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Windkraftausbau

2030 klafft riesige Ökostromlücke

Nicole Weinhold

Die Bundesregierung steuert auf eine gewaltige Lücke in der Stromversorgung zu. Bis 2030 sollte der Regenerativstromanteil auf 65 Prozent steigen, während Atomstrom und große Teile der Kohleverstromung der Vergangenheit angehören. Derweil ignoriert das Bundeswirtschaftsministerium bereits seit Jahren, dass der Stromverbrauch massiv steigen wird, weil der Bereich Sektorkopplung eine teilweise Elektrifizierung der Gebäudeheizung und des Straßenverkehrs vorsieht.

Stromverbrauch sinkt nicht

Größter Irrtum: Der Stromverbrauch sinkt nicht bis 2030 um 4,5 Prozent, sondern er steigt. Die Bundesregierung beruft sich offenbar auf das Szenario B aus dem Netzentwicklungsplan Strom 2030 und rechnet mit einem Bruttostromverbrauch von 590 TWh im Jahr 2030 und sieht einen Zubau von 81,3 GW Onshorewind. Ein Szenario des Bundesverbands Erneuerbare Energie macht das sehr deutlich. Statt des derzeitigen Verbrauchs von 599 Terawattstunden (TWh) dürfte dann der Verbrauch auf 740 TWh steigen, sodass Erneuerbare dann 481 TWh liefern müssten.

30 Prozent mehr Stromverbrauch

Eine Analyse der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FFE) kommt zu dem Schluss, dass der Stromverbrauch bis zum Jahr 2050 im Vergleich zu heute um rund 30 Prozent auf 733 TWh steigt. Hinzu kommen noch mehr als 100 TWh für die Produktion von Greenfuels wie Wasserstoff, Methan oder synthetischem Sprit im Inland. Der Stromanteil am Endenergieverbrauch verdoppelt sich entsprechend auf 54 Prozent. Greenfuels werden 2050 für Treibstoff im Flug- oder Schiffsverkehr gebraucht. Die CO2-freie Herstellung von Wasserstoff für die Grundstoffindustrie könnte weitere 610 Terawattstunden Strom kosten.

516 GW Erneuerbare

2050 müsste sich demnach die installierte Leistung der Erneuerbaren auf 516.000 MW verfünffachen, 2030 auf 217.000 MW steigen, Onshore-Wind müsste sich verdreifachen und danach bis 2050 langsam auf 130.000 MW steigen. Die 2030 installierte PV-Leistung von 95.000 MW müsste sich verdoppeln in Vergleich zu heute. 324.000 MW PV müssten es bis 2050 werden. Offshore-Windkraft käme dann auf 50.000 MW. Ausbaukosten würden sich demnach auf 314 Mrd. Euro bis zum Jahr 2050 belaufen, etwa 10 Mrd. pro Jahr. Für 2050 wird zudem eine installierte Leistung von Elektrolyseuren von 28.800 MW erwartet.

Absenkung der Stromsteuer

Es fehlt heute vor allem ein Ausbaupfad für die Erneuerbaren, während Windkraft sogar massiv ausgebremst wird. „Diese Zielsetzung wurde von der Kohlekommission als dezidierter Bestandteil des Gesamtbeschlusses zum Kohleausstieg und entsprechender Strukturwandelmaßnahmen bestätigt“,so die BEE-Vorsitzende Simone Peter. "Unter Beibehalt der derzeitigen rechtlichen Gegebenheiten, die keine klaren Perspektiven für Planung und Investitionen bieten, wird Deutschland seinen Bruttostromverbrauch nur zu 44 Prozent aus Erneuerbaren 2030 abdecken - weit über 80 Prozent wären machbar." Ein Zeit- und Mengengerüst muss ebenso her wie die Bereitstellung erforderlicher Flächen und Genehmigungen. Letzte Deckel wie bereits angekündigt müssen laut BEE fallen - Biogas-Flexdeckel ebenso wie Offshore-Wind. Die CO2-Bepreisung muss fair verlaufen, mit entsprechender Absenkung der Stromsteuer sowie durch Rückverteilungsmodelle im Wärmebereich.