In der Debatte um die Spitzenproduktion von Solarstrom und die negativen Strompreise weist der Ökoenergieversorger Green Planet Energy auf eine probate Lösung hin: die Nutzung des Stromüberschusses durch Elektroautos und Wärmepumpen. In einer von Green Planet Energy in Auftrag gegebenen Studie zeigen die Analysten des Beratungsunternehmens Enervis, dass die Anpassung der Leistung von Wärmepumpen und Ladestationen an die aktuelle Ökostrommenge im Netz viel Geld und Emissionen einspart.
Steuerung ohne Komfortverlust ist möglich
Voraussetzung ist, dass diese größeren Verbraucher clever gesteuert werden. Denn dann verlagert sich der Energieverbrauch von den klassischen Stoßzeiten morgens und abends in die Mittagsstunden mit hoher Solarleistung. Verbraucher müssen dadurch keine Nachteile befürchten. So sorgt die intelligente Steuerung von Wärmepumpen dafür, dass diese über Pufferspeicher vorheizen. Damit steht immer ausreichend Wärme bereit, um den Bedarf zu decken. Auch bei Elektroautos ist es bereits üblich, dass die Fahrer an den Wallboxen und Ladesäulen einstellen können, wann das Fahrzeug geladen bereitstehen muss. Auf diese Weise wird eine Lastverschiebung möglich, die die Elektromobilisten überhaupt nicht spüren.
Weniger negative Strompreise
Konkret belegt die Studie, dass sich die Anzahl der Stunden mit negativen Strompreisen deutlich um durchschnittlich 110 Stunden pro Jahr verringert. Dadurch werden Solaranlagen, aber auch Windkraftgeneratoren rentabler. Denn allein mit der intelligent gesteuerten E-Mobilität und Wärmepumpen passen jährlich etwa sechs Terawattstunden mehr ins deutsche Stromnetz. Dies spart auch den Einsatz von teuren Gaskraftwerken, was wiederum die Strompreise senkt. Zudem steigen die Markterlöse für die Betreiber von Photovoltaikanlage bis bis 2035 um etwa fünf Milliarden Euro.
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Flexibilität senkt die Kosten
Der optimierte Betrieb der Wärmepumpen und E-Autos sorgt nach Berechnungen der Analysten dafür, dass der durchschnittliche Börsenstrompreis jährlich um etwa vier Euro pro Megawattstunde sinkt. Bis 2033 wären bei einem weiteren Ausbau von Wärmepumpen und Elektromobilität sogar acht Euro pro Megawattstunde drin. „Wir müssen deshalb jetzt die Voraussetzung schaffen, damit die Millionen Wärmepumpen und E-Autos, die in den nächsten Jahren dazukommen, unser Stromsystem entlasten“, sagt Carolin Dähling, Leiterin Politik und Kommunikation bei Green Planet Energy. „Anstatt neue Erdgaskraftwerke im großen Stil zu subventionieren und damit den Strompreis zu erhöhen, senkt mehr Flexibilität die Kosten und schützt das Klima.“
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Digitalisierung verschleppt
Doch gerade in Deutschland fehle es an der Grundvoraussetzung: intelligente Zähler sind bisher noch rare Messsysteme in den deutschen Gebäuden. Der verpflichtende Einbau solcher Smart Meter startet in Deutschland jetzt erst. Andere europäische Länder wie Österreich oder Italien sind damit längst fertig. „Wenn wir die Digitalisierung der Energiewende weiter verschlafen, liegt dieses Potenzial brach“, warnt Carolin Dähling. „Die neue Bundesregierung muss den Smart-Meter-Rollout priorisieren und die rund 900 Messstellenbetreiber in Deutschland stärker in die Pflicht nehmen“, fordert sie.
Dähling warnt davor, die Ausbauziele für Wärmepumpen und Elektromobilität abzuschwächen und fordert mehr Tempo bei der Wärme- und Verkehrswende, um die Klimaziele zu erreichen. Sie sieht gerade in Kombination mit dynamischen Stromtarifen erhebliche Sparpotenziale – für die Verbraucher und für den Staat.
Die gesamte Studie „Flexibler Einsatz von Wärmepumpen und E-Fahrzeugen: Analyse der energiewirtschaftlichen Vorteile“ finden Sie auf der Webseite von Green Planet Energy. (su)