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BWE will Rettungsaktion für Windturbinenbau und warnt vor Krisengewinn chinesischer Konkurrenz

Der Geschäftsführer des Bundesverband Windenergie (BWE), Wolfram Axthelm, hat in einem Gespräch mit dem Radioprogramm des Rundfunksenders MDR staatliche Überbrückungsgelder für in finanzielle Engpässe geratene Windkraft-Industrieunternehmen gefordert. Wie der MDR am Dienstag verbreitete, sagte Axthelm, die aktuelle Bundesregierung verfolge mit ihrer Bundestagskoalition aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP einen windkraftfreundlichen Kurs, der ab 2024 zu einem deutlichen Aufschwung im Windkraftgeschäft führen werde. Doch 2023 stehe vielen Unternehmen noch aufgrund einer windkraftfeindlichen Politik der Vorgängerregierung aus CDU/CSU und SPD das Wasser bis zum Hals, deutete der Branchenvertreter sinngemäß an, und daher drohe nun einigen Unternehmen vorzeitig die Puste auszugehen. Der Staat müsse sie mit finanziellen Hilfen bis zum Zeitpunkt des tatsächlichen Auffrischens der Konjunktur über Wasser halten.

Im gesendeten O-Ton sagte Axthelm wörtlich: „Wir sehen insgesamt, dass der dramatische Rucksack aus der Vergangenheit immer noch sehr schwer ist und dass da sehr viele Steine drin liegen, die die Branche massiv belasten.“ Die Vorgängerregierung unter der CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel habe unter ihrer Politik die Windkraftindustrie geschwächt, habe Fördergelder gekürzt, Zubauziele für die Windstromerzeugung herabgesetzt und die Baugenehmigungen für neue Windparks durch die zuständigen Behörden verzögern lassen. Die neue Bundesregierung habe den Kurs wieder umgedreht, lobte Axthelm, aber dies sei in den Auftragsbüchern der Industrieunternehmen noch nicht angekommen, weil erst ab 2024 ein wirklich beschleunigter Windparkzubau in Deutschland sichtbar sein werde. Bis zu diesem Zeitpunkt müsse die Bundesregierung mit staatlicher Finanzierung die einheimischen Windenergie-Industrieunternehmen am Leben halten. So sagte Axthelm mit Blick auf einen aktuell noch anhaltenden Nachfrageknick bei den Turbinenbau-Zulieferern: „Und insoweit ist die Politik hier ein bisschen gefordert, jetzt mitzuhelfen, dass nicht als letzte Auswirkung dieses Tals der letzten Bundesregierung noch kurzfristig Kapazitäten verloren gehen, die wir ab Ende 2024 auf jeden Fall brauchen.“

Axthelm antwortete dabei offenbar auf Fragen des Senders, der jüngere Ankündigungen zu Werksschließungen zweier bekannter Windturbinen-Komponentenzulieferer in Sachsen als Anlass für das Gespräch nahm. So hatte der Windturbinen-Getriebebauer Eickhoff die Schließung seiner Produktion in Klipphausen schon im April angekündigt. Zu Anfang August kündigte nun Generatorhersteller Partzsch das Aus für das Werk in Döbeln an.

Der BWE-Chef nahm die Ereignisse auch zum Anlass, um vor einer Abwanderung von Produktionsunternehmen beispielsweise in die USA zu warnen, die derzeit Ansiedlungen von Erneuerbare-Energien-Unternehmen mit Subventionen fördern. Außerdem mahnte er, ein Aus deutscher Industrieunternehmen in der Branche könne den Platz frei machen für Wettbewerbsunternehmen aus China. Diese Unternehmen hätten aufgrund der gewaltigen Dimension der in China vorangetriebenen Windpark-Errichtungen inzwischen an Erfahrung und an Qualität ihrer Produktion deutlich hinzugewonnen. Gingen nun Marktanteile deutscher Industrieunternehmen im Windturbinenbau verloren, würden diese womöglich chinesische Firmen übernehmen. Daraus könnten sich neue Abhängigkeiten von der Komponentenzulieferung aus China ergeben. Lieferschwierigkeiten von in China hergestellten Komponenten während der Coronapandemie hatten zumindest bis im vergangenen Jahr noch häufig für Verzögerungen bei Windparkinstallationen hierzulande gesorgt.

In seiner Warnung ging der BWE-Geschäftsführer dagegen nicht auf in der Legislaturperiode der aktuellen Bundesregierung entstandene Probleme ein. Dazu gehören stark steigende Rohstoffpreise und Unsicherheit bei Komponentenlieferungen infolge von Ukrainekrieg und Wirtschaftskonflikten nicht zuletzt mit China, ein verschärfter Ausschreibungswettbewerb insbesondere bei Offshore-Windkraft durch ein neu eingeführtes Ausschreibungsverfahren, das Windparkbetreiber sogar für ihre Erzeugung von Strom auf See bezahlen lässt und zuletzt zu Milliardenabgaben an den Staat für Offshore-Windstrom-Erzeugungsrechte führte. Unerwähnt blieben ebenfalls die Ausschreibungsregelungen an Land, die Windturbinenhersteller in den vergangenen Jahren zur Entwicklung immer größerer Windenergieanlagen im immer schnelleren Takt zwang. Getriebebauer Eickhoff hielt hier zuletzt nicht mehr mit. Größtes angebotenes Getriebe laut Firmendarstellung im Internet ist eine 4,8-Megawatt-Komponente. Die inzwischen leistungsstärksten Anlagen in Windparks an Land leisten aber bereits knapp 7 Megawatt.

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