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Kommentar Maxatomstrom

Der Spuk vom strahlenden Klimaschutz

Geist Foto: Rike, pixelio.de*

Es war einmal vor langer Zeit, da mussten Bernd Neider und Jürgen Schalk ihr Wirtschaftsdasein mit Diesel, Öl und Graustromerzeugnissen fristen. Doch es geschah eines schönen Tages, da entschieden sie sich, endlich mehr für Klima, Menschheit und unseren Planeten zu tun.

Nun sind solche Sinneswandel gerade zur Vorweihnachtszeit nicht ungewöhnlich. Man denke nur an Charle’s Dickens „Eine Weihnachtsgeschichte“, in der drei Weihnachtsgeister aus dem grantigen Ebenezer Scrooge einen warmherzigen Firmenchef machten.

Nur hat sich der Geist der künftigen Weihnacht in diesem Jahr offenbar einen Glühwein zu viel gegönnt und einen kleinen Scherz erlaubt. Anders ist der weltrettende, klimafreundliche Stromtarif Maxatomstrom, den Neider und Schalk ersonnen haben, kaum zu erklären.

Maxatomstrom verspricht seinen Kunden 100 Prozent Kernenergie aus der Steckdose. Möglich machen das Atomstromzertifikate. Die kauft das Unternehmen in der Schweiz – weil es so etwas in Deutschland selbstverständlich nicht gibt.

Die Argumentation ist so einfach wie sie falsch ist: „Nur unter Ausnutzung aller CO2-armen Energiequellen inklusive der Kernenergie können die weltweiten CO2-Emissionen gesenkt werden“, behauptet Maxatomstrom. Da sind viele Experten anderer Meinung. Zum Beispiel scheut sich das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme nicht, so ein System zu beschreiben (siehe hier, S. 16). 100 Prozent Erneuerbar, das heißt nicht nur eine Senkung der CO2-Emissionen, sondern komplette Energiewende – für Strom und Wärme! Aber das ist nur die Meinung der Wissenschaftler, was wissen die schon.

Klar ist Maxatomstrom mit seinen – immerhin – 3.000 Neukunden in der ersten Woche nur eine Randerscheinung in der Energiewirtschaft. Bitter ist nur, dass ihr Programm, Kernkraft für den Klimaschutz, in Ländern wie Großbritannien groß Schule macht.

So droht die Energiewende, die ihren Ursprung und ihre Pioniere in der Antiatombewegung fand, unter dem Deckmantel des Klimaschutzes wieder in der Kernenergie zu münden.

(Denny Gille)

*pixelio.de