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Messe Husum

Der neue Geschäftsführer im Interview

Was hat Sie von Köln nach Husum gelockt?

Ich fühle mich als gebürtiger Hamburger als echter Norddeutscher. Der Norden ist unschlagbar schön, er ist mir vertraut und er ist mir immer am liebsten. Als mir dann im Sommer letzten Jahres über einen branchenüblichen Headhunter die Geschäftsführung der Messe Husum amp; Congress angeboten wurde, hab ich mich zunächst mit Freunden und Familie darüber beraten. Den Ausschlag gab mein Schwiegervater mit einem Zitat von Julius Cesar: „Lieber die Nummer Eins im kleinen Dorfe als die Nummer Zwei in der großen Stadt.“ Fest steht, Großmessen wie mein bisheriger Arbeitgeber, die Kölnmesse, haben heutzutage Konzernstrukturen. Husum ist dagegen eher klein, aber agil. Quasi wie ein Start-up. Es gefällt mir besser, eine kleine, agile Truppe anzuführen und hier Dinge anzupacken und zu verändern, als in der zweiten Reihe zu stehen.

Was haben Sie denn in Köln gemacht?

Ich war Leiter des Bereichs Wohnen und Einrichten - Global Competence in Furniture, Interiors and Design heißt der Bereich international. Darunter laufen alle Veranstaltungen, die sich mit Wohnen und Einrichtungsdesign beschäftigen: Living Kitchen, Interzum, die Weltleitmesse für die Zulieferer der Möbelindustrie, eine Orgatec zum Thema Büromöbel – ein spannendes Portfolio rund um das Thema Wohnen und Einrichten.

Bei diesen Großmessen – gibt es da Aspekte, die Sie nach Husum transferieren können?

Die wichtigste Erkenntnis für uns Messemanager generell ist, dass die Zeiten, in denen wir einfach nur Quadratmeter Standfläche in einer Halle vermieten, vorbei sind. Wir bieten Kommunikations- und Branchenplattformen an, wo Angebot und Nachfrage zu einem bestimmten Zeitpunkt zusammen kommen. Wir müssen auch das ganze Drumherum gestalten, damit die Menschen, die heute deutlich weniger Zeiten haben, diese Zeit möglichst effektiv nutzen, um diejenigen zu treffen, die sie treffen wollen. Im Zuge der Digitalisierung gibt es viele Möglichkeiten, in Zukunft Messebesuche effektiver und auf den Punkt genau zu gestalten.

Was wir in Köln sehr erfolgreich gemacht haben und hier oben im Norden noch verstärken können, ist der Zusatznutzen, der attraktive Content, der über Messen angeboten werden muss. Ob das in Form von Sonderschauen oder von begleitenden Kongressen ist, muss man schauen. Ich bin überzeugt, dass der Bereich der erneuerbaren Energien ganz viele Ansätze birgt, wo eben Content, neues Wissen, geboten werden kann.

Wie entwickelt sich die Messelandschaft denn allgemein?

Die Messen sind in den vergangenen Jahren wieder gewachsen. Ich glaube, dass insbesondere vor dem Hintergrund der Digitalisierung das persönliche Aufeinandertreffen eher an Bedeutung gewinnt. Das Mittelfeld wird seine Probleme haben, aber die ganz großen Messen in Köln und Frankfurt werden eine Bedeutungszunahme erleben und die kleinen Nischen eben auch. Die Leute haben immer weniger Zeit und wollen immer effektiver arbeiten. Wenn Sie früher für zwei bis drei Tage auf eine große Möbelmesse gefahren sind, fahren Sie heute für einen Tag. Das gilt für eine Windmesse genauso wie für eine New Energy oder eine Gastromesse, die wir hier in einigen Wochen starten werden. Da können wir als Veranstalter künftig die Messeteilnehmer noch besser an die Hand nehmen und mithilfe von digitalen Tools die Messevorbereitung optimieren, um dann den Besuch so effizient wie möglich zu gestalten.

In dieser Hinsicht sehen Sie also noch Potenzial für künftige Anpassungen in Husum?

Auch in anderen Bereichen. Wie haben ja in Husum richtigerweise thematisch stark auf Windenergie gesetzt. Aber es gibt neben dem sehr wichtigen Thema Windenergie noch weitere im Bereich erneuerbare Energien, die eine Messe verdienen. Und haben wir auch noch andere Themen, wo man in Schleswig-Holstein sicher noch gute Ansätze finden kann:  Gastronomie, Hotelwirtschaft, Tourismus. Wir werden hier keine Weltleitmessen veranstalten, aber unsere Gastronomiemesse hat zum Beispiel 250 Aussteller, läuft zwei Tage und hat 5.000 Besucher. Sie hat eine riesengroße Relevanz für die Region hier. Wir müssen genau solche Themen finden, die hier bedeutsam sind.

Welchen Stellenwert haben denn die erneuerbaren Energien für Sie?

Eigentlich verfolgen die mich auch schon lange. Mein Vater war 15 Jahre lang Vorsitzender des Umweltausschusses in der Hamburger Bürgerschaft und hat sich seit jeher für den Ausstieg aus der Kernenergie stark gemacht. Insofern hat mich das Thema schon früh begleitet. Wenn ich an einem Windpark vorbei fahre, habe ich nie ein beklemmendes Gefühl. Wenn ich aber an irgendwelchen fossilen Kraftwerken vorbeikomme, denke ich immer: Oh Gott! Ich bin der festen Überzeugung, dass es für uns gar keine Alternative gibt zu den Erneuerbaren. Das Abschmelzen der Polkappen ist einfach ein Fakt.

Werden Sie sich nun tiefergehend mit den Erneuerbaren befassen?

Ja. Es hat sich ja gerade der Landesverband Erneuerbare Energien in Schleswig-Holstein gegründet. Ich bin stolz, dass ich dort in den erweiterten Vorstand gewählt wurde und in diesem Gremium mitarbeiten darf. Die Treffen, die dazu stattfinden, sind für mich spannend, weil ich da mit Leuten zusammen komme, die sich schon sehr lange in der Branche engagieren und sich hervorragend auskennen. Die können mir verdeutlichen, welche Themen gerade aktuell sind und große Bedeutung für die Regionen haben. Und auch da glaube ich, dass wir als Messeveranstalter für so einen Verband hilfreich sein können. (Interview: Nicole Weinhold)