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Plan für beschleunigte Energiewende

Brüssel will 600 Gigawatt Photovoltaik bis 2030 installiert wissen

Die Europäische Kommission hat gestern den Repower-EU-Plan verabschiedet. Die Intention des Plans ist es, den Ausbau der erneuerbaren Energien noch schneller voranzutreiben als bisher, um den Ausstieg aus der Abhängigkeit von Energielieferungen in Form von Öl und Gas – leider nicht von Brennstoffen für Atomkraftwerke – zu werden. Damit reagiert Brüssel auf den Überfall Russlands auf die Ukraine.

45 Prozent Erneuerbare bis 2030

Konkret sieht der Plan eine Beschleunigung des Ausbaus der Ökostromversorgung vor. Diese solle jetzt nicht mehr, wie vorher im Fit-For-55-Plan beschlossen, auf 40, sondern auf 45 Prozent Anteil bis 2030 steigen. Dies würde bedeuten, dass die Ökostromkapazitäten bis dahin auf 1.236 Gigawatt steigen müssten. Bisher sind 1.067 Gigawatt vorgesehen. Um dies zu erreichen, soll in der EU die Photovoltaik bis 2025 auf 320 Gigawatt ausgebaut werden – immerhin eine Verdopplung der bisher installierten Leistung. Bis 2030 sieht der Plan den Ausbau auf 600 Gigawatt Solarstromleistung vor. Das bedeutet einen Zubau von 45 Gigawatt pro Jahr. Zum Vergleich: Für das Jahr 2020 gibt die EU Kommission den Zubau mit 18 Gigawatt an.

Solardachinitiative geplant

Damit dieser Ausbau auch möglichst schnell geht und die Ziele erreicht werden, sieht der Repower-EU-Plan eine Solardachinitiative vor. Konkret sollen die Mitgliedsstaaten eine Solarpflicht für bestimmte Dachflächen beschließen.Außerdem sollen die EU-Staaten die Genehmigungsverfahren entrümpeln, damit der Ausbau ohne behördliche Verzögerungen vorangehen kann. Dazu will die EU-Kommission noch einen entsprechenden Verordnungsvorschlag vorlegen.

Lieferketten absichern

Natürlich hat die Kommission auch die derzeitigen Herausforderungen im Blick, mit der die europäische Solarbranche aufgrund der verfehlten Industrie- und Wirtschaftspolitik der vergangenen Jahre zu kämpfen hat. So soll der Ausbau von einer Ausbildungsoffensive im Bereich Photovoltaik flankiert werden, um in der ganzen EU ausreichend Fachkräfte für die Planung und den Bau der notwendigen Anlagen zu bekommen. Außerdem soll eine europäische Allianz der Photovoltaikindustrie geschaffen werden, um ausreichend Produktionskapazitäten für Komponenten zu schaffen und die Lieferketten unabhängig von Verwerfungen in der Weltwirtschaft zu machen.

Die Konzentration auf die Photovoltaik begründet die Europäische Kommission damit, dass diese Technologie das Potenzial hat, extrem schnell ausgebaut zu werden. Doch auch die Installation von Windkraft- und die Bioenergieanlagen soll schneller gehen. Auch dafür sollen die Lieferketten mittels einer Industrieinitiative stabilisiert und die Genehmigungsverfahren beschleunigt werden.

Auf Wärmepumpen umsteigen

Mit Blick auf den Gebäudesektor, der immer noch aufgrund der verfehlten Steuerung in der Vergangenheit eine hohe Abhängigkeit von Gaslieferungen hat, will die EU jetzt den Ausbau von Wärmepumpen antreiben. Innerhalb der nächsten fünf Jahre sollen in den Mitgliedsländern mindestens zehn Millionen Geräte installiert werden. Dies soll durch die Überarbeitung der bestehenden Anforderungen für Wärmepumpen unterstützt werden. Dazu kommen noch die vereinfachten Möglichkeiten für die Mitgliedsstaaten, große Wärmepumpen,- Geothermie- und Solarthermieprojekte umzusetzen.

Außerdem soll die gesamte Strategie des Umstiegs hin zu mehr Erneuerbaren flankiert werden von einer Effizienzinitiative. Die verbindlichen Effizienzziele sollen im Vergleich zum Fit-for-55-Plan von neun auf 13 Prozent angehoben werden.

Wasserstoffproduktion ausbauen

Es sollen aber nicht nur die Produktionskapazitäten für Ökostrom und erneuerbare Wärme ausgebaut werden, sondern auch die Speichertechnologien. Ein wichtiger Baustein soll hier Wasserstoff sein. Die entsprechenden Erzeugungsleistungen will Brüssel bis 2030 auf eine Produktionskapazität von zehn Millionen Tonnen Wasserstoff erweitert sehen. Zusätzlich will Brüssel weiteren zehn Millionen Tonnen grünen Wasserstoff importieren. Auch die dazugehörige Infrastruktur soll ausgebaut werden.

210 Milliarden Euro zusätzlich notwendig

Zur Finanzierung der Pläne haben die Beamten in Brüssel einen Wert von 210 Milliarden Euro bis 2027 ausgerechnet, die zu den notwendigen Investitionsmitteln hinzukommen, die für den vorherigen Fit-for-55-Plan notwendig waren. Dazu kommen noch etwa 29 Milliarden Euro, die in den Umbau der Stromnetze fließen müssten. Dem stehen aber 80 Milliarden Euro für Gas- und zwölf Milliarden Euro für Ölimporte gegenüber, die durch den Umstieg auf Erneuerbare jedes Jahr eingespart werden. Außerdem sparen die Mitgliedsstaaten dann jedes Jahr Ausgaben in Höhe von 1,7 Milliarden Euro für Kohleimporte ein. Um dennoch befürchtete Energiepreissteigerungen in der Übergangsphase abzufedern, will die EU Kommission einen sozialen Klimafonds einführen, um kleine Unternehmen und Haushalte beim Umstieg auf Erneuerbare zu unterstützen.

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Mehr Zertifikate sollen in den Handel

Die Finanzmittel für den Umstieg auf regenerative Energieversorgung soll aus unterschiedlichen Quellen kommen. Neben den bereits vorgesehenen Haushaltsmitteln in Höhe von 225 Milliarden Euro sollen weitere 20 Milliarden Euro aus dem CO2-Zertifikatehandel kommen. Dazu will die EU mehr Zertifikate in den Markt bringen. Dies bringt der EU Kommission allerdings Kritik ein, da zusätzliche Zertifikate den CO2-Ausstoß erhöhen und diese zusätzlichen Emissionen durch einen noch schneller Ausbau der Ökostromversorgung wieder abgefangen werden müssten. Weitere 7,5 Milliarden Euro kommen aus dem Topf für die gemeinsame Agrarpolitik, die entsprechend umgewidmet werden.

Wermutstropfen Flüssiggas

Die Unabhängigkeitsbestrebungen von russischen Energieimporten hat aber auch eine Kehrseite. Da die EU bis 2030 nur zu 45 Prozent erneuerbare sein will, werden andere Energiequellen notwendig, vor allem für die Gasversorgung. Hier setzt Brüssel auf den Ausbau von Flüssiggas (LNG), das mit großen Tankschiffen nach Europa gebracht werden soll. Entsprechend sollen die dafür notwendigen Gasterminals gebaut werden, unter anderem in Griechenland, um die Erdgasversorgung des Südostens Europas abzusichern. In den LNG-Import und in die Gasverteilungsinfrastruktur sollen bis 2030 etwa zehn Milliarden Euro fließen. Weitere Mehrkosten fallen für den Import von Erdöl aus anderen Ländern außer Russland an. Brüssel rechnet hier mit zusätzlichen 1,5 bis zwei Milliarden Euro an Investitionsmitteln. (su)

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