hohe Auslastung haben: Die darauf spezialisierten Binnenlandturbinen sorgen speziell in küstenferneren deutschen Regionen und zunehmend auch im Ausland dafür, dass die Anlagen trotz der hier unregelmäßigeren Winde regelmäßiger Strom produzieren. GE´s 2,5-MW-Anlagen gehören hier zu den Anlagen der 2,5-MW-Leistungsklasse mit den verhältnismäßig größten Rotoren. Juwi erwartet eine jährliche Stromproduktion von „mehr als 40 Millionen Kilowattstunden“. Das entspräche umgerechnet fast 3.000 Volllaststunden jährlich beziehungsweise einer Auslastung der installierten Kapazität von 34 Prozent: für einen Standort, wo die vom Tüv Süd erstellte offizielle hessische Windressourcenkarte  auf 140 Meter Nabenhöhe nur zwischen fünf und sechs Meter pro Sekunde als durchschnittliche Windgeschwindigkeit ausweist, ist das ein guter Wert. Denn gewöhnlich gelten Windpark-Standorte mit Windgeschwindigkeiten unterhalb von sechs Metern pro Sekunde als grenzwertig in ihrer Rentabilität. Zum Vergleich: In einer Potenzialstudie hatte das Bundesumweltamt 2013 die Volllaststundenmengen der deutschen Windenergiestandorte veröffentlicht. Dabei finden sich Windparks wie die von Amöneburg-Roßdorf mit fast 3.000 jährlichen Volllaststunden ganz am oberen Rand der am meisten verbreiteten möglichen Auslastungswerte hiesiger Windpark-Standorte zwischen 2.300 und 2.900 Volllaststunden.

Allerdings betont Juwi-Pressesprecher Felix Wächter auf Anfrage von ERNEUERBARE ENERGIEN, Juwi habe den Wind am Standort auch direkt gemessen und bessere Windwerte als im Windressourcenatlas für den Standort ermittelt.

Rund fünf Kilometer Luftlinie südlich davon steht der Windpark Rabenau kurz vor dem Netzanschluss. Dort errichtet der Stadtwerke-Verbund Trianel sechs GE-2.5-120-Turbinen mit insgesamt 15 MW Leistung an einem ehemaligen Militärstandort im Wald. Der Windpark würde gemäß jährlich 38 Millionen konzipierter Jahreserzeugung eine leicht geringere Auslastung haben als das benachbarte Juwi-Projekt. Am 2. Juli unterzeichnete Trianel einen Kaufvertrag für den Windpark mit dem schleswig-holsteinischen Projektierer Iterra Wind.

(Tilman Weber)