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Forschung

Effiziente Integration erneuerbarer Energien durch Blockchain

Ein neues System auf der Grundlage von Blockchain-Technologie könnte nach Ansicht von Expterten die Integration erneuerbarer Energien ins Stromnetz optimieren. Das österreichische Blockchain-Startup Grid Singularity hat zusammen mit Wissenschaftlern vom Rock Mountains Institut die Energy Web Foundation (EWF) gegründet, die eine Blockchain speziell für den Strommarkt entwickelt.

Blockchain ist nichts anderes als eine kontinuierlich erweiterbare Liste von Datensätzen, genannt „Blöcke“, welche mittels kryptographischer Verfahren miteinander verkettet sind. Der Begriff Blockchain wird zudem synonym für ein Konzept genutzt, mit dem ein Buchführungssystem dezentral geführt werden kann und dennoch ein Konsens über den richtigen Zustand der Buchführung erzielt wird, auch wenn viele Teilnehmer an der Buchführung beteiligt sind. Wie kann diese Technologie nun bei der Systemintegration helfen?

Wenn eine Solaranlage oder ein Windrad heute eine Einheit Strom erzeugt, gibt ein Zähler Daten aus, die wiederum in einer Tabelle protokolliert werden. Anschließend wird die Tabelle an einen Dienstleister geschickt, der die Daten in ein neues System eingibt und ein Zertifikat ausstellt. Händler und Käufer dieser Zertifikate sind durch eine weitere Gruppe von Intermediären verbunden. Eine weitere Partei verifiziert schließlich nach dem Kauf die Zertifikate. Die Idee ist nun, dass die Zähler direkt in die Blockchain schreiben.

Blockchain-Technologie, so die Hoffnung, könnte eine grundlegende Transformation moderner Stromnetze einleiten. Die EWF-Stiftung hat ihre eigene Blockchain auf den Energiesektor abgestimmt. Mit Ethereum als Grundlage soll das Netz zu einer Testumgebung für Anwendungen werden. Zehn großen Energieunternehmen sind als Partner an ersten Tests beteiligt.

Blockchain-Technologie soll vor allem Transaktionskosten im Energiesektor reduzieren. Außerdem verschafft Blockchain Marktteilnehmern die Möglichkeit der aktiven Teilnahme über ihre Devices. Ziel von EWF ist es nun, die vielversprechendsten Anwendungen von Blockchain in der Energiewirtschaft zu identifizieren und das eine Energy Web Plattform zu schaffen.

Ein anderes Projekt läuft in China. Dort will das Solarunternehmen Solar Bankers Singapore ein Konzept zum Bau dezentraler Stromnetzwerke entwickeln, das es Verbrauchern erlaubt, privat Strom zu erzeugen und zu handeln. Zur Finanzierung des Projekts wurde ein sogenanntes Initial Coin Offering gestarten (ICO). Dabei handelt es sich um eine Crowdfunding-Methode, bei der Technologiefirmen eine eigene digitale Währung emittieren. Solar Bankers arbeitet mit dem chinesischen Blockchain-Unternehmen Shellpay an der Entwicklung eines Systems, das die Dezentralisierung aller Infrastrukturen zur Erzeugung und Verteilung von Strom vorantreiben soll.

Die Vision des Projekts sei es, einzelne Haushalte mit Solar Bankers Solarprodukten zu versorgen und in einem lokalen Stromnetz miteinander zu verbinden. Dies soll Verbrauchern erlauben, privat Strom zu produzieren und ihren Überschuss an die eigenen Nachbarn zu verkaufen. Die Regelung der Transaktionen auf den Strommärkten der lokalen Netzwerke erfolgt durch ein auf Shellpays Blockchain-Platform aufgebautes Buchhaltungssystem. Intelligente Verbrauchszähler, die den produzierten Strom kennzeichnen können und mit einer Vertragssoftware verbunden sind, erlauben die schnelle und sichere Abwicklung von Überweisungen innerhalb des Netzwerkes. Die Spenden, die Solar Bankers durch ihren ICO erzielen möchte, würden in die Produktion dieser intelligenten Stromzähler und der dazugehörigen Software investiert. Außerdem plant das Unternehmen, die eigene digitale Währung - SunCoin - als Zahlungsmittel innerhalb der lokalen Netzwerke einzuführen.

Die ersten dezentralen Netzwerke sollen in China entstehen. Weite Teile der ländlichen Gebiete Chinas seien nicht an das zentrale Stromnetz angebunden. Durch dezentralisierte Konzepte des Netzausbaus, wie von Solar Bankers und Shellpay vorgeschlagen, könnten Entwicklungs- und Schwellenländer die hohen Kosten einer Ausweitung des zentralen Stromnetzes umgehen und gleichzeitig, in dem sie Verbrauchern einen Anteil an der Erzeugung und dem Handel von Strom geben, die örtliche Privatwirtschaft anregen.
(Nicole Weinhold)