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UN-Organisation: Klimaziele sind ohne Atomkraft nicht erreichbar

Die internationalen Klimaziele sind nur erreichbar, wenn Atomkraft weiterhin zur Stromversorgung beiträgt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der UN-Organisation UNECE (United Nations Economic Commission for Europe). Die Kernenergie habe das Potenzial, in einem künftigen dekarbonisierten Energiemix verstärkt mit anderen kohlenstoffarmen Energiequellen kombiniert zu werden. Die Risiken, etwa die ungeklärte Endlagerung der strahlenden Abfälle oder die Möglichkeit eines Unfalls, werden nur am Rande thematisiert.

Diskussion über Klimanutzen der Atomkraft läuft schon länger

Damit reiht sich das Papier in eine bereits seit längerer Zeit laufende Diskussion ein, wieweit Kernenergie als kohlenstofffreie Energieerzeugung helfe, den Klimawandel aufzuhalten. Prominentester Vertreter dieser These ist Milliardär Bill Gates, der sich in seinem Buch „Wie wir die Klimakatastrophe verhindern“ für Atomkraft stark macht. Eine neue Generation von modularen kleinen Atomreaktoren (SMR) könne mit beherrschbaren Risiken praktisch ohne strahlende Abfälle CO2-freien Strom erzeugen.

Eine wichtige Weichenstellung läuft zudem auf europäischer Ebene. Mit der so genannten Taxonomie-Verordnung will die EU mehr Geld in nachhaltige Investitionen lenken: Klare Kriterien sollen Bürgern und Investoren aufzeigen, welche Finanzprodukte dem Klimaschutz nützen. Heftigen Streit gibt es darum, ob auch Investitionen in Kernenergie oder Erdgas als klimafreundlich gelten sollen. Im April wurde nun ein Paket veröffentlicht, bei dem die strittigen Punkte zunächst ausgeklammert sind. Die endgültige Entscheidung fällt im Herbst. Für die Atomenergie könnte das einen großen finanziellen Schub bedeuten.

Das UNECE wiederum verweist auf einen Bericht des Weltklimarats (IPCC) von 2018, in dem unter anderem von Szenarien ausgegangen worden sei, in denen die Atomenergieerzeugung bis 2050 durchschnittlich 2,5-mal höher als das heutige Niveau wachsen würde.

20 Prozent des Strom in der UNECE-Region stammen aus Kernreaktoren

Das UNECE liefert zudem Zahlen für die Debatte: Derzeit liefere Atomkraft 20 Prozent der in der UNECE-Region (Europa, Nordamerika und die Länder der ehemaligen Sowjetunion) erzeugten Elektrizität. Mehr als die Hälfte der Stromerzeugung entfalle auf fossile Brennstoffe.

Kernenergie habe in den vergangenen 50 Jahren etwa 74 Gigatonnen CO2-Emissionen vermieden, heißt es weiter. Das entspreche fast zwei Jahren der gesamten weltweiten energiebezogenen Emissionen. Nur die Wasserkraft habe in diesem Zeitraum eine größere Rolle bei der Emissionsvermeidung gespielt.

15 Länder bauen neue Atomkraftwerke

In der UNECE-Region erzeugen nach Angaben der Organisation elf Ländern (Belgien, Bulgarien, Tschechische Republik, Finnland, Frankreich, Ungarn, Slowakei, Slowenien, Schweden, Schweiz, Ukraine) mehr als 30 Prozent ihres Stroms mit Kernenergie. Zwanzig Länder betreiben derzeit Kernkraftwerke, und in fünfzehn Ländern befinden sich neue Reaktoren im Bau oder in der Entwicklung. Sieben UNECE-Mitgliedstaaten sind dabei, zum ersten Mal ein Kernkraftprogramm zu entwickeln.

Eine Reihe von Ländern - wie Kanada, die Tschechische Republik, Finnland, Frankreich, Ungarn, Polen, Rumänien, die Slowakei, Slowenien, die Russische Föderation, die Ukraine, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten - haben ausdrücklich erklärt, dass die Kernenergie in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Reduzierung ihrer nationalen Emissionen spielen wird. Nur zwei Länder - Belgien und Deutschland  - haben den Ausstieg aus der Kernenergie für 2025 bzw. 2023 angekündigt.

In der Region sind laut UNECE rund 292 Reaktoren in Betrieb. Seit 2000 mehr als 70 Reaktoren aus politischen, wirtschaftlichen oder technischen Gründen abgeschaltet. In den meisten Fällen wurden diese zumindest teilweise durch die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen ersetzt, was einen Rückschlag für die Bemühungen um den Klimaschutz darstelle, urteilt die UNECE.

Das Papier kommt zu dem Schluss, dass die Kernenergie ist in vielen Teilen der Welt eine wettbewerbsfähige Option für die Stromerzeugung sei. Auf Probleme, wie radiologische Unfälle und die Entsorgung radioaktiver Abfälle geht das Papier nur am Rande ein: Sie müssten angemessen antizipiert und bewältigt werden. (kw)

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