Der Ausbau der Photovoltaik wird immer stärker durch private Investoren und weniger durch die öffentliche Hand getragen. Das ist das Ergebnis einer Erhebung durch Viessmann Climate Solutions. Die Analysten haben rund 5,4 Millionen Eintragungen im Marktstammdatenregister analysiert. Davon wurden gut 48.600 in Betrieb befindliche Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden in 194 Städten mit über 50.000 Einwohnern in die Auswertung einbezogen.
Das Ergebnis: Während der Ausbau der privat finanzierten Solaranlagen – sowohl auf Wohngebäuden als auch im Gewerbe – gut voranging, sinkt der bundesweite Anteil von Anlagen auf öffentlichen Gebäuden. Deren Anteil am gesamten Ausbau der betrachteten Anlagensegmente beträgt nur noch 0,9 Prozent. Im vergangenen Jahr lag er noch bei 1,1 Prozent.
Anteil der Kommunen ist unterschiedlich
Dies ist aber nur der Durchschnitt über alle betrachteten Städte. Der Ausbau der öffentlichen Hand geht von Kommune zu Kommune unterschiedlich gut voran. So liegt der Anteil der Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden im hessischen Offenbach bei 3,07 Prozent. Die Stadt bei Frankfurt am Main ist damit bundesweit Vorreiter und liegt vor den baden-württembergischen Städten Tübingen mit 2,8 Prozent und Böblingen mit 2,76 Prozent Anteil der Photovoltaik auf Kommunalbauten.
Exklusiv für Abonnenten: Wunsiedel setzt auf Mix mit Wärme
Städte in Hessen und im Ländle liegen vorn
Bemerkenswert ist, dass die Top 10 fast ausschließlich von Städten aus Baden-Württemberg und Hessen dominiert werden. So liegen auf den Plätzen 4 und 5 Marburg und Hanau in Hessen. Es folgen auf den Plätzen 6 und 7 Rastatt und Waiblingen in Baden-Württemberg. Auf dem achten Platz liegt die hessische Stadt Gießen, gefolgt von Erlangen, der einzigen Stadt aus Bayern in diesem Topranking. Auf dem zehnten Platz folgt wieder mit Konstanz Baden-Württemberg.
Süden nutzt häufiger kommunale Dächer
Am unteren Ende liegen Grevenbroich, Pulheim, Nordhorn, Görlitz und Marl mit Anteilen der öffentlichen Hand am Solarausbau zwischen 0,21 und 0,23 Prozent. Insgesamt werden die Dächer der öffentlichen Gebäude im Süden häufiger für die Photovoltaik genutzt als im Norden. Hier liegt Bremerhaven mit einem Anteil von 1,8 Prozent vorn. Die Stadt taucht aber erst auf Platz 17 des Rankings auf.
Resilienz, Kooperation, Kommunikation: Was braucht es für mehr Energiesouveränität?
Neuss legt Aufholjagd hin
Dass sich diese Liste schnell ändern kann, zeigt das Beispiel Neuss. Die Stadt in Nordrhein-Westfalen gehörte im Jahr 2024 noch zu den Schlußlichtern. Inzwischen konnte hier der Bestand an Solaranlagen auf Kommunalbauten auf 0,78 Prozent mehr als verdoppelt werden. Neuss liegt jetzt auf Platz 118 von 194. Entscheidend dafür war der Bau von 30 Anlagen auf den Dächern der öffentlichen Gebäude innerhalb eines Jahres.
Berlin ist im Länderranking vorn
Unter den Bundesländern bleibt Berlin vorn. Hier sind 1,26 Prozent aller Solaranlagen auf kommunalen Gebäuden installiert. Die Anstrengungen der dortigen Stadtwerke mit ihrem Angebot von Solarpaketen, die mit den Bezirken abgeschlossen werden, zeigen Wirkung. Erwartungsgemäß liegen Baden-Württemberg mit 1,24 Prozent und Hessen mit 1,17 Prozent des Anteils von Solaranlagen auf Kommunalbauten auf den Plätzen 2 und 3. Am unteren Ende der Tabelle bleibt wie im Vorjahr Brandenburg. Hier sind nur 0,47 Prozent der Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden installiert.
Kommunen können nicht mithalten
Diese vergleichsweise geringen Anteile der Kommunen am Solarausbau sind aber nicht zwingend auf deren Untätigkeit zurückzuführen. Vielmehr ging der Ausbau von privaten Anlagen hauptsächlich im Gewerbe kräftig voran. Hier konnten die Kommunen mit ihren teilweise komplexen Entscheidungspfaden nicht mehr mithalten. Dennoch zeigen die Zahlen, dass die öffentliche Hand nachziehen muss, um ihrer Vorbildfunktion gerecht zu werden.
Die komplette Studie inklusive der Daten aller untersuchten Städte finden Sie auf der Webseite von Viessmann Climate Solutions.