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Nichts gewusst?

Windkraft abgeschmettert

 Forstbezirksleiter von Neudorf, Staatsbetrieb Sachsenforst, Matthias Weinrich räumt ein: "Es stimmt nicht, dass noch niemand etwas davon gehört hat." Er bezieht sich dabei auf die Tageszeitung Freie Presse in Sachsen, in der zu lesen war, bei einer Gemeinderatssitzung sei Bürgermeister Manfred Meyer mit einem Konzept zum Bau von sieben Windturbinen entlang des sogenannten Hundsmarterrückens im Erzgebirge vorgeprescht. Revierförster Jens Irmscher wurde in dem Artikel zitiert: "Nicht mal unser Forstbezirksleiter wusste etwas von diesen Überlegungen."

Der kannte die Pläne aber durchaus und hatte sich längst Gedanken über das Thema gemacht. Zum Verständnis: In Sachsen sind gerade die Entwürfe für neue Regionalpläne fertig. Zuvor war es so, dass Windkraft im Wald nicht erlaubt war. Auf der Basis wäre der Windpark im Hundsmarterrücken nicht möglich gewesen. Der überarbeitet Regionalplan will nun aber Wind im Wald erlauben. "In dem Zusammenhang gab es Vorgespräche mit den Gemeinderäten, die sinngemäß vermittelten, dass das Projekt möglich wäre und auch Investoren bereit stünden", so Weinrich. Ganz so plötzlich kam der Windpark-Plan dann also doch nicht für die Gemeinderäte.

"Die Gemeinderäte haben meinen Vorschlag abgeschmettert und dadurch hat die Gemeinde keine Entwicklungschance", ärgert sich Bürgermeister Manfred Meyer. "Wir arbeiten gemeinsam mit den Staatsforsten seit Jahren an dem Thema und jetzt erinnert sich niemand." Das wäre also geklärt, Matthias Weinrich erinnert sich doch. Und nicht nur das. Tatsächlich wäre Windkraft im Wald genau wie in den Bayerischen Staatsforsten auch für seinen Arbeitgeber ein wirtschaftlich attraktives Thema. "Aber als das Thema bekannt wurde, meldeten sich zahlreiche private Waldbesitzer, weil sie ebenfalls profitieren wollten." Darauf habe sich die Geschäftsführung des Sachsenforst zur Zurückhaltung entschieden. "Damit nicht etwas der Verdacht auf Kungelei entsteht."

Die Gemeinderäte haben mit ihrer Abstimmung den Bürgern nun die Möglichkeit für eine Partizipation an der Energiewende genommen. Die Haltung „Energiewende grundsätzlich ja, aber nicht vor meiner Haustür“ ist dabei weit verbreitet. Auf der anderen Seite gibt es Beispiele von Windparks, die ohne Bürgerproteste entstanden. „Meist sind das Projekte, bei denen einerseits die Bevölkerung frühzeitig informiert und eingebunden wurde, und andererseits sich Bürger direkt finanziell beteiligen konnten, etwa über eine Energiegenossenschaft“, erläutert Martin Maslaton, sächsischer Landesvorsitzender des Bundesverbandes Windenergie (BWE). „Wenn sich die Kommunen bei Windenergieanlagen selbst auch noch finanziell engagieren, dann profitieren alle Seiten und unnötige Konflikte können so vermieden werden, vorausgesetzt natürlich, dass die Bürger fortlaufend und zeitnah über das Vorhaben informiert werden. Es gibt diverse derartige Modelle, die schon den Praxistest erfolgreich bestanden haben.“ (Nicole Weinhold)