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Branchentage Windenergie NRW

NRW-Politiker verkennen: Windkraft-Zulieferer brauchen den Heimatmarkt

Nicole Weinhold

In NRW stockt der Motor der Energiewende. Veranstalter Klaus Lorenz von Lorenz Kommunikation sagte dazu bei der Eröffnung der Branchentage Windenergie NRW in Köln, es gehe mittlerweile nicht mehr um den Bau der Windkraftanlagen, sondern darum, wer den Nicht-Ausbau besteht. Ein "Jetzt erstrecht" gegenüber der Politik sein notwendig. Die Politik habe erkannt, wie wichtig die Windkraft für die Zulieferbranche in NRW ist. Das sei im Frühjahr bei Besuch einer Unternehmensgruppe aus dem Windbereich im Landtag klar geworden.

"Was soll eigentlich dieses sinnlose Gerede?"

Aber: "Auf die Bedeutung des Heimatmarktes angesprochen, kam dazu die Bemerkung, dass die Bergbauindustrie auch ohne Heimatmarkt auskommt", so Lorenz. Ein schlechter Vergleich, wenn man bedenkt, dass die Kohlereviere inzwischen fast komplett geschlossen sind und die fossilen Energien ihrem Ende entgegen gehen, während Erneuerbare den Bedarf bis 2050 vollständig decken sollen. "Was soll eigentlich dieses sinnlose Gerede?", fiel Lorenz zu diesem Vergleich nur ein. "Müssen wir den guten alten Zeiten des massiven Windausbaus nachtrauern?" Ihm sei eine stringente Strategie in der Windpolitik recht und wichtig. Würde diese ausbleiben, wäre man ab 2021 auf unsichere belgische Energieversorgung angewiesen.

Michael Gessner, ‎Leiter der Energie, Klimaschutz, Bergbau im Wirtschaftsministerium NRW, stellte zum Auftakt seiner Rede klar: "Wir leben nicht in der betulichen Energiewelt von vor 20 Jahren." Digitalisierung mache es nicht leichter. Der größte Fehler sei es, auf jeden Zug aufzuspringen. "Wir müssen Systematik entwickeln für langfristige Investition." Er verwies auf das Clean Energy Package der EU, von dem viele Veränderungen ausgehen würden, etwa die Entwicklung nationaler Klimaschutzpläne. "Wie soll der Netzausbau in Deutschland funktionieren?", fragt Gessner. Käme der Netzausbau nicht voran, würde sich die EU vorbehalten, Deutschland in Strompreiszonen aufzuteilen.

Drohende Lücke wegen Kohle- und Atomausstieg

Man könne von den Landesregierungen nur so viel Motivation erwarten, wie von den Bürgern komme, erklärte Gessner. Warum das nach seiner Ansicht so ist, blieb offen. Richtig merkte er an: Aber dann komme der Infrastrukturausbau zum Erliegen. Deutschland habe kein eingekapseltes Produkt. "Wir dürfen nicht vergessen, dass wir Teil des europäischen Binnenmarktes sind." Auch er verwies auf eine drohende Lücke, wenn der Kohleausstiegskompromiss greift und 2023 das Aus der Kernenergie erfolgt. Wie Lorenz fragt er: "Können wir uns dann noch sicher versorgen? Oder müssen wir uns von Nachbarn versorgen lassen?" Nur zieht er nicht denselben Schluss - nämlich dass der Ausbau der Erneuerbaren nicht länger gebremst werden darf, während man sich von den fossilen Energie verabschiedet.

Landesentwicklungsplan

NRW werde sich der dezentralen Einspeisung in Wärmenetze widmen, Gas gewinne an Bedeutung. Wie der Betrag der Erneuerbaren an landesplanerischen Zielen orientieren wird, werde sich zeigen, wenn in nächsten zwei bis drei Wochen der Landesentwicklungsplan verabschiedet werden. "Dann muss der Windausbau auch wieder starten", sagte er. Einige Zuhörer lachten auf, zumal sich durchaus gern starten würden, aber es nicht in ihrer Hand liegt.

600 MW Windleistung in NRW genehmigt

600 MW Windleistung seien in NRW schon genehmigt, so Gessner. 500 weiter MW seien in der Genehmigung. 200 MW würden derzeit beklagt. "Wir müssen mit den Widerständen der Bürger leben", betonte er. Menschen müssten frühzeitig eingebunden werden, man müsse ehrlich sein. Es gehe auch um finanzielle Einbindung. Zum Vorschlag des BWE, den Brandenburger Windeuro, eine finanzielle Beteiligung der Kommunen, auf Bundsebene zu übertragen, äußerte er sich positiv. Der BWE müsse hier in Kontakt mit der Landesregierung treten, damit diese das Thema im Bundesrat einbinden könne. "Wir haben Erfahrung darin, Allianzen zu schmieden."

Klagen gegen Windkraft verschreckten dagegen auch diejenigen Windmüller, die gern an Auktionen teilnehmen würden. "Wenn wir akustische und visuelle Effekte minimieren können, dann haben wir mehr Akzeptanz", so Gessner. Neben der Bedarfsgesteuerten Nachtkennzeichnung und der Minimierung des Schallleistungspegels gab es auf den Branchentagen viele weitere Ansätze für die Verbesserungen der Akzeptanz.