Europas Energiesicherheit steht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine mehr denn je im Fokus. Vor diesem Hintergrund hat nun auch in Berlin ein neuer internationaler Thinktank seine Arbeit aufgenommen: die European Initiative for Energy Security (EIES). Geleitet wird das deutsche Büro von der Energieexpertin Sabrina Schulz.
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EIES verfolgt das Ziel, die europäische Energieversorgung langfristig robuster aufzustellen, Abhängigkeiten von einzelnen Staaten oder globalen Lieferketten zu verringern und zentrale Energieinfrastrukturen besser zu schützen. Initiiert wurde die Organisation 2023 in Brüssel, nun expandiert sie in weitere europäische Hauptstädte. Finanziert wird das Vorhaben unter anderem durch philanthropische Stiftungen, Unternehmenspartnerschaften und Zuwendungen der NATO.
Wie sich die deutsche Politik auf die Stabilität von Unternehmen auswirkt
Fokus auf Rohstoffe, Infrastruktur und IndustriepolitikMit Studien, politischen Handlungsempfehlungen und Vernetzungsarbeit adressiert EIES gleich mehrere Handlungsfelder, die für die zukünftige Versorgungssicherheit in Europa entscheidend sind:
Kritische Rohstoffe: Die Initiative mahnt eine sichere Versorgung mit Seltenen Erden und anderen strategisch bedeutsamen Materialien an – etwa durch heimischen Abbau, Recycling, Verarbeitung in Europa sowie einen hohen Nachhaltigkeitsstandard bei importierten Rohstoffen.Infrastruktur-Sicherheit: Neben physischen Bedrohungen stehen auch Cyberrisiken im Mittelpunkt. EIES empfiehlt, Resilienzkriterien bereits in Entwicklungs- und Fertigungsprozesse zu integrieren und den Austausch zwischen Behörden und Unternehmen auszubauen.Stärkung europäischer Industrien: Durch eine angepasste Regulierung, „Made in Europe“-Kriterien und eine industriepolitische Gesamtstrategie sollen die Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit von Schlüsselbranchen wie Batterie- und Windenergie gefestigt werden.
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„Energiesicherheit ist die neue Standortfrage“
Direktorin Sabrina Schulz, die seit diesem Jahr das Berliner Büro von EIES leitet, warnt vor den Folgen wachsender geopolitischer Spannungen: „Energiesicherheit ist die neue Standortfrage.“ Sie fordert, europäische Wertschöpfungsketten in den Bereichen erneuerbare Technologien, Speicher und Batterien konsequent auszubauen. „Wir brauchen strategische Partnerschaften, einen stärkeren europäischen Energiebinnenmarkt und den robusten Schutz unserer Energieinfrastruktur“, betont Schulz.
Handlungsdruck für die Bundesregierung
EIES verweist in diesem Zusammenhang auf den EU-„Critical Raw Materials Act“ und fordert eine konsequente nationale Umsetzung. Deutschland müsse zudem bestehende Rohstoffpartnerschaften – beispielsweise mit Chile, Peru oder Kasachstan – stärker mit Leben füllen. Bisher seien viele dieser Kooperationen nicht über Absichtserklärungen hinausgekommen. Unterstützende Finanzierungsinstrumente, wie ein Ausbau des deutschen Rohstofffonds, könnten hier helfen, Investitionsanreize zu schaffen und europäische Unternehmen zu stärken. Andernfalls, so die Warnung, werde China sich weiterhin den Zugang zu den attraktivsten Rohstoffvorkommen sichern.