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Vom Kippschalter zum Industriespeicher

Fabian Kauschke

Frankreich, Elsass, Benfeld. Das Bild der französischen Hügellandschaft wird geprägt von traubenbehangenen Reben und Chateaus, die auf den Gipfeln ruhen. In kleinen Dörfern reihen sich aus Fachwerk und Feldstein gebaute Häuser aneinander, zwischen denen Bäche durch das Tal fließen. Energiespeicher und Strommonitoring für Industriekunden haben wohl wenige im Sinn, wenn sie an das Elsass südlich von Straßburg denken. Doch in Benfeld, 20 Minuten vom Rhein und der deutsch-französischen Grenze entfernt, werden seit mehr als 100 Jahren Elektroniklösungen produziert.

Auf mittlerweile 38.000 Quadratmetern beschäftigt Socomec 880 Mitarbeiter:innen. Vom Stammsitz im Elsass aus expandierte das Unternehmen rund um den Globus. Benfeld ist inzwischen nur eine von weltweit zwölf Produktionsstätten, die unter anderem in Chicago, Shanghai oder Mailand zu finden sind. Mittlerweile arbeiten bei der Industriegruppe 3.900 Menschen, vor allem in der Entwicklung und Herstellung von Produkten, bei denen ständige Verfügbarkeit, Überwachung und Sicherheit von Niederspannungsnetzen im Fokus stehen.

Industrie- und Gewerbegebäude werden von dem französischen Unternehmen mit auf die Bedürfnisse angepassten Energiesystemen ausgestattet.

Rapide steigende Energiekosten erfordern eine hohe Effizienz.

Guy Schaaf, Marketingleiter, Socomec

Modulare Bauweise

Auffallend wenig Fließbänder und Robotertechnik, dafür auffallend viele mit den Händen agierende Mitarbeiter:innen sind im Werk in Benfeld zu sehen. Energiespeicherung, Stromwandlung, Schaltgeräte, Messmöglichkeiten und dazugehörige Dienstleistungen haben Socomec in ihrem Portfolio aufgeführt. Viele Neuheiten betreffen den Bereich der Energiespeicherung, zumal das Unternehmen auch in den wachsenden deutschen Speichermarkt einsteigt. Das französische Unternehmen bietet ein modulares Energiespeichersystem für On- und Off-Grid-Anwendungen. Der Speicher ist konzipiert für den Einsatz im Freien. Die Grundkapazität kann modular durch hinzugefügte Speicherkapazitäten und durch die Kaskadierung von mehreren Speicherschränken bis in den Megawattstundenbereich erweitert werden. Zwischen 100 Kilovoltampere (kVA) oder 186 Kilowattstunden (kWh) und 600 kVA oder 1674 kWh kann der Speicher leisten und mit der Kombination von Wandler- und Batterietechnologien werden die strengsten europäischen Normen für elektromagnetische Abstrahlung und Wandlungsqualität erfüllt. Dabei werden flüssigkeitsgekühlte LFP-Batterien auf Basis von Lithium-Eisen-Phosphat von Catl verwendet, die gegen Überhitzung geschützt sind. Die Speicher werden zur bestmöglichen Effizienz durch ein Power-Management-System unterstützt. Eigenverbrauchsregelung, Energieverschiebung und das Glätten von Lastspitzen werden dadurch unter anderem möglich gemacht und das System verfügt zudem über eine digitale Fernüberwachungssoftware, die Leistungskennzahlen anzeigt.

Kritische Infrastruktur von 1922 bis heute

Begonnen hat die Geschichte von Socomec vor mittlerweile mehr als 100 Jahren. Am 22. April 1922 gründete der Ingenieur Joseph Siat die „Société des Ateliers de Constructions Électromécaniques du Bas-Rhin“. In Benfeld werden von nun an Kippschalter, Schmelzsicherungen, Klingeln oder Abzweigdosen aus Blech und lackiertem Karton hergestellt. 150 Mitarbeiter:innen beschäftigt das Unternehmen 1960 und fertigt zunehmend für industrielle Zwecke Schaltanlagen und Steuerpulte. Im Laufe der Zeit wandert die Firma im Familienkreis von Geschäftsführer zu Geschäftsführer und es entstehen Tochtergesellschaften zuerst in Europa, dann auf der ganzen Welt. Mit der Einführung von modularen unterbrechungsfreien Stromversorgungssystemen im Jahr 2001 schafft Socomec einen wichtigen Schritt in Richtung intelligenter Energieinfrastruktur, ein Weg, den es bis heute weitergeht und an aktuelle Problematiken anpasst.

„Die kritischen Infrastrukturen von heute müssen hohe Anforderungen an die schnelle Energiebereitstellung und an System-Upgrades erfüllen. Dabei müssen sie gleichzeitig eine maximale Verfügbarkeit gewährleisten. Die rapide steigenden Energiekosten und der hohe Flächenbedarf erfordern eine hohe Effizienz, denn dadurch lassen sich die Betriebskosten deutlich senken“, erklärt Socomecs Marketingleiter Guy Schaaf.

Für diese kritischen Infrastrukturen bietet Scocomec als Vorreiter für unterbrechungsfreie Stromversorgungsanlagen (USV) für den deutschen Markt ein Hochleistungsmodell an. Die Neuentwicklung setzt im Vergleich zu Vorgängern auf höhere Effizienz ohne Einbußen bei der Stromqualität. Auch hierbei wurde viel Wert auf Modularität gesetzt. Fünf Leistungsbausteine erreichen mit einem statischen Bypass für 1,2 Megavoltampere insgesamt 1.200 kW USV. Da eine mechanische Teilung zwischen den einzelnen Teilen der Leistungsmodule vorliegt, können diese separat kontrolliert und gewartet werden. Damit verspricht Socomec die mittlere Reparaturzeit auf ein Minimum zu reduzieren und eine Ausfallsicherheit zu erreichen, die herkömmliche monolithische USV-Anlagen nicht bieten können.

600 KILOVOLTAMPERE kann der modulare Großspeicher von Socomec leisten.

Monitoring für vielseitige Kunden

Das Werk in Benfeld dient vor allem dem Zusammenführen der einzelnen Teile zur fertigen Energiespeicherlösung. Die Produktion von vielen Bestandteilen wurde ausgelagert. Dafür sind Prüfungsverfahren von Einzelteilen wie Platinen wichtiger Bestandteil der Arbeit im Elsass. Auch das Wartungspersonal wird vor Ort geschult.

Überwachung und Monitoring fallen dabei auch in den Arbeitsbereich von Socomec. Mit dem System sollen insbesondere überflüssige Schnittstellen und Kabel vermieden werden. Messen und Monitoring von AC- und DC-Netzen wird hierbei mithilfe von einem Anzeigegerät, einer Hilfsversorgung, einer Kommunikationsstelle und einem Spannungseingang erreicht. Weitere Geräte, die überwacht werden sollen, brauchen dann nur eine Spannungsverbindung, sodass die anderen Schnittstellen wegfallen. Mithilfe von RJ45- und RJ12-Kabeln können platzsparend bis zu 32 Messstände auf einem Display angezeigt werden. Durch unterstützende Software ist es möglich, diesen Wert deutlich zu erhöhen.

Der Einsatzbereich für das Monitoringsystem sind vor allem Datacenter. Betreiber von Industrie- und Gewerbegebäuden sind im Allgemeinen die Kunden von Socomec. Dabei liegt der Fokus eher auf Großunternehmen, es wird aber auch mit Installateuren und Schaltschrankbauern zusammengearbeitet. Außerdem sind Unternehmen wie Siemens, Philips oder Schneider Electric Geschäftspartner.

Der französische Elektrotechnikkonzern wird seine Produkte für den deutschen Markt auf der E-World in Essen und der EES in München vorstellen.

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