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Politik&Wirtschaft / USA

Windkraftflaute: Brandbrief an Obama

Derzeit können Erneuerbare-Energie-Unternehmen zwischen einem Production Tax Credit (PTC) und Investment Tax Credit (ITC) wählen. Beim PTC wird Ihnen ein Einkommenssteuernachlass von 2,2 Cent pro Kilowattstunde gewährt, beim ITC beträgt der Steuernachlass ein Drittel der Investitionssumme. Diese Regelung läuft allerdings Ende nächsten Jahres aus. Die Gouverneure aus allen Teilen des Landes und aus beiden großen Parteien befürchten einen weiteren Einbruch der amerikanischen Windindustrie, wenn die Förderung nicht verlängert wird oder die Verlängerung zu spät kommt.

Branche 2010 eingebrochen

Die amerikanische Windenergieorganisation AWEA macht die Ungewissheit über die weitere Förderung schon für den Einbruch im vergangenen Jahr verantwortlich: 2010 wurde in den USA nur noch halb so viel Windkraftleistung neu installiert wie im Jahr davor. Die nicht mit der gleichnamigen Weltwindorganisation identische GWEC fordert in ihrem Brief Obama nun dazu auf, sich im Kongress für eine Verlängerung für mindestens sieben Jahre einzusetzen. Bislang wurde die Förderung meist im Ein- bis Zwei-Jahres-Rhythmus verlängert. Rund 35-prozentige Zuwächse verzeichnete die US-amerikanische Windindustrie allerdings von 2005 bis 2009, als die Förderung für fünf Jahre galt.

Förderung neu fokusieren

Neben der unsicheren steuerlichen Förderung kritisieren die Gouverneure vor allem auch die grundsätzliche Ausrichtung der staatlichen Windkraftförderung. Sie sei zu sehr auf neue Entwicklungen fixiert und behinderte dadurch die Ausnutzung bereits vorhandener Technik. „Wir müssen erkennen, dass ein wissenschaftlicher Durchbruch in fünf oder zehn Jahren plus weiterer Jahre bis zum kommerziellen Erfolg unserer Windindustrie nur wenig nutzt, wenn sie bis dahin zum Nebendarsteller auf dem internationalen Markt degradiert wurde“, heißt es in dem Brief.

Um das zu verhindern, schlägt die GWEC dem Präsidenten einige Sofortmaßnahmen vor: So soll ein Arbeitskreis das Windkraftengagement zwischen den Einzelstaaten und der Zentralreggierung koordinieren. Windenergie- und Umweltschutzrichtlinien sollen schnellstmöglich verbindlich festgelegt werden, um die durch Grauzonen verursachten zusätzlichen Unsicherheiten zu verringern. Zehntausende neuer Arbeitsplätze versprechen sich die Briefschreiber vom Aufbau einer amerikanischen Offshore-Windindustrie. Diese soll durch staatliche Förderung eine ähnliche Kostensenkung erfahren wie der Onshore-Sektor in den zurückliegenden zehn Jahren. Außerdem sollen die regionalen Regulierungsstellen die Netzintegrattion von erneuerbaren Energien stärker als bisher unterstützen. Und schließlich soll das Energieministerium seine bereits abgeschlossene Untersuchung zu den Perspektiven der Erneuerbaren in den USA unverzüglich veröffentlichen und damit die wichtigen Daten allen zur Verfügung stellen.

Arbeitsplätze stehen im Vordergrund

„Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum waren schon immer die Hauptanliegen der Gouverneure“, erklärt AWEA-Präsidentin Denise Bode das Engagement aus den Bundesstaaten. „Dass Washington jetzt auch verstärkt darauf achten muss, macht es ihnen leichter, mit ihren Vorschlägen durchzudringen.“ Dadurch könnten auch Blockaden in den Verwaltungen abgebaut werden, die die Aufstellung von Windanlagen oft unbeabsichtigt behindern.

Laut AWEA arbeiten heute schon 75.000 Amerikaner in der Windindustrie. 500.000 könnten es bis 2030 werden – eine kontinuierliche Förderung vorausgesetzt. 20 Prozent des US-amerikanischen Energiebedarf könnten dann – wie von Präsident Obama gefordert – durch Windenergie gedeckt werden. Derzeit sind es gerade mal rund zwei Prozent. Auch die amerikanische Landbevölkerung würde der AWEA zufolge vom Wachstum der Windbranche profitieren. So könnten die Landbesitzer für die Bereitstellung der benötigten Aufstellflächen jährlich mit 600 Millionen Dollar Einnahmen rechnen. (Stefan Kohl)