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Leere Hallen – hohe Preise

Sven Ullrich

Die Modulpreise kannten in den vergangenen Jahren nur eine Richtung: nach unten. Das hat einerseits den Markt angetrieben. Andererseits hat es dafür gesorgt, dass die Module nicht mehr die Hauptlast bei den Investitionskosten sind. So veranschlagen die Forscher des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) im aktuellen Faktenleitfaden Photovoltaik den Anteil der Modulkosten bei Freiflächenanlagen bei knapp einem Drittel der Gesamtkosten für die Anlage.

Dennoch stehen Projektierer mit Blick auf die Modulpreise gleich vor mehreren Herausforderungen. „Wir sehen im April 2021 fast überall um 0,5 bis ein Cent pro Watt höhere Werte als noch im letzten Monat“, sagt Martin Schachinger, Geschäftsführer des Onlinemarktplatzes für Photovoltaikkomponenten PV Xchange, mit Blick auf die aktuelle Preisentwicklung bei Solarmodulen. „Gegenüber der Mitte des vierten Quartals 2020 stiegen die Preise im Durchschnitt gar um zwei bis drei Cent, was beim aktuellen Preisniveau 10 bis 15 Prozent entspricht und in existierenden Projektkalkulationen nicht einfach an anderer Stelle kompensiert werden kann.“ Doch schon seit mehreren Monaten registriert PV Xchange mit Sitz in Hamburg, dass die Modulkosten in allen Segmenten nicht weiter sinken und die Paneele zum Teil sogar teurer werden.

So sind die Preise für Standardmodule bis Mitte des letzten Jahres kontinuierlich gesunken, wenn auch langsamer als in den Vorjahren. Doch seit Oktober stiegen die Preise wieder von 21 auf 24 Cent pro Watt.

Schnell wachsende Nachfrage

Das mag bei einem Modul mit 300 Watt Leistung, das in diese Kategorie fällt, mit einem Mehrpreis von neun Euro erst einmal nach wenig klingen. Doch auf einen Solarpark mit einer Leistung von zehn Megawatt gerechnet, bedeutet das eine Steigerung der Investitionskosten um 300.000 Euro.

Die Gründe für den derzeitigen Preisanstieg sind vielfältig. So steht eine schnell wachsende Nachfrage langsamer steigenden Produktionskapazitäten gegenüber. „Die Nachfrage ist zumindest in Europa nach wie vor ungebrochen, insbesondere im boomenden Kleinanlagensektor und bei den mittleren Anlagengrößen“, weiß Schachinger. „Die Nachfrage übersteigt bei weitem das aktuelle Angebot an Modulen.“

Auf Monate hinaus ausverkauft

Zunehmend fehlende Verfügbarkeiten werden bei den Projektierern zu einem noch größeren Problem als die steigenden Preise. Denn die Lager sind leer. „Gefragte Modultypen sind auf Monate hinaus ausverkauft, ein Nachschub ist teilweise noch nicht einmal mehr angekündigt, selbst wenn es sich schon um die neuen Modulformate handelt“, sagt Schachinger. „Auf Nachfrage beim Hersteller nach dem Grund für dieses Versäumnis kommt bisweilen die Antwort, man habe aufgrund der schwierigen Liefersituation und der hohen Rohstoffpreise die Produktion herunterfahren müssen.“

Meyer Burger hat gerade die Modulfabrik im sächsischen Freiberg in Betrieb genommen. Das Unternehmen plant den Ausbau der Produktionskapazität auf fünf Gigawatt pro Jahr.

Foto: Meyer Burger

Meyer Burger hat gerade die Modulfabrik im sächsischen Freiberg in Betrieb genommen. Das Unternehmen plant den Ausbau der Produktionskapazität auf fünf Gigawatt pro Jahr.

Für Schachinger ist das unverständlich. Denn der weltweite Ausbau der Photovoltaik wird auch in diesem Jahr weiter zulegen. Analysten gehen davon aus, dass 2021 die neu installierte Leistung erstmals den Wert von 150 Gigawatt knacken wird. Da müssen die Produktionskapazitäten eher wachsen.

Keine Container in Fernost

Tatsächlich sind für dieses Jahr steigende Produktionszahlen angekündigt. So will Longi seine Herstellungskapazität für Module von 50 auf 65 Gigawatt steigern. Auch Trina hat angekündigt, die Produktion von 35 auf 50 Gigawatt zu erhöhen.

Zu den steigenden Preisen kamen lange Zeit noch Logistikprobleme. Denn aufgrund der Corona-
pandemie ging der Warentransporte nach Fernost zurück. In den europäischen Häfen haben sich die Container gestapelt. Diese fehlten wiederum in China, um Module in großen Mengen nach Europa zu schaffen. Das hat nicht nur zu knapper Ware in den europäischen Lagern geführt, sondern auch zu steigenden Transportkosten, die sich zum Jahreswechsel nahezu verfünffacht haben.

Rohstoffpreise steigen

Dieses Problem scheint sich aber derzeit aufzulösen. „Doch trotz der Tatsache, dass sich die Frachtkosten etwas entspannen und man aktuell nur etwa 5.000 statt 8.000 Dollar pro Container zahlen soll, fressen die gestiegenen Rohstoffpreise diesen Preisvorteil auf“, wissen die Marktbeobachter der Erneuerbare Energien Handel und Distribution (EEHD). Sie erwarten für Juni einen weiteren Anstieg der Preise.

Die europäischen Planer sind immer noch abhängig von den Modullieferungen aus Fernost. Dort hat aber der Ausbau der Polysiliziumfertigung mit den gestiegenen Produktionskapazitäten für Zellen und Module nicht Schritt gehalten. Damit werden vor allem für die Projektmodule die Rohstofflieferungen zum Flaschenhals. Auch international kommt die Erhöhung der Produktion von Polysilizium nur langsam in die Gänge.

Martin Schachinger nennt hier die Probleme, die der größte Hersteller von Polysilizium, Wacker Chemie, mit seinem 2016 in den USA eröffneten Werk hat. Dort konnte die geplante Produktionskapazität bis heute nicht erreicht werden. Der Branchenprimus kann die steigende Nachfrage nach dem Rohmaterial indes in höhere Preise umsetzen. „Wir gehen davon aus, dass die Preise auch in den kommenden Monaten stabil bleiben“, verspricht derweil Konzernchef Rudolf Staudigl mit Blick auf den Polysiliziummarkt.

Fehlende Preiszusagen

Die Unsicherheiten bei der Lieferung von Rohmaterial sorgt für instabile Preise entlang der gesamten Wertschöpfungskette. „Kaum ein Modulhersteller lässt sich bei Neubestellungen noch auf verbindliche Preiszusagen ein“, sagt Schachinger. „Der Großhandels- und Projektkunde kann zwar noch verbindliche Mengen buchen, erhält aber in der Regel keine festen Preise mehr, zumindest nicht über das laufende Quartal hinaus. Begründet wird diese Zurückhaltung unter anderem damit, dass sich auch die Vorlieferanten, insbesondere bei Polysilizium, Wafern und Solarglas, nicht mehr an feste Preiszusagen binden wollen, sondern nur noch auf Basis von Tagespreisen agieren.“

Das ist für die Projektierer großer Solaranlagen und Anbieter von Generatoren für Gewerbebetriebe fast eine noch größere Herausforderung als die Modulpreise selbst. Denn damit müssen sie die unsicheren Modulpreise bei der Planung der Anlage mit einpreisen und hoffen, dass die Kosten für die Paneele wieder sinken. Für aktuelle Projekte könnte die Wette aus der vorangegangenen Planung auf sinkende Modulpreise indes verloren sein. Martin Schachinger warnt davor, in dieser Situation die Qualität der Installation und der Komponenten zu vernachlässigen, um Kosten zu sparen.

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