Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Solarparks

Investition auf gutem Grund

Die Sonderdegression des Einspeisetarifs für Solarstrom trifft die PV-Branche hart. Sie wird den Markt verändern – auch bei den Installateuren. „Wir haben unsere Prozesse schon im Frühjahr auf die Zeit nach dem 1. Juli umgestellt“, sagt Michael Stollwerk von Geckologic. Die Installationsfirma aus Wetzlar gehört zu den großen im Solargeschäft, sie hat 140 Mitarbeiter. „Der unglaubliche Run geht seinem Ende entgegen.“ Das klingt ein bisschen nach Erleichterung. Geckologic hat mehr als ein Jahr rapiden Wachstums hinter sich, muss jetzt seine internen Abläufe optimieren. Derzeit baut die Firma ein bundesweites Netz mit Partnerbetrieben auf, „damit wir schnell auf regional verteilte Kapazitäten zugreifen und auch in Zukunft wachsen können.“ Kleinere Betriebe nehmen das Angebot dankend an, denn für sie könnte es ab Juli eng werden. „Wir beobachten, dass sich allein agierende Solarteure oder kleinere Installationsbetriebe unter unsere Fittiche begeben, um angesichts schwindender Margen zu überleben.“

Stollwerk glaubt nicht, dass die Modulhersteller im Herbst die Preise senken. Deshalb wird es vor allem bei großen Solaranlagen darum gehen, die Kosten in der Montage zu senken. Bei einem Solarpark machen sie bis zu einem Drittel der Systemkosten aus. Stollwerk sagt: „Wenn die Marge der Installateure schrumpft, werden etliche Betriebe nicht überleben.“

Kleine Handwerker haben bei Solarparks mit mehr als einem Megawatt Leis­tung ohnehin kaum eine Chance, weil sie die Größe einer solchen Aufgabe überfordert. Zudem haben alle großen deutschen Modulhersteller mittlerweile eigene Pla­nungsteams für das Projektgeschäft aufgestellt, die mit zertifizierten Installationsbetrieben arbeiten. Wer nicht bundesweit aufgestellt ist, bleibt draußen. Das bestätigt David Muggli, Inhaber eines mittelgroßen Installationsbetriebes in Nordrhein-Westfalen. Er prophezeit: „Kleine Betriebe mit ein bis drei Leuten gehen im nächsten halben Jahr kaputt oder gliedern sich großen Installateuren an.“ Seine Firma agiert zwischen Bonn und den nördlichen Landkreisen in Rheinland-Pfalz. „Effizienz in der Pro­jektabwicklung und Montage wird das beherrschende Thema der kommenden Monate“, sagt Muggli voraus. „Auch und vor allem für das Handwerk. Als Ein-Mann-Betrieb können Sie kaum effizienter werden, das ist reine Selbstausbeutung. Mit zwanzig Leuten kann ich das sehr wohl.“ Muggli hat ein System zur internen Qualitätssicherung aufgebaut. Derzeit bereitet er ein regionales Netzwerk vor, um verstärkt mit kleinen Installateuren zu kooperieren. „Dann kann ich sogar große und anspruchsvolle Anlagen planen und bauen“, sagt er. Denn dorthin tendiert der Markt.

Sorgfältige Planung nötig


Die Montage eines Solarparks unterscheidet sich grundsätzlich von der Installation auf oder im Dach. Solarparks werden immer auf der Freifläche errichtet, egal ob es sich um eine Konversionsfläche, einen Acker oder den Seitenstreifen der Autobahn handelt. Allein die Transportlogistik für die Module bedarf sorgfältiger Planung. Kristalline Module werden in Containern angeliefert, zu je 100 Kilowatt. Ein Solarpark mit 25 Megawatt benötigt also 250 Container, die man nur mit dem Kran bewegen kann. Ihre Lieferung muss Just-in-time erfolgen, damit keine Standkosten durch Leerlauf entstehen oder sich die Lkw stauen. Das Handling insbesondere rahmenloser Module erfordert große Sorgfalt, um Bruch oder Schäden zu verhindern.

Für den Montageaufwand entscheidend sind die Fundamente, um die Module aufzuständern. Die Beschaffenheit des Bodens, das Relief und die Standfestigkeit der Fundamente haben erhebliche Auswirkungen auf die Montagekosten. Für die Gründung sind die örtlichen Lasten aus Schnee und Wind ausschlaggebend. Auch das Eigengewicht der Module und ihrer Montageprofile spielen eine Rolle. Ähnlich wie Brücken sind Solarparks durch Schwingungen gefährdet, die durch Böen induziert werden. Rahmenlose Solarmodule weisen ein anderes Verformungsverhalten als gerahmte Module auf.

Das einfachste System ist die Gründung der Aufständerung auf einem oder zwei Pfählen, die ins Erdreich gerammt werden. Einpfostensyste­me sind billig, aber statisch nicht sehr belastbar. Bei zu viel Wind oder Schnee knicken sie weg. Zweipfostensysteme benötigen mehr Aufwand, um den Untergrund herzurichten. Alternativ zur Rammung verwendet man Dreh- oder Schraubfundamente, die man wie eine Schraube in den Erdboden hineindreht. Eine weitere Alternative – zum Beispiel für nachgeführte Systeme – sind Betonfundamente, sowohl aus Fertigbeton als auch aus Ortbeton. Zur Aufständerung der Module verwendet man Montagesysteme aus Holz, Aluminium und Stahl.

Eigengewicht der Gestelle


Holzkonstruktionen sind vergleichsweise leicht, verziehen sich aber im Laufe von 20 Jahren. Man muss sie gegen Feuchtigkeit imprägnieren und direkten Kontakt mit dem Erdreich vermeiden. Auch Aluminium ist ein sehr leichter Werkstoff. Die Systeme sind einfach zu installieren und korrodieren kaum, allerdings ist der Preis für Aluminium erheblichen Schwankungen unterworfen. Aufgrund seiner thermischen Eigenschaften entstehen im Material höhere Spannungen durch Hitze oder Frost. Bei der statischen Auslegung des Montagegestells sind die Knick- und Beul­eigenschaften der Materialien Stahl und Aluminium zu berücksichtigen. Bei Stahl schlagen das hohe Eigengewicht und der Aufwand für den Korrosionsschutz negativ zu Buche.

Oft unterschätzt wird die Gefahr durch Blitze oder Überspannungen. Kleinere Dachanlagen kann man oft in den be­stehenden Blitzschutz einbinden. Solarparks auf freier Fläche benötigen ein aufwändiges Schutzkonzept. Aus mehreren Gründen, wie Jens Ehrler, Experte bei der Firma Dehn und Söhne in Neumarkt, berichtet: „Je größer der Solarpark ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Blitz einschlägt. Das hat etwas mit der Blitzdichte auf der Erdoberfläche zu tun. Zweitens: Anlagen auf der freien Fläche können sich in der Regel nicht auf ein vorhandenes System zum Blitzschutz stützen, es muss in jedem Fall aufgebaut werden. Und: Kluge Vorplanung reduziert die Kosten, denn aufgrund der gro­ßen Solarflächen summiert sich der Kabelbedarf.“ Hinzu kommen Fangmasten, Erder, Grabungsarbeiten für erdverlegte Kabel und die Vermaschung der Fundamente zum Potenzialausgleich. Auch die Betriebsgebäude der Einspeisesta­tion und der Wechselrichter werden mit Blitzschutz ausgerüstet. Die Erdungsanlage wird als Ringerder mit Maschen von 20 × 20 Meter ausgeführt. Die metallischen Gestelle der Module werden alle zehn Meter an die Erdungsleitungen angebunden, das Betriebsgebäude mit Fundamenterdern nach DIN 18014 abgesichert. Die Erdung der Module und des Betriebsgebäudes sind miteinander über Leitungen aus Bandstahl verbunden. Das klingt so teuer, wie es tatsächlich ist. Jens Ehrler schätzt: „Rund 2,5 Prozent der Gesamtinvestition für einen Solarpark entfallen auf den Schutz gegen Blitzeinschlag und Überspannungen.“

Manpower nach dem Netzanschluss


Ist das Solarkraftwerk ans Netz gegangen, fängt die eigentliche Arbeit erst an. Denn fortan sollen die Module stromen – und zwar mindestens 20 Jahre lang. Ein ausgefeiltes Monitoring dokumentiert den Ertrag und bildet die Grundlage für die Quartalsberichte an die Investoren. Besonders kritisch sind Fehler an der Netzeinspeisung oder am Wechselrichter. Dann müssen die Techniker möglichst schnell reagieren, um die Ertragsverluste zu minimieren. Große Solarparks benötigen Sicherheitspersonal für regelmäßige Kontrollgänge, etwa zum Schutz gegen Vandalismus oder Diebstahl. Das allein erfordert mindestens einen Zaun mit Übersteigschutz sowie ein gesichertes Zugangstor. Video­überwachung, Barrieren aus Mikrowellen oder Infrarotsensoren mit Alarm über Kabel oder Funk ergänzen das Sicherheitskonzept, allerdings sind Aufwand und Nutzen im Einzelfall abzuwägen. Das Bayerische Landeskriminalamt nennt Schadenssummen von 50.000 bis 80.000 Euro bei schwerwiegenden Fällen von Diebstahl. Ein Sicherheitssystem, das 100.000 Euro kostet, macht sich angesichts dessen schnell bezahlt.

Nicht zu vernachlässigen sind die Kosten für die regelmäßige technische Wartung der Anlage, beispielsweise durch spezialisierte Ingenieurbüros. Betrieb und Wartung kosten zwischen drei und fünf Prozent des finanziellen Solarertrags. Werden sie gut geplant und durchgeführt, können sie den Ertrag um bis zu 15 Prozent steigern.