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Indischer Solarmarkt wird erwachsen

Indiens Projektierer brauchen Geld – und bekommen es auch

Indien ist auf dem Weg, einer der großen Solarmärkte zu werden. Derzeit werden riesige Projekte gebaut. So hat Tata Power Solar mit Sitz in Bangalore jüngst ein Solarkraftwerk mit einer Leistung von satten 100 Megawatt in Anantapur (Andhra Pradesh) in Betrieb genommen. Der Auftrag für die derzeit größte Solaranlage in Indien mit einheimischen Komponenten kam vom Energieversorger National Thermal Power Corporation, für den Tata Power schon mehrere Kraftwerke gebaut hat. Damit steigt die von Tata Power Solar errichtete Gesamtleistung schlagartig auf 250 Megawatt.

Die Projektentwickler im Land haben aber vor allem noch riesige Anlagen in der Planung. Auch das Geschäft mit großen Speichern soll in Schwung kommen. Immerhin hat die Solar Energy Corporation of India (SECI), eine Regierungsunternehmen, das für die Umsetzung des Förderprogramms Jawaharlal Nehru National Solar Mission (JNNSM) zuständig ist, die Ausschreibung von Speicherkapazität angekündigt. Die Projektierer, die die nächsten Ausschreibungen in Andhra Pradesh und Karnataka gewinnen, sollen für jedes installierte Kraftwerk mit einer Leistung von mindestens 50 Megawatt einen Großspeicher mit einer Kapazität von 2,5 Megawattstunden installieren.

Üppige Projektpipeline vorhanden

Diese Möglichkeit kommt noch zur üppigen Pipeline im Land hinzu. Immerhin haben sechs indische Anbieter Projekte mit jeweils mehr als einem Gigawatt in der Planung. Das dickste Auftragsbuch hat dabei Acme Solar. Der Systemanbieter aus dem nordindischen Gurgaon im Bundesstaat Haryana plant nach eigenen Angaben derzeit Anlagen mit einer Gesamtleistung von mehr als 1,8 Gigawatt. Azure Power mit Hauptsitz in Neu-Delhi hat eine Projektpipeline von einem Gigawatt. Der Energieanbieter Greenko hat von Sun Edison jüngst Projektrechte mit einer Gesamtleistung von 1,3 Gigawatt gekauft.

Vertrauen in den Markt wieder herstellen

Doch all diese Unternehmen stoßen jetzt an ihre finanziellen Grenzen. Die Kapitaldecke ist einfach zu dünn, um all die geplanten Anlagen auch bauen zu können. Das Geld, dass sie in den Bau der Generatoren stecken, muss schnell wieder in die Projektkasse, was bisher noch zu schleppen voran geht. Deshalb sind die indischen Projektierer derzeit händeringend auf Suche nach Kapitalgebern, die ihr Geld in die geplanten Projekte investieren.

Die Schwierigkeiten sind aber teilweise hausgemacht. Denn immer niedrigere Gebote in den Ausschreibungen kratzen heftig an den Renditen. Zudem hat die Pleite von Sun Edison und der fehlgeschlagene Börsengang einiger Solarunternehmen das Vertrauen in den Solarmarkt in Indien in den vergangenen Monaten nicht gerade befördert, betonen die Experten des Beratungsinstituts Bridge to India, die sich auf den Solarmarkt auf dem südasiatischen Subkontinent spezialisiert haben. Zudem ist das Kapital im Inland kaum zu beschaffen, so dass vor allem ausländische Kapitalgeber gesucht werden. Azure Power hat jüngst gezeigt, wie das geht. Das Unternehmen hat hat einen Anteil seines Portfolios für 75 Millionen Dollar an den kanadischen Investor Brookfield verkauft. Auch Acme Solar hat Anteile für 120 Millionen Dollar an die Piramal Enterprises’ Structured Investment Group verkauft.

Zweitmarkt ankurbeln

Diese beiden Beispiele zeigen, wie sich die indischen Anbieter derzeit Geld verschaffen wollen und können. Die Portfolio- und Anteilsverkäufe bringen wiederum Vertrauen in den Markt. Sie kurbeln aber auch den Zweitmarkt für Photovoltaikanlagen an, der beispielsweise in Europa schon längst existiert und für die Berater von Bridge to India ein Zeichen für einen erwachsen werdenden Markt in Indien ist. Dazu gehört auch der Erfolg von Tata Power und Greenko, die 525 beziehungsweise 500 Millionen Dollar an Darlehen von Fremdkapitalgebern aus dem Ausland eingeworben haben. „Diese Transaktionen zeigen, dass der Markt schnell reift und dass die internationale Gemeinschaft einen immer stärkeres Interesse am indischen Solarmarkt zeigt“, betont Bridge to India. (Sven Ullrich)