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Nach Windgipfel

Flugsicherung wehrt sich gegen Kritik der Windbranche

Wenn es um den stockenden Ausbau der Windenergie an Land geht, ist ein Schuldiger schnell gefunden: Die Deutsche Flugsicherung (DFS) steht mit ihrem Beharren auf Mindestabständen von Windparks zu flugleitenden Drehfunkfeuer mit im Zentrum der Kritik. Laut Fachagentur Wind an Land können mehr als 1.000 Windenergieanlagen mit 4.800 MW Leistung in Deutschland aktuell nicht realisiert werden, weil ihnen der Einfluss auf Flugnavigationsanlagen entgegengehalten wird.

Doch die DFS weist die Vorwürfe zurück. „Wir blockieren nicht die Energiewende – das Gegenteil ist der Fall: Wir unterstützen den Ausbau der Windenergie, wo immer es möglich ist. Innerhalb unserer Anlagenschutzbereiche wird keine Windenergieanlage generell von uns abgelehnt“, sagt Prof. Klaus-Dieter Scheurle, Vorsitzender der Geschäftsführung der DFS.

„Jede Anfrage in diesen Gebieten wird im Genehmigungsverfahren von unseren Spezialisten in einer Einzelfallbetrachtung beurteilt, ob eine Baumaßnahme die Flugsicherheit beeinträchtigt und damit möglicherweise unzulässig ist. Ist dies der Fall, so geht für uns die Sicherheit im Luftraum vor“, betont Scheurle in einer jetzt veröffentlichten Stellungnahme. Maßstab für diese Entscheidung sei der Einfluss der Windräder auf die Genauigkeit des abgestrahlten Signals der Navigationsanlage. Werden Signale durch die Windräder abgelenkt und verfälscht, so könnten diese ungenau werden und seien damit nicht mehr sicher nutzbar. Drehfunkfeuer seien als Navigationsanlagen von großer Bedeutung für die sichere Luftraumnutzung. Sie seien daher wichtig für die Sicherheit im Luftverkehr.

DFS: 2.100 Windenergieanlagen im Schutzbereich

Die Kritik der Windbranche, dass die Ablehnungspraxis der DFS zur generellen Verhinderung von Windenergieprojekten im 15-km-Umkreis von Drehfunk-Navigationsanlagen führt, bezeichnete die DFS als „nicht nachvollzeitbar“. Richtig sei, dass sich mit dem Ausbau der Windenergie auf nunmehr knapp 30.000 Windenergieanlagen in Deutschland sich auch zunehmend die Anzahl dieser Anlagen innerhalb der Schutzbereiche von Radar- und Navigationsanlagen erhöhe. Insgesamt stehen laut Flugsicherung aktuell rund 2.100 Windenergieanlagen in Anlagenschutzbereichen von Drehfunkfeuern der DFS.

Auch wegen dieser Verdichtung müsse die Flugsicherung zusätzliche Windenergieanlagen im Anlagenschutzbereich innerhalb eines 15-km-Radius immer öfter ablehnen, heißt es weiter. Als Beispiel nennt die DFS die Region Hannover : Dort sei die Anzahl der Windkraftanlagen an vielen Standorten bereits so hoch, dass die zulässigen Grenzwerte erreicht seien. Allein im Schutzbereich des für den An- und Abflug auf den Flughafen Hannover genutzten Drehfunkfeuers „Sarstedt“ stehen laut DFS mehr als 110 Windenergieanlagen. Im gesamten Gebiet der Schweiz seien es lediglich circa 40 Windräder.

„Technologie weiter erforderlich“

In einem offenen Brief hatten kürzlich Vertreter der Windbranche aus Niedersachsen gegen die Haltung der DFS protestiert und die Aufhebung der in ihren Augen unnötigen Blockade von Windenergieprojekten durch Drehfunkfeuer gefordert. Sie hatten auch kritisiert, es handle sich bei den Drehfunkfeuern um veraltete Technologie.

Diesen Vorwurf bezeichnet die DFS jetzt als „haltlos“. Obwohl bereits viele Flugzeuge satellitengestützt navigierten, würden die bodengestützten Navigationsanlagen weiterhin benötigt. Eine Verpflichtung für die Nutzung der Satellitennavigation gebe es nicht. Zudem müsse die DFS auf unbestimmte Zeit bodengestützte Navigationsanlagen vorhalten, um ein Ersatzsystem für den Fall eines Ausfalls des Satellitensystems (GPS) sicherzustellen.

„Keine Zugeständnisse zu Lasten der Sicherheit“

Der Luftraum über Deutschland ist zurzeit so voll wie nie, argumentiert die DFS. Für dieses Jahr werde mit einem Flugaufkommen von rund 3,5 Millionen Flügen ein neuer Rekord erwartet. „Zugeständnisse zu Lasten der Sicherheit kommen für uns nicht infrage. Wir haben einen gesetzlichen Auftrag, den Flugverkehr sicher durch den deutschen Luftraum zu führen. Dazu müssen Fluglotsen auf zuverlässige Radarinformationen zugreifen und Piloten bei der Navigation ihre vorgeschriebenen Flugpfade einhalten können“, fasst Klaus-Dieter Scheurle die Situation zusammen.