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Wie teuer sind Klimaschäden? 2-Grad-Ziel rechnet sich

Katharina Wolf

Zu teuer, zu aufwändig - die Proteste der Gegner von Klimaschutzmaßnahmen richten sich häufig mit gegen die Kosten des Klimaschutzes. Sicher ist: der Umbau von einer fossil angetriebenen Gesellschaft auf 100 Prozent Erneuerbare wird nicht billig. Und doch rechnet er sich, wie Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) jetzt ermittelt haben.

Die Klimakosten sind wahrscheinlich am geringsten, wenn die globale Erwärmung auf höchstens 2 Grad Celsius begrenzt wird, so die Forscher. Das auf der Basis naturwissenschaftlicher Erkenntnisse politisch ausgehandelte Klimaziel des Paris-Abkommens sei auch das wirtschaftlich sinnvolle, zeigen die Potsdamer Wissenschaftler in einer neuen Studie.

2-Grad-Ziel ist das kosteneffizienteste

Mit Hilfe von Computersimulationen mit einem Modell des US-Nobelpreisträgers William Nordhaus verglichen sie Klimaschäden, etwa durch zunehmende Wetterextreme oder sinkende Arbeitsproduktivität, mit den Kosten der Verringerung des Treibhausgasausstoßes. Dabei stellte sich heraus: Das kosteneffizienteste Niveau der globalen Erwärmung ist tatsächlich dasjenige, welches mehr als 190 Nationen als Pariser Klimaabkommen vereinbart haben. Bislang reichen die von den Staaten weltweit versprochenen CO2-Reduktionen jedoch nicht aus, um dieses Ziel zu erreichen.

„Um das wirtschaftliche Wohlergehen aller Menschen in diesen Zeiten der globalen Erwärmung zu sichern, müssen wir die Kosten der Klimaschäden und die Kosten des Klimaschutzes gegeneinander abwägen“, sagt Anders Levermann vom PIK und der New Yorker Columbia University, der das Forscherteam leitete. „Wir haben viele gründliche Tests mit unseren Computern durchgeführt. Und wir haben festgestellt, dass sich die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 2°C, wie sie im wissenschaftlich fundierten, aber natürlich vor allem politischen Prozess auf dem Weg zum Paris-Abkommen 2015 vereinbart worden ist, tatsächlich als wirtschaftlich optimal erweist. Wissenschaft, Politik und Wirtschaft zeigen alle in eine Richtung: Null Emissionen in 2050.“

Simulationsprogramm strebt nach wirtschaftlichem Wachstum

Die Forscher haben in ihrer Studie die aktuelle Forschung zu wirtschaftlichen Schäden, die durch die Auswirkungen des Klimawandels verursacht werden, in das renommierte Computersimulationssystem eingespeist, das Dynamic Integrated Climate-Economy-Model. Diese Computersimulation ist darauf trainiert, nach Wirtschaftswachstum zu streben.

„Es ist bemerkenswert, wie robust die Temperaturgrenze von 2°C ist. Sie kommt bei praktisch allen von uns berechneten Kostenkurven heraus“, sagt Sven Willner, ebenfalls vom PIK und einer der Autoren der Studie. Die Forscher untersuchten in ihrer Studie eine Reihe von möglichen Unsicherheiten. Sie berücksichtigten zum Beispiel, dass Menschen heutigen Wohlstand gegenüber künftigem Wohlstand vorziehen, aber ebenso, dass kommende Generationen ihren Konsum nicht verringern müssen.

Das Ergebnis, dass die 2°C-Grenze das ökonomisch kosten-effizienteste ist, zeigte sich über den gesamten Parameterraum und auch für die gesamte Bandbreite möglicher Klima-Sensitivitäten, die die Unsicherheit in den Klimaprojektionen widerspiegelt.

„Der Welt gehen die Ausreden fürs Nichtstun aus“

„Da wir die Temperatur des Planeten bereits um mehr als ein Grad erhöht haben, erfordert eine Begrenzung auf 2°C schnelles und grundlegendes globales Handeln“, sagt Teamleiter Levermann. „Unsere Analyse basiert auf der beobachteten Beziehung zwischen Temperatur und Wirtschaftswachstum – aber es könnte zusätzliche Auswirkungen geben, die wir noch nicht vorhersehen können.“ Veränderungen in der Reaktion von Gesellschaften auf Klimastress, insbesondere ein Aufflammen schwelender gewaltsamer Konflikte oder das Überschreiten von Kipppunkten für kritische Elemente im Erdsystem könnten die Kosten-Nutzen-Analyse weiter verändern - in die Richtung, dass noch dringender gehandelt werden muss.

„Der Welt gehen die Ausreden zur Rechtfertigung des Nichtstuns aus - all diejenigen, die bisher gesagt haben, dass eine Klimastabilisierung zwar schön wäre, aber zu teuer ist, können nun sehen, dass es in Wirklichkeit die ungebremste globale Erwärmung ist, die zu teuer ist“, erklärt Levermann.