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Windmarkt Ausland

Brasilien im Aufwind

Ende 2013 sollen die fünf 30-Megawatt-Teilprojekte des Calango-Windparks im Nordwesten Brasiliens ans Netz gehen. Der Windparkt im Bundesstaat Rio Grande do Norte ist das größte von vier Vorhaben Iberdrolas mit insgesamt 288 Megawatt Leistung. Die Projekte werden mit Darlehen über umgerechnet 305 Millionen Euro von der staatlichen Entwicklungsbank ENBD gefördert.

Um solche zinsgünstigen Darlehen von der ENBD zu erhalten, muss die lokale Wertschöpfung brasilianischer Windprojekte mindestens 60 Prozent betragen. Da sich die meisten ausländischen Investoren die ENBD-Darlehen nicht entgehen lassen wollen, habe Brasilien laut Global Wind Energy Council (GWEC) lokale Produktionen etwa von Turbinen und Türmen de facto zur Vorschrift gemacht. Die tatsächlichen Vorschriften für lokale Produktionen allerdings hat Brasilien vor einigen Jahren abgeschafft.

Zu den großen Herstellern mit Engagement in Brasilien zählt unter anderem das spanische Unternehmen Gamesa: Erst im September hatten die Spanier einen Vertrag über 258 Megawatt verteilt auf zehn Windparks verkündet. Im ersten Halbjahr beginnt das Unternehmen die Anlagen vom Typ G97-2.0 MW für Projekte im Süden Brasiliens auszuliefern. Knapp ein Jahr später sollen alle Turbinen in Betrieb gehen. Gamesa produziert seit 2011 Windenergieanlagen in Brasilien und hat seitdem Lieferverträge über 692 Megawatt abgeschlossen.

Um überhaupt Windparks auf brasilianischem Boden bauen zu können, müssen die Projektierer an Projekte-Ausschreibungen teilnehmen. Dabei gewinnen die Unternehmen, die den günstigsten Preis pro Kilowattstunde Windenergie anbieten können. Dadurch entstand ein starker Preisdruck auch unter den Herstellern. Das kritisiert zum Beispiel Enercon. Das Auricher Unternehmen ist seit 14 Jahren in Brasilien aktiv und hatte 2011 und 2010 zwei Ausschreibungen gewinnen können. Bei der letzten Ausschreibung ging Enercon leer aus, wohl weil es den „mit der wachsenden Konkurrenz einhergehenden Preissturz nicht mitmachen“ wollte, sagt Enercon Geschäftsführer Hans-Dieter Kettwig. Trotz der widriger werdenden Bedingungen halten die Auricher aber weiterhin am Standort Brasilien fest.

Acht Gigawatt bis 2016

Denn der Absatzmarkt ist vielversprechend. Immerhin prognostiziert Windverband GWEC, dass bis 2016 acht Gigawatt Windleistung installiert sein sollen. GWEC-Generalsektretär Steve Sawyer lobt selbst den harten Konkurrenzkampf um niedrige Windpreis: „Das brasilianische Auktionssystem hat dafür gesorgt, dass die Kosten der Windenergie sehr konkurrenzfähig mit allen anderen Energieformen im Land geworden ist, obwohl diese niedrigen Preise Hersteller und Entwickler unter Druck gesetzt haben.“ Bei den letzten Auktionen erreichte der Preis pro Kilowattstunde laut mehreren Medienberichten Tiefstwerte von umgerechnet vier Cent pro Kilowattstunde.

Dennoch bauen die Unternehmen ihre Präsenz im Markt weiter aus. Erst Anfang Oktober kündigte der französische Anlagen-Hersteller Alstom an, eine Turmfabrik für jährlich 120 Windtürme zu bauen. In der ersten Hälfte des nächsten Jahres soll sie in Betrieb gehen. Seit 2011 hat Alstom zudem eine Turbinenfertigung mit 300 Megawatt Jahreskapazität in Brasilien im Betrieb, deren Produktionskapazität schon im nächsten Jahr verdoppelt werden soll. 2012 hat Alstom Verträge über fünf Windparks mit 288 Megawatt Gesamtleistung unterschrieben – ausgeliefert werden die Schwachwindturbinen ECO 122 mit 122 Meter Rotordurchmesser und 2,7 Megawatt Leistung.

Kosteneffizient mit kleineren Anlagen

Andere Hersteller wie GE, setzen angesichts des hohen Preisdrucks auf Strategien mit weniger Leistung. Denn kleinere Windenergieanlagen produzieren noch immer zu günstigsten Kosten Strom – deswegen dominieren solche Anlagen auch in der Regel die Märkte, in denen Bauland im Überfluss vorhanden ist. Für Brasilien hat GE seine 1,6-Megawatt-Plattform, der Kassenschlager in den USA auf 1,85 Megawatt hochgerüstet. Dafür seien lediglich größere Kabelquerschnitte wegen der höheren Ströme nötig gewesen und daneben wenige Änderungen im Generator und im Umrichtersystem. Die Strategie dahinter: Mit 1,85 Megawatt und 82,5-Meter Rotor könne man die vielen Volllaststunden die Brasiliens starkes Windangebot ermöglicht am effizientesten ernten, sagt ein Sprecher auf Anfrage.

(Denny Gille)