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Knackpunkt Flächensicherung: Wie gelingt mehr Akzeptanz?

Katharina Wolf

Es ist ein Widerspruch: In Umfragen zur Energiewende ist die Zustimmung zur Windenergie seit Jahren deutlich. Die Zustimmungswerte liegen bei mehr als 80 Prozent allgemein, doch auch bei der Errichtung von Windparks in der Nähe des Wohnortes hätten laut aktuellen Zahlen der Fachagentur Wind an Land 70 Prozent keine großen Bedenken.

Trotzdem zeigt sich an vielen Projektstandorten das gleiche Bild: Sobald die Planung eines Windparks auch nur gerüchteweise publik wird, gründet sich eine Bürgerinitiative, die - unterstützt von bundesweiten Bündnissen wie Vernunftkraft - gegen den Bau der Anlagen protestiert.

Auch die schweigende Mehrheit akzeptiert Windparks

Diesen Widerspruch aufzulösen, ist nicht einfach. Frank Sondershaus, Referent bei der Fachagentur, versuchte es trotzdem und stellte bei der Rostock Wind Erkenntnisse der Agentur und Ergebnisse einer Forsa-Umfrage aus dem Herbst 2019 zu Akzeptanz von Windenergieanlagen vor.

Dabei machte er eines deutlich: Auch die so genannte „schweigende Mehrheit“, die so oft von protestierenden Bürgern als Argument ins Feld geführt wird, wird nicht durch die meist wenigen lauten Gegner repräsentiert: „Rund 54 Prozent der Befragten würde weder für, noch gegen Windenergie auf die Straße gehen. Das ist die schweigende Mehrheit“, so Sondershaus. „Doch auch ihnen hatten 73 Prozent keine Bedenken gegen Windenergie in der Nachbarschaft. Wo liegt also das Problem?“

Gesellschaftliche Akzeptanz ist keine politische Akzeptanz

Der entscheidende Punkt sei, so Sondershaus, dass sich die gesellschaftliche Akzeptanz der Windenergie nicht auf die politische Akzeptanz niederschlage. „Politische Akzeptanz ist stark beeinflusst von der Wahrnehmung.“ Und laute Proteste seien nun einmal von Politkern leichter wahrzunehmen als stille Zustimmung.

Was also tun? „Mindestabstände lösen das Problem nicht“, sagte Sondershaus. Entscheidend seien stattdessen Kommunikation, Transparenz, Verfahrensgerechtigkeit und Verteilungsgerechtigkeit, um Akzeptanz und Unterstützung für ein Windparkprojekt zu gewinnen. „Regionale Wertschöpfung spielt eine zentrale Rolle.“

Problem: Windhund-Verfahren bei der Flächensicherung

Bis zur ersten Infoveranstaltung sei allerdings in einem Windparkprojekt und auch in einer Gemeinde bereits viel passiert, um Vertrauen zu verspielen. „Der Knackpunkt liegt in der Flächensicherung, die nach einem intransparenten Windhund-Prinzip abläuft.“ Dieser Prozess sei ineffizient, ungerecht, teuer und konfliktfördernd. „Wenn dann die Projektentwickler mit ihren Beteiligungsideen kommen, ist es zu spät für Vertrauen und Transparenz“, so Sondershaus. Für Gestaltungs- und Beteiligungsmöglichkeiten gebe es kaum noch Spielräume. „Die öffentliche Wahrnehmung entscheidet über die Zustimmung zu einem Windparkprojekt“, betonte der Experte. Und die ist oft: In der Windenergie wird viel Geld verdient, wovon das meiste aus der Region abfließt oder nur wenigen Flächenbesitzern zu Gute kommt.

Deshalb sei es für eine konfliktfreie Projektentwicklung wichtig, früh anzusetzen: Welche Teilhabewünsche gibt es in der Gemeinde? „Kommunale Teilhabe ist oft ein besseres Argument als niedrigere Strompreise oder finanzielle Beteiligung einzelner Bürger, weil die Gemeinde damit die Lebensbedingungen sichtbar für alle verbessern kann“, sagte Sondershaus. Gleichzeitig sollten Gestaltungsräume für Bürger eröffnet und flexibel genutzt werden.

Glaubwürdigkeit von Projektentwicklern ist niedrig

Ein Problem könnte indes sein, dass es um die Glaubwürdigkeit der handelnden Akteure nicht zum besten bestellt ist: Während laut der Forsa-Umfrage wissenschaftliche Veröffentlichungen von 80 Prozent und die Informationen von Umwelt- und Naturschutzverbänden von 65 Prozent der Befragten für „sehr“ bzw. „eher glaubwürdig“ gehalten wurden, sind es bei Aussagen von staatlichen Behörden, Ämtern oder Ministerien weniger als die Hälfte (45 Prozent. Nur ein gutes Drittel der Befragten schätzt Aussagen von Projektentwicklern (35 Prozent) als glaubwürdig ein. Ein schwacher Trost ist da, dass Bürgerinitiativen gegen Windenergie mit 30 Prozent noch dahinter liegen.

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