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Swiss Re

Klimawandel: Minus 18 Prozent für die Weltwirtschaft

Der Klimawandel ist langfristig die größte Gefahr für die Weltwirtschaft. Zu diesem Ergebnis kommt ein Stresstess, den das Schweizer Swiss Re Institute für 48 Länder berechnet hat. Werden keine Gegenmaßnahmen ergriffen, droht demnach in den nächsten 30 Jahren ein globaler Temperaturanstieg um mehr als 3°C und die Weltwirtschaft würde um 18 Prozent schrumpfen. Die gute Nachricht: Die Folgen können gemildert werden, wenn entschieden gehandelt wird. Dazu wird es mehr brauchen als die bisher getroffenen Zusagen, zeigt der neue Climate Economics Index des Swiss Re Institute: Investitionen in die Infrastruktur müssten um 10 Prozent gesteigert werden.

Das Swiss Re Institute hat in seinem Stresstest anhand von vier verschiedenen Szenarien zum Temperaturanstieg untersucht, wie stark 48 Länder durch die Folgen des Klimawandels wirtschaftlich belastet würden. Da die globale Erwärmung die Auswirkungen wetterbedingter Naturkatastrophen verschärft, kann sie im Laufe der Zeit zu erheblichen Einkommens- und Produktivitätseinbußen führen. Durch den steigenden Meeresspiegel gehe Land verloren, das sonst produktiv genutzt werden könnte, die Hitzebelastung kann zu Ernteausfällen führen. Schwellenländer in äquatorialen Regionen wären am stärksten von steigenden Temperaturen betroffen, heißt es in einer Mitteilung des Swiss Re Institute.

„Der Klimawandel betrifft jedes Land, jedes Unternehmen und jeden Menschen“

Große Volkswirtschaften könnten bis 2050 rund 10 Prozent BIP einbüßen, haben die Autoren berechnet. In einem negativen Szenario mit einem Temperaturanstieg von 3,2°C würde Chinas BIP bis Mitte des Jahrhunderts um fast ein Viertel (24%) schrumpfen. Die USA, Kanada und Großbritannien hätten jeweils ein Minus von etwa 10 Prozent zu verkraften. Europa wäre etwas stärker betroffen (11%), wobei manche Länder wie Finnland oder die Schweiz weniger gefährdet sind (6%) als etwa Frankreich oder Griechenland (13%).

„Das Klimarisiko betrifft jedes Land, jedes Unternehmen und jeden einzelnen Menschen“, warnt Thierry Léger, Group Chief Underwriting Officer und Chairman Swiss Re Institute. „Bis 2050 wird die Weltbevölkerung auf fast zehn Milliarden anwachsen, und dies vor allem in Regionen, die vom Klimawandel am stärksten betroffen sind. Daher müssen wir jetzt handeln, um die Risiken zu mindern und die Netto-Null-Ziele zu erreichen.“ Gleichzeitig seien Natur- und Ökosystemleistungen, von denen ein enormer wirtschaftlicher Nutzen ausgeht, akut bedroht, wie der Biodiversitätsindex von September 2020 zeige. „Klimawandel und Artensterben sind zwei eng verknüpfte Herausforderungen, die wir als Weltgemeinschaft angehen müssen, wenn wir für eine gesunde Wirtschaft und eine nachhaltige Zukunft sorgen wollen.“

Climate Economics Index bewertet Klimaresilienz von Ländern

Das Swiss Re Institute hat nicht nur die wirtschaftlichen Folgen untersucht, die den einzelnen Ländern durch Klimarisiken drohen, sondern auch ihre Gefährdung durch extrem trockene und nasse Wetterbedingungen. Eine weitere Frage lautete, inwieweit die Länder in der Lage sind, die Auswirkungen des Klimawandels zu bewältigen. Insgesamt ergibt sich aus diesen Ergebnissen ein Länderranking nach Widerstandsfähigkeit gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels.

Dieses Ranking zeichnet ein ähnliches Bild wie die BIP- Auswirkungsanalyse: Am stärksten betroffen sind oft die Länder, die über die geringsten Ressourcen verfügen, um sich auf den globalen Temperaturanstieg einzustellen und seine Auswirkungen abzumildern. Besonders gefährdet sind in diesem Zusammenhang Malaysia, Thailand, Indien, die Philippinen und Indonesien. Am geringsten ist die Gefahr für Industrieländer der nördlichen Hemisphäre, darunter die USA, Kanada, die Schweiz und Deutschland.

Angesichts der Konsequenzen bestehe Handlungsbedarf, betonen die Autoren des Stresstests. Das Erreichen der Klimaziele erfordere koordinierte Maßnahmen der weltweit größten CO2-Emittenten. Der öffentliche und der private Sektor können den Übergang erleichtern und beschleunigen, insbesondere im Hinblick auf Investitionen in nachhaltige Infrastrukturen, die für eine Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 2°C entscheidend sind. Angesichts des langen Zeithorizonts ihrer Verbindlichkeiten und Kapitalanlagen können dabei auch institutionelle Investoren wie Pensionskassen oder Versicherer eine wichtige Rolle spielen.

Investitionen steigern, um Klima zu schützen

Gleichzeitig zeigt die Analyse, was Investitionen in eine Netto-Null-Ökonomie bringen: „Würden etwa die jährlichen globalen Infrastrukturinvestitionen von 6,3 Billionen US-Dollar um nur 10 Prozent erhöht, könnte der durchschnittliche Temperaturanstieg auf unter 2°C begrenzt werden. Dies ist nur ein Bruchteil des globalen BIP-Verlusts, der uns droht, wenn wir nicht entschieden handeln“, sagt Jérôme Haegeli, Group Chief Economist von Swiss Re.

Er fordert eine ganze Palette an Massnahmen: Mehr Regelungen zur CO2-Bepreisung in Verbindung mit Anreizen für naturbasierte CO2-Kompensationslösungen sowie eine internationale Angleichung der Taxonomie für grüne und nachhaltige Anlagen. „Im Rahmen ihrer Finanzberichterstattung sollten alle Institute regelmäßig offenlegen, wie sie die Ziele des Pariser Abkommens und Netto-Null-Emissionen erreichen wollen.“ Eine Funktion von Rück- /Versicherern bestehe auch in der Bereitstellung von Risikotransferkapazität, Risiko-Expertise und langfristigen Investitionen. „Mit ihrer Risikokompetenz können sie Privathaushalten, Unternehmen und Ländern helfen, den Klimawandel abzuschwächen und sich auf ihn einzustellen.“

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