Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Aktuelle Zahlen vom Umweltbundesamt – ein Kommentar

Anteil der Erneuerbaren am Energieverbrauch ist auf 17 Prozent gestiegen

Auf 17,1 Prozent hat sich der Anteil der Erneuerbaren am Endenergieverbrauch im vergangenen Jahr in Deutschland hinaufgequält. Noch ist es eine Steigerung, die vor allem am Zubau von Ökostromanlagen liegt. Aus diesem Grund erreicht der Anteil im Stromsektor mit 42,1 Prozent einen neuen Rekordwert. Entsprechend sinkt der Kohlendioxidausstoß in der Energiewirtschaft auf ein neues Minimum von 254 Millionen Tonnen erreicht. Das ist im Vergleich zu 1990 um fast 45,5 Prozent.

Das ist natürlich erst einmal eine gute Nachricht, die aus dem Umweltbundesamt (UBA) kommt und das klingt so, als würde es vorangehen mit der Energiewende. Bisher hat aber nur der Stromsektor geliefert. Die anderen beiden großen Bereiche, die für den Treibhausgasausstoß verantwortlich sind, kommen in Sachen Energiewende nicht voran. So ist der CO2-Ausstoß im verkehr im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2018 leicht angestiegen. Die Energiewende im Verkehrssektor kommt immer noch nicht voran. Der Anteil der Erneuerbaren stagniert hier bei mageren 5,6 Prozent.

Klimaziele werden erreichbar

Noch stärker ist der CO2-Ausstoß im Gebäudebereich im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2018 gestiegen. Das liegt daran, dass der Anteil der Erneuerbaren am Endenergieverbrauch in diesem Bereich wieder stagniert. Nachdem der Anteil im Jahr 2018 von 13,7 auf 14,3 Prozent wuchs, verzeichnete das UBA im Jahr 2019 einen marginalen Zuwachs auf 14,5 Prozent.

Das Bild ist eindeutig. Der CO2-Ausstoß ist um magere 6,2 Prozent gefallen. Insgesamt ist er seit 1990 um nur 35,65 Prozent zurückgegangen. Damit ist das anvisierte Ziel aus dem Klimaschutzgesetz des Jahres 2019 erreicht. Doch auch wenn aufgrund der aktuellen Pandemie sogar das ursprüngliche Ziel von 40 Prozent Minderung bis 2020 zu schaffen ist, wie Agora Energiewende jüngst ausgerechnet hat, wird es noch einiger Anstrengungen bedürfen, um den für das Jahr 2050 anvisierten Rückgang um 55 Prozent zu schaffen.

Bisherige Maßnahmen reichen nicht

Vor allem die Daten im Verkehrs- und Gebäudesektor zeigen, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen, um den CO2-Ausstoß in diesen beiden Bereichen nachhaltig zu senken. Daran wird auch ein vorübergehender Rückgang der Emissionen aufgrund der Coronapandemie nichts ändern. Zwar sind derzeit weniger Menschen mit ihrem Benzin- oder Diesel-Boliden unterwegs und der Flugverkehr ist endlich auf ein Minimum reduziert, was der Umwelt zugute kommt. Doch diese Krise wird vorübergehen und dann besteht die reale Gefahr, dass der Ausstoß wieder in die Höhe schnellen wird.

Es ist kaum anzunehmen, dass die Menschen merken, dass sie nicht zu jedem Meeting fliegen müssen, sondern dass das auch online geht. Niemand nimmt derzeit an, dass es zu einem massiven Umstieg auf gemeinschaftlich genutzte Verkehrsmittel oder das Fahrrad kommt. Auch die Hürden für die Elektromobilität werden nicht weiter geschliffen.

Hier bedarf es endlich eines entschiedeneren Engagements, genauso wie im Gebäudesektor. Ein konsequenter Abbau der Hürden kann hier flankiert werden mit entsprechenden ordnungsrechtlichen Vorgaben. Freie Fahrt für freie Verbrennungsmotoren muss endlich der Vergangenheit angehören. Die Mobilität muss konsequent elektrifiziert werden. Dafür liegen viele Vorschläge auf dem Tisch.

Entscheidungen fehlen

Auch im Gebäudesektor reicht die Förderung offensichtlich nicht aus, um die Hauseigentümer davon zu überzeugen, endlich auf eine der reichlich vorhandenen Technologien der erneuerbaren Energien umzusteigen. Viel zu billig ist das subventionierte Gas, während der Ökostrom für die Wärmepumpe immer noch extrem belastet wird. Das überzeugt nur wenige, die alte Gasheizung aus dem Keller zu werfen.

Doch auch im Stromsektor reichen die Fortschritte nicht aus. Zumal die Untätigkeit der Bundesregierung in den vergangenen Monaten sehenden Auges weiter auf den Zusammenbruch des Zubaus zusteuert. Immer noch gibt es den 52-Gigawattdeckel für die Solarförderung. Immer noch gibt es keine Anschlussregelung für den Mieterstrom. Auch die Windkraft wartet weiter auf endgültige Entscheidungen hinsichtlich der Abstandsregeln. Beides ist vor zwei Wochen im zuständigen Bundestagsausschuss gelandet und staubt dort derzeit vor sich hin.

Die Klimakrise kehrt zurück

Man kann jetzt kritisieren, dass die Bundesregierung entschiedener gegen den Klimawandel hätte vorgehen und die entsprechenden Entscheidungen treffen müssen. Doch statt dessen wurden Lösungen, die schon fertig in der Schublade liegen, immer wieder verschoben. Doch es ist nicht zu spät, wenn die Bundesregierung jetzt handelt. Sicherlich, es ist nur zu verständlich, dass sie sich derzeit darum kümmern muss, dass die Wirtschaft nach überstandener Coronakrise wieder auf die Beine kommt und die Menschen in der Krise überleben. Doch die Krise wird zu Ende gehen und dann treffen uns die Probleme und Risiken, deren Lösung die Politik – nicht nur in Berlin – die ganze Zeit vor sich hergeschoben hat, in der Hoffnung, es werde schon nicht so schlimm, um so härter treffen.

Dass schnelle Entscheidungen zum Wohle der Menschen und nicht zum Wohle von Einzelinteressen möglich sind, zeigen die Maßnahmen, die jetzt beschlossen werden, um die Pandemie zu begrenzen und zu verlangsamen. Wenn es um das Überleben geht, sind die Menschen zu Kompromissen bereit. Sie müssen ihr Leben jetzt sogar noch stärker verändern als es der Klimawandel erfordert. Doch mit einem entsprechenden Problembewußtsein geht das.

Kein Impfstoff gegen Erderwärmung

So etwa wünschte man sich für die Energiewende. Denn der Klimawandel ist nicht weniger eine Bedrohung für die Menschen. Doch anders als im Falle von Corona gibt es hier keine Hoffnung, dass sich das Problem mit der Zeit in Form einer Herdenimmunisierung in den Griff bekommen lässt. Gegen die Erderwärmung wird es auch keinen Impfstoff geben. Hier muss aktiv gegengesteuert werden und zwar schleunigst. Sonst stehen wir bald vor der nächsten Krise.

Wie sehr die Untätigkeit und die Vernachlässigung des Gemeinwohls zu Gunsten von Partikularinteressen uns auf die Füße fällt, zeigt sich in der jetzigen Coronakrise. Kaputtgesparte Gesundheitssysteme, verschlafene Digitalisierung im Bildungssektor und Lohndumping in Branchen, die wirklich systemrelevant sind, sind die Ergebnisse einer jahrelang verfehlten Politik. Das ist beim Klimawandel nicht anders. Ohne klare Entscheidungen zugunsten des Gemeinwohls wird die Erderwärmung zur nächsten Dauerkrise.