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Woche der Sonne

Erneuerbare mit gutem Image

Nur knapp jeder Zehnte Deutsche ist mit der Geschwindigkeit der Energiewende zufrieden. Der überwiegenden Mehrheit geht sie zu langsam. Nur knapp jedem Dritten ist das Tempo der Energiewende zu schnell. Das ist eines der Ergebnisse einer aktuellen Umfrage von Infratest Dimap im Auftrag des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar). Der Branchenverband stellte die Studie zum Auftakt der Woche der Sonne in Berlin vor. Die Meinungsforscher haben zwischen dem 12. und 20. März insgesamt 1.835 Personen bundesweit telefonisch befragt. Davon hat Infratest Dimap 853 ausschließlich aufgrund der Tatsache angesprochen, dass sie Hausbesitzer und damit potenzielle Kunden von Solaranlagen sind.

Persönliches Engagement ist vorhanden

Ein zentrales Ergebnis ist: „Die erneuerbaren Energien haben ein sehr gutes Image“, wie Jürgen Hofrichter von Infratest Dimap zusammenfasst. Der Mitautor der Studie erklärt: „Es gibt eine hohe Problemwahrnehmung, aber auch eine hohe Bereitschaft, sich selbst an der Energiewende zu beteiligen“. Das persönliche Engagement ist immerhin gut drei Vierteln der Befragten sehr wichtig oder zumindest wichtig. Nur fünf Prozent sagen, dass sie sich nicht an der Energiewende beteiligen würden. Allerdings steht die Beteiligung an einer Bürgersolaranlage nur an dritter Stelle der bevorzugten Möglichkeiten, sich zu beteiligen. Attraktiver ist für die Befragten eine Beteiligung an einer regionalen Energiegenossenschaft zur Eigenversorgung mit erneuerbaren Energien. Für 67 Prozent kommt an erster Stelle der Wechsel zu einem Energieversorger, der Strom aus erneuerbaren Energien anbietet. Die Hausbesitzer sind da allerdings etwas reger. Für fast jeden Dritten kommt die Installation einer Solaranlage auf dem eigenen Hausdach in Frage. Der Vermietung von Dachflächen stehen sie indes skeptisch gegenüber. Nur 41 Prozent der befragten Hausbesitzer würden das tun. Die Hinderungsgründe sind ebenso wenig überraschend wie die bevorzugten Methoden, sich an der Energiewende zu beteiligen. Vor allem die Probleme bei der Finanzierbarkeit der Anlagen und die unsicheren politischen Rahmenbedingungen stehen einem Engagement im Wege.

Debatte geht an Interessen der Bevölkerung vorbei

Wichtig ist den Befragten vor allem der Umweltschutz, der mit der Energiewende verbessert wird. Immerhin fast drei Viertel der Befragten sehen dort das wichtigste Kriterium, das bei den politischen Entscheidungsträgern im Vordergrund stehen sollte. Erst an zweiter Stelle kommt die Kostenverträglichkeit. „In der politischen Debatte steht aber der Kostenfaktor im Vordergrund“, kritisiert Jürgen Hofrichter von Infratest Dimap und Mitautor der Studie. „Für die Bevölkerung ist aber der Umweltschutz der zentrale Aspekt bei der Energiewende. Der wird aber in der Debatte völlig unterbelichtet.“ So jedenfalls nehmen es die Befragten wahr. Fast drei Viertel der befragten haben das Gefühl, dass sich die Diskussion im Wesentlichen um den Strompreis geführt wird. Außerdem stehen die Interessen der großen Energieversorger viel zu sehr im Mittelpunkt der politischen Debatte. Für 60 Prozent der Befragten steht die Versorgungssicherheit als wichtigstes Kriterium in der politischen Diskussion. Da sieht allerdings Jörg Mayer, Geschäftsführer des BSW-Solar kein Problem. „Was die Stromproduktioin betrifft, haben die erneuerbaren Energien im vergangenen Jahr die Atomenergie hinter sich gelassen“, erklärt er. „Im Jahr 2012 erzeugten die Anlagen in Deutschland 136 Terawattstunden Strom. Das sucht in Europa seines Gleichen.“

Speicher verhindern Mittagsspitze

Im weiteren Verlauf der Eröffnungsveranstaltung zur Woche der Sonne ging Jörg Mayer nochmals auf die am 1. Mai beginnende Speicherförderung ein. „Das Förderprogramm kann ein Treiber sein, weiter dezentrale Kraftwerke zu bauen“, hofft er. „Schließlich sind Solarstromspeicher ein sehr wichtiger Teil für die Realisierung der Energiewende und die soll ja weitergehen. Voraussetzung für die Förderung ist, dass der Speicher netzoptimiert betrieben wird. Das heißt, die Solarstromanlage lädt nicht – wie bei der konventionellen Speicherung – zunächst die Batterie auf und spiest dann mit voller Leistung ins Netz ein. Statt dessen erfolgt die Speicherung über die gesamte Zeit, in der die Photovoltaikanlage Strom produziert. Dadurch muss sich die Wirkleistung der Photovoltaikanlage auf der Seite der Netzeinspeisung auf 60 Prozent reduzieren. Über einen solchen Speicherbetrieb wird die sogenannte Mittagsspitze abgeschnitten, die bisher den Netzbetreibern einige Probleme bereitet hat. Eine weitere wichtige Voraussetzung ist, dass die Photovoltaikanlage nach dem 31. Dezember 2012 in Betrieb gegangen ist. Für Anlagen die zwischen dem 1. Januar und dem 30. April dieses Jahres installiert wurden, gibt es die Förderung, wenn das System mit einem Speicher nachgerüstet wird.

Größe der Anlage bestimmt Förderung

Speicherförderung Beispielrechnung | So ungefähr könnte die Gesamtsumme sein, die Berlin für die Investition in einen Solarstromspeicher ab 1. Mai bezahlt. Diese hier bezieht sich auf eine Anlage mit einer Leistung von fünf Kilowatt. Wie hoch der tatsächliche Förderbetrag am Ende ausfällt, kann aber nur die KfW beantworten. - © Grafik: BSW-Solar
Speicherförderung Beispielrechnung | So ungefähr könnte die Gesamtsumme sein, die Berlin für die Investition in einen Solarstromspeicher ab 1. Mai bezahlt. Diese hier bezieht sich auf eine Anlage mit einer Leistung von fünf Kilowatt. Wie hoch der tatsächliche Förderbetrag am Ende ausfällt, kann aber nur die KfW beantworten.

Die Höhe der Förderung beträgt etwa 30 Prozent des Speicherpreises, wird aber auch von der Größe des Solarstromgenerators bestimmt. Um den genauen Fördersatz zu ermitteln, muss der Investor zunächst die Kosten des Speichersystems durch die Leistung der Anlage dividieren und diesen Quotienten mit 0,3 multiplizieren. Dadurch erhält er den Zuschuss, den er pro Kilowatt Solarstromleistung bekommt. Multipliziert man dieses Ergebnis noch mit der Anlagenleistung, kommt man zum Gesamtzuschuss, den der Investor erhält. Die Obergrenze der Förderung liegt allerdings bei 600 Euro pro Kilowatt. Sollte eine bestehende Photovoltaikanlage mit einem Speicher nachgerüstet werden, zahlt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die mit der Auszahlung der Förderung beauftragt ist, nochmals 60 Euro pro Kilowatt Leistung zusätzlich zur Fördergrenze bei Neuanlagen. Der Gesetzgeber will damit die höheren Kosten für die Einbindung eines Speicher in ein bestehendes System ausgleichen. Zusätzlich gewährt die KfW noch zinsgünstige Kredite zur Anschaffung von Solarstromspeichern. Die Förderanträge nimmt die KfW ab 2. Mai dieses Jahres entgegen.

Dieses Jahr nur die Hälfte

Insgesamt stellt die Bundesregierung in diesem Jahr 25 Millionen Euro für die Förderung von Stromspeichern bereit. Das ist nur die Hälfte der Summe, die eigentlich angedacht war. „Wir erwarten aber, dass im nächsten Jahr die Fördersumme wieder verdoppelt wird auf die ursprünglich geplanten 50 Millionen Euro“, erklärt Jörg Mayer. „Außerdem erwarten wir durch die Förderung eine Senkung der Speicherkosten und sehr schnell einen sich selbst tragenden Markt.“ (Sven Ullrich)