Nach dem Regierungswechsel in Deutschland und in Österreich lassen sich schon einige Zeichen ausmachen, in die die neuen Regierungen gehen. Welchen Effekt hat dies auf die Nachfrage nach gewerblichen Dachanlagen und Solarparks?
Patrick Danz: Derzeit werden beide Länder stärker von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geprägt als von politischen Einflüssen. Zwar sind bislang keine positiven Signale zum Bereich Solar zu verzeichnen, jedoch ist der Markt keineswegs weggebrochen. Er wächst weiter, wenn auch reduziert. Besonders der Bereich Speicher steht aktuell überall im Fokus und wird intensiv diskutiert.
Mit welcher Marktentwicklung rechnen Sie in den nächsten Monaten im Segment der gewerblichen Dachanlagen?
Dies hängt auch mit der derzeit insgesamt schwächelnden Wirtschaft zusammen: Unternehmen priorisieren und investieren zunächst ins Kerngeschäft und erst danach in zusätzliche Bereiche wie den Bau einer Photovoltaikanlage oder eines Batteriespeichers. Zugleich gewinnen die Amortisationszeiten zunehmend an Bedeutung. Eine Absicherung künftiger Energiekosten wirkt sich dabei positiv auf die Entscheidung zugunsten einer Photovoltaikanlage aus.
Die Politik dreht derzeit wieder von der Energiewende ab. Wie kann sich die Photovoltaikbranche in den kommenden Monaten aufstellen, um den Ausbau weiter voranzutreiben – vielleicht auch unabhängig von politischen Verwerfungen?
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass die erneuerbaren Energien inzwischen fest etabliert sind. Die Gesellschaft steht klar hinter dem Ziel, den Energiemix weiter umzubauen. Themen wie Unabhängigkeit, die langfristig steigenden Strompreise und das Streben nach Klimaneutralität sind zentrale Treiber, die Investitionen in diesem Bereich weiter anstoßen. Dabei geht es heute weniger um staatlich garantierte Erlöse, sondern vielmehr um verlässliche Rahmenbedingungen. Planungssicherheit ist in der aktuellen Situation deutlich wichtiger geworden als noch vor einigen Jahren.
Bisher stehen hauptsächlich die kleinen Anlagen auf privaten Hausdächern im Mittelpunkt der Debatten seitens der Politik. Wie wirkt sich das auf die anderen Segmente aus?
Um die gesetzlich festgelegten Ausbauziele für 2030 zu erreichen, sind weitere Investitionen in Solarparks sowie kleinere und größere Dachanlagen zwingend notwendig. Besonders im Bereich der Solarparks ist derzeit ein deutlich steigendes Interesse an Speicherlösungen zu beobachten. Allerdings sind hier vor allem die Netzbetreiber und die Politik gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Ausbau von Speichern fördern, anstatt ihn zu bremsen – insbesondere im Hinblick auf Netzanfragen, Netzanschlusszeiten und Genehmigungsverfahren.
Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes stärkt Speicherausbau
Mit steigendem Ausbau der Photovoltaik wird die Integration des Solarstroms wichtiger. Welche Möglichkeiten sehen Sie, dass es gelingt, den Solarstrom besser nutzen zu können?
Auch hier ist eine grundsätzliche Veränderung notwendig. Die in Deutschland immer propagierte ‚zentrale Lösung‘ entwickelt sich zunehmend zu einem Mix aus zentraler und dezentraler Stromversorgung. Dadurch rückt die Energieversorgung deutlich näher an den Verbraucher heran, was gleichzeitig auch eine bessere Steuerung des Bedarfs ermöglicht. Um entsprechende Anreize für eine flexible Verbrauchsgestaltung zu schaffen, ist vermutlich eine grundlegende Reform des Strommarktes notwendig.
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Die Anlagenbetreiber bekommen keine Vergütung mehr, wenn die Preise an der Strombörse negativ sind. Welche Auswirkungen haben solche Regelungen?
Die Zurückhaltung bei Investoren ist deutlich zu spüren und wirkt sich direkt auf den Ausbau aus. Bisher als sehr rentabel eingeschätzte Investitionen werden deutlich kritischer bewertet und immer häufiger gestoppt oder vertagt. Dies hängt unter anderem mit dem gestiegenen Zinsniveau zusammen.
Die Fragen stellte Sven Ullrich
Welche Lösungen es für die bessere Integration von Solarstrom ins Netz gibt, erklärt Patrick Danz im zweiten Teil des Interviews, das in der nächsten Woche erscheint. Einen ausführlichen Bericht zum derzeitigen Solarmarkt finden Sie in der aktuellen Ausgabe von ERNEUERBARE ENERGIEN. Abonnenten lesen den Beitrag auch online. Wenn Sie noch kein Abo haben, können Sie hier reinschuppern.