Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Service und Wartung

Vorrat an Großkomponenten deutlich aufstocken

Nicole Weinhold

Der Windturbinenbauer Senvion aus Hamburg steckt seit dieser Woche im Insolvenzverfahren. Für Betreiber keine gute Nachricht. Holger Hämel, Geschäftsführer Deutsche Windtechnik X-Service, erklärt, was das für den Anlagenservice bedeutet.

Sie betreuen Senvion-Kunden im Service. Was bedeutet das Insolvenzverfahren jetzt für Sie?

Zunächst Mal ist die Senvion-Insolvenz eine schlechte Nachricht für die gesamte Windbranche und die weltweit etwa 4.000 Senvion-Mitarbeiter. Wenn ein so renommiertes Unternehmen mit einem guten Produktportfolio in Schieflage kommt, hat das darüber hinaus immer auch Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Branche in der Öffentlichkeit sowie auf direkt und indirekt verbundene Unternehmen. Aktuell merken wir das vor Allem an vielen Anrufen von verunsicherten Senvion-Kunden und Lieferanten oder auch ganz trivial beim “Stammtisch-Schnack“. Die Deutsche Windtechnik als unabhängiger Instandhalter ist naturgemäß weniger betroffen, wo es um die Fertigstellung, Errichtung und Inbetriebnahmen neuer Senvion-Windenergieanlagen geht. Wir erwarten aber turbulente Monate im Service-Sektor. Es wird ja noch eine Weile dauern, bis geklärt sein wird, welche Senvion-Unternehmensbereiche künftig unter welcher Flagge weitergeführt werden können. Wir versuchen, uns für alle Eventualitäten bestmöglich vorzubereiten.

Müssen Sie jetzt Ersatzteile bunkern?

Die Formulierung „jetzt Ersatzteile bunkern“ ist da vielleicht etwas irreführend. Wir betreuen heute knapp 300 Senvion-Windenergieanlagen mit Nennleistungen bis 3,2 MW im Service und unter Vollwartung, sind also im Ersatzteilbereich für die unterschiedlichen Senvion WEA-Typen bereits gut aufgestellt. Wie zuvor erläutert, müssen wir aber auch darauf vorbereitet sein, in den nächsten Monaten unser Service-Portfolio deutlich stärker als geplant aufzustocken. Wir werden also relevante Ersatzteile für aktuelle Anlagentypen und vor Allem auch unseren Vorrat an Großkomponenten deutlich aufstocken, weil wir davon ausgehen, dass wir diese Teile dann auch zeitnah benötigen werden.

Senvion wäre ja nicht die erste Pleite in der Windbrache. Können Sie sagen, wie der Service bei Fuhrländer, Adwen oder Bard weitergelaufen ist?

Zu Adwen und Bard kann ich nicht viel sagen, das sind letztlich exotische Anlagen und die Betreiber solcher Anlagen sind durch die Pleiten der Hersteller massiv gebeutelt worden, weil es keinen echten alternativen Service-Markt für diese Anlagen gab. Man kann diese Fälle daher nicht wirklich mit Senvion vergleichen. Zu Fuhrländer gibt es da schon eher Parallelen, weil dort ordentliche Anlagen in Serie gefertigt wurden, wenngleich natürlich in einem viel kleineren Maßstab als bei Senvion, zuvor ja Repower. Wir waren seinerzeit während der Fuhrländer-Pleite noch als seebaWIND Service GmbH zur richtigen Zeit am richtigen Ort und konnten vielen Fuhrländer Kunden und Mitarbeitern eine neue Perspektive bieten. Die meisten dieser Mitarbeiter und Kunden sind auch heute noch bei uns und wir betreuen heute nahezu 100 Prozent aller FL2500 in der Bundesrepublik sowie einen größeren Windpark dieses Anlagentyps in Frankreich. Die Fuhrländer-Pleite hat uns also deutlich mitgeprägt.

Sind Anlagen auch schon mal einfach aufgegeben worden, weil der Hersteller verschwunden ist?

Es gibt meiner Meinung nach zwei Hauptfaktoren die darüber entscheiden, wie es mit Windenergieanlagen weiter geht, wenn der Hersteller „verschwindet“, wie Sie es ausdrücken: 1. Wie gut ist das Produkt? 2. Wie viele Anlagen gibt es in einem Mindest-Verbund?

Wenn eine WEA technologisch und wirtschaftlich beherrschbar ist, wird sich auch jemand finden, der so eine Anlage warten und reparieren kann und will. Kaum eine gut funktionierende WEA, die in einer ernstzunehmenden Stückzahl gebaut wurde, ist also einfach „aufgegeben worden“. Für aktuelle Windenergieanlagen könnten aber teils massiv reglementierte Zugriffe auf bestimmte Ersatzteile oder auf betriebsrelevante Steuerungsfunktionen die Betreiber und Serviceprovider vor große Probleme stellen, wenn der Hersteller der WEA tatsächlich „verschwinden“ sollte.