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Interview mit Präsident von Vestas-Central-Europe

"Neun Gigawatt der Drei-MW-Plattform installiert"

Konnten Sie seit Ihrem Antritt als Vestas-Central-Europe-Präsident schon Weichen stellen?

Nils de Baar: Weltweit ist Vestas ja mit einer starken Konzern-Strategie auf gutem Gleis: Auf diesem kommt auch Vestas Central Europe voran. Die Verwirklichung dieser Strategie startete, bevor ich kam. Sie beruht auf den fünf Pfeilern Wachstum in angestammten Märkten, Eintritt in Wachstumsmärkte, Wachstum im Service-Geschäft, Senkung der Stromgestehungskosten, Schaffung effizienter Organisationen. Die harte Zeit für den Konzern war 2012. Eine neue Führung startete 2013 die neue Strategie und verfolgt sie sehr kontinuierlich. Das alles gilt auch für das von mir geführte Vestas Central Europe. Ein gutes Ziel wird hier sein, die stabile Führung wiederzugewinnen. Ich habe die ersten Monate hart daran gearbeitet, zunächst das Management-Team neu zu strukturieren und zu etablieren.

Sie beanspruchen für die von Ihnen geführte Vestas-Region noch keine neu betretene Spur?

CEO bei Vestas Central Europe ab 1. September 2015: Nils de Baar | CEO bei Vestas Central Europe seit 1. September 2015: Nils de Baar - © Foto: Vestas
CEO bei Vestas Central Europe ab 1. September 2015: Nils de Baar | CEO bei Vestas Central Europe seit 1. September 2015: Nils de Baar

Nils de Baar: Nein. Wir hatten schon vor meinem Amtsantritt eine spezifische Wachstumsstrategie für Deutschland, Österreich, Niederlande und Belgien. Für diese Länder haben wir den Vorsatz, führend zu werden oder zu bleiben. Auch der Kauf des Servicedienstleisters Availon im Februar war vor meiner Ankunft schon in Arbeit – ich habe die Übernahme, gemeinsam mit meinem Team, ausgeführt. In Südafrika, wo vor Deutschland das Ausschreibungssystem schon auf vollen Touren ist, stehen wir mit unseren Projekten in Ausschreibungsrunde 4c.  Die Auktion soll im Jahr 2016 abgeschlossen werden.

Jedes Jahr durchlaufen wir  im Vestas-Konzern eine Strategie-Runde, nun wieder Ende Februar. Ich bin jetzt etwas über ein halbes Jahr bei Vestas und weiß mehr über das Unternehmen und die Windenergiebranche und kann so in vollem Umfang Eigenes zur Strategierunde beitragen. Es gibt jedoch  definitiv keinen Grund, von der Strategie von 2013 abzuweichen.

Welchen Anteil haben die Binnenlandwindenergieanlagen in Ihrer Vestas-Region?

Nils de Baar: Wir haben 2015 etwa 100 Megawatt mit der neuen Turbine V126 installiert. Diese mit 3.0 MW, 3.3 MW und 3.45 MW  erhältliche Anlage hat auch einen wesentlichen Teil des Wachstums der festen Bestellungen ausgemacht. Weltweit hat Vestas schon neun Gigawatt der 3MW-Plattform vom Anlagentyp V112 über die V117 bis zur V126 installiert. Knapp ein Gigawatt an festen Bestellungen kommen alleine für Vestas Central Europe oben drauf: 965 MW. Während für die V117 Bestellungen eher aus Finnland eingehen, springen bei uns die Kunden tatsächlich von der V112 direkt zum  Nachfolgetyp V126. Und sie werden auch zur V136 wechseln, davon bin ich überzeugt.

Vestas feiert eine gute Bilanz: Der Konzern ist wieder profitabel, erzielte seinen höchsten Umsatz aller Zeiten und den besten Auftragseingang. Sind Sie genauso zufrieden mit Vestas Central Europe?

Nils de Baar: Wir haben stark zu diesem Konzernergebnis beigetragen.

Warum so schüchtern?

Nils de Baar: Ein plattes Ja wäre nicht die ganze Wahrheit.  So wie es Erfolgsunterschiede für uns auf dem Globus gibt, gibt es diese pro Region. Deshalb zwei Antworten: Wir trugen zum guten Ergebnis bei. Und: Ich bin mit uns fast so glücklich wie mit dem Konzern.

Wieso fast?

Nils de Baar: Wir haben starke Ambitionen – und deshalb können wir nicht so glücklich sein wie die Leitung des Gesamtkonzerns. Es gab ein sehr starkes Wachstum in den USA. Wir haben auch hier ein gutes Geschäft gehabt, aber nicht denselben Erfolg wie dort.

Welches ist speziell in Ihrer Region die größte Herausforderung?

Nils de Baar: Das ist von Markt zu Markt sehr verschieden: Im Schlüsselmarkt Deutschland findet mit dem Wechsel zum Ausschreibungssystem ein wichtiger Wandel statt. Nun geht es für uns darum, dass wir die Chancen dieses Wechsels nutzen. In Südafrika geht es darum, die eingegangenen Kaufoptionen in den Ausschreibungen fest zu machen. Wir erwarten, dass das im Verlauf dieses Jahres geschieht. Dann müssen wir gewährleisten, dass wir dieses dann große Volumen nach den Erwartungen unserer Kunden liefern. Anderswo, in Osteuropa, kam Ende vergangenen Jahres der 75. nationale Markt für Vestas hinzu: Ende 2015 fixierten wir eine Bestellung für Georgien. In den ehemaligen Ländern der Sowjetunion einzusteigen ist somit die dritte Herausforderung: zum Beispiel haben wir auch schon einige Großprojekte in der Ukraine installiert und es ist unser Ziel auch dort eine führende Position im Markt einzunehmen; sobald die politische Situation es zulässt.

Das Gespräch führte Tilman Weber bereits im Frühjahr in Hamburg