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Detlef Neuhaus von Solarwatt zu den Herausforderungen für dieses Jahr

"Jetzt geht es darum, dieses System zu perfektionieren"

Sie haben sich in den vergangenen Monaten vor allem mit der Einführung und der Weiterentwicklung des Speichers MyReserve beschäftigt. Zuvor wurden Komplettpakete eingeführt und davor ein Solarcarport. Sie gehen also jetzt weg vom reinen Angebot als Hersteller hin zum Systemanbieter. Wie wirkt sich das auf die strategische Aufstellung von Solarwatt in den kommenden Monaten aus?

Detlef Neuhaus: Schon 2012 hat Solarwatt erkannt, dass es mit dem Massenmarkt „Solarmodule“ nicht mehr weitergeht und hat die Grundlagen zur Systemstrategie gelegt. In Phase 1 konzentrierten wir uns auf die Stromerzeugung. Glas-Glas wurde als Massenprodukt in die industrielle Fertigung überführt, Solarcarports, das In-Dach-System sowie das Fassadensystem – Module und Montagesystem – kamen auf den Markt.

Danach legten wir in Phase 2 das Fundament zum „Energetischen System“. Mit dem Energymanager als Kombination von Hardware zur Steuerung und Software als Benutzeroberfläche. Mit dem Stromspeicher haben wir nun das letzte Puzzlestück für das energetische System. Jetzt geht es darum, dieses System zu perfektionieren. Stichworte sind Wirtschaftlichkeit, Eigenverbrauchserhöhung, Skalierbarkeit und Sicherheit.

Welche Entwicklungen sehen Sie auf den einzelnen Solarmärkten der Welt und wo sehen Sie die besten Chancen, ihre Angebote gut zu platzieren?

Detlef Neuhaus: Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, am Wettlauf um die billigsten Module teilzunehmen – weil es bei diesem Rennen keinen Gewinner gibt. Solarwatt geht hier mit der Konzentration auf Glas-Glas-Module als Qualitätsprodukte für Endverbraucher einen eigenen Weg. Gerade in Industrieländern sehen wir einen stark wachsenden Bedarf nach Langlebigkeit und Ertragsstabilität. Die Kennzahl „Kilowattstunden Lebensleistung pro investiertem Euro“ gewinnt an Bedeutung. Unsere Absatzzahlen im Bereich Glas-Glas-Module verdoppeln sich von Jahr zu Jahr und wir sind hier mittlerweile Marktführer in Deutschland und Europa. Wir schauen sehr positiv in die Zukunft.

Wie werden sich in den kommenden Monaten die einzelnen Märkte für Stromspeicher entwickeln und welche Märkte werden hier immer relevanter?

Detlef Neuhaus: Wir sehen, dass Deutschland der wichtigste Markt für Stromspeicher weltweit ist. Hier gehört Solarwatt zu den Top 5 Anbietern und wir sind zuversichtlich, dass wir diese Position noch deutlich stärken werden. Generell kann man sagen, dass Märkte mit hohen Strompreisen und in der Breite etablierter Photovoltaik die besten Voraussetzungen für Stromspeicher mitbringen. Unser Schwerpunkt im internationalen Bereich wird in Frankreich, Italien, Spanien und Australien liegen.

Wie sich die USA als Markt entwickeln, ist stark von der Politik des künftigen Präsidenten Donald Trump abhängig. Einzelne US-Bundesstaaten treiben das Thema Photovoltaik stark voran und das macht diesen Markt auch für uns interessant.

Ihr Speicher ist mit seiner Geschwindigkeit und dem Energiemanagement ein innovatives Produkt. Sie haben es auf einen Anteil am weltweiten Speichermarkt von drei Prozent geschafft, was durchaus beachtlich ist. Andere Anbieter sind aber noch weiter vorn. Fehlt Ihnen ein Komplettangebot um den Speicher herum wie eine Stromflatrate oder andere Dienstleistungen, mit denen die Konkurrenz derzeit punktet oder schätzen sie solche Angebote als eher marginal für den Absatz von Speichern ein?

Detlef Neuhaus: Wir sind in Deutschland innerhalb von weniger als 1,5 Jahren in die Top 5 der Speicheranbieter gekommen. Uns das mit einem einzigen Produkt, das damals noch für eine begrenzte Photovoltaikleistung mit bis zu zwölf Modulen ausgelegt war. Diese Begrenzung war aus Gründen der Sicherheit und Wirtschaftlichkeit nötig. Mittlerweile bieten wir eine deutlich größere Spanne an Produkten an. Wir sind daher zuversichtlich, im Jahr 2017 in Deutschland einen Marktanteil von 20 Prozent zu erreichen.

International waren wir mit dem MyReserve bisher noch gar nicht präsent. Die drei Prozent weltweit kommen also alleine aus den Verkäufen in Deutschland zustande. 2017 werden wir die MyReserve Familie in allen relevanten Speichermärkten anbieten.

Was Angebote um den Speicher angeht, so konzentrieren wir uns auf unsere drei Kernkompetenzen: Energie erzeugen mit den Glas-Glas-Modulen, Energie managen mit dem Energymanager) und Energie speichern mit dem MyReserve. Wir sind überzeugt, dem Endkunden damit die beste Kombination aus Unabhängigkeit, Wirtschaftlichkeit und Sicherheit anbieten zu können. Abo-Modelle als Einstieg in eine neue Abhängigkeit kommen für uns nicht in Frage. Beim näheren Hinschauen erweisen sich solche Angebote oft auch als überdimensioniert für den tatsächlichen Bedarf im Haushalt. Ein solches Vorgehen passt nicht zu unseren Firmen-Werten.

Welche Möglichkeiten für weitere Energiedienstleistungen sehen sie im Speicher- und Photovoltaikbereich?

Detlef Neuhaus: Wir denken, dass sich gerade im Speichermarkt einige Dienstleistungen entwickeln werden, die sowohl für den Hausbesitzer als auch die gesamte Volkswirtschaftlich sinnvoll sind. Derzeit konzentrieren wir uns aber darauf, dafür die technischen und hardwareseitigen Voraussetzungen zu schaffen und eine möglichst hohe Kompatibilität sicherzustellen. Wenn sich bestimmte Dienstleistungen am Markt etablieren sollten, werden wir diese auch unterstützen oder selber anbieten.

Wie werden sich in den kommenden Monaten aus Ihrer Sicht die Preise für Speicher und für Photovoltaikanlagen entwickeln?

Detlef Neuhaus: Bei Stromspeichern haben wir mit dem MyReserve im Flexi-Start-Paket ja gerade ein deutliches Preissignal im Markt gesetzt. Dem müssen sich andere Hersteller angleichen. Standardisierung und Industrialisierung werden zu sinkenden Preisen führen. Photovoltaikanlagen werden aus unserer Sicht nicht mehr so stark am Preis gemessen, sondern an der Qualität. Ein Zwei-Personen-Haushalt kann heute eine gute Photovoltaikanlage für unter 10.000 Euro erwerben und damit seine Stromrechnung halbieren. Das ist eine überschaubare Investitionssumme, die meist auch keine Finanzierung mehr braucht. Daher schauen Endkunden stärker darauf, wie viel erzeugter Strom tatsächlich im Haushalt ankommt und wie lange die Anlage hohe Erträge garantieren kann.

Welche technischen Weiterentwicklungen werden wir in den kommenden Monaten sehen?

Detlef Neuhaus: Bei Stromspeichern wird das Thema „Einfachheit bei Wartung und Ersatz“ zunehmend wichtig werden, wenn die ersten natürlichen Garantiefälle auftauchen. Auch aus Preisgründen werden wir hier eine zunehmende Modularisierung der Geräte sehen. Intelligentes Ladezeitenmanagement als wesentlicher Faktor für die Lebensdauer einer Batterie wird wichtiger werden als eine reine Betrachtung der Ladezyklen. Im Bereich des Energiemanagements wird viel passieren. Das intelligente Schalten von Stromverbrauch im Haus in Abstimmung mit der Stromerzeugung auf dem Dach spart viel Energie und Geld für Privathaushalte.

Das Gespräch führte Sven Ullrich.