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Kostenentwicklung

Solar und Wind sind am preiswertesten

Mit Gestehungskosten von 3,17 Cent pro Kilowattstunde ist die Photovoltaik derzeit die preiswerteste Stromerzeugungstechnologie, dicht gefolgt von Windkraftwerken an Land, die Strom ab 3,99 Cent pro Kilowattstunde erzeugen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Fraunhofer Instituts für Solar Energiesysteme (ISE). Die Freiburger Wissenschaftler haben sich die aktuellen Trends in der Technologie- und Kostenentwicklung für sämtliche Erzeugungstechnologien angesehen und daraus die Kosten für die Stromerzeugung jeder einzelnen Technologie errechnet. Sie prognostizieren für die Photovoltaik, dass die Gestehungskosten aufgrund der kontinuierlichen Senkung der Preise für die Anlagen und deren Komponenten auf 2,41 Cent pro Kilowattstunde im Jahr 2030 zurückgehen.

Preis ist abhängig vom Standort der Anlage

Die Gestehungskosten für Solarstrom hängt dabei vor allem von der Einstrahlung und von der Anlagengröße ab. Für die Verhältnisse in Deutschland mit einer Einstrahlung zwischen 950 und 1.300 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr bringen es die großen Solarparks auf diese geringen Erzeugungskosten. Für Dachanlagen liegen dieser natürlich höher, da die Installation aufwändiger ist und die Anlagen kleiner sind. Dadurch können die Projektierer nicht die immensen Skalierungseffekte nutzen, wie das bei Solarparks der Fall ist.

Stromgestehungskosten 2018 | Die Kosten für den Solar- und Windstrom sind abhängig vom Standort, der Art und der Größe der Anlage. - © Fraunhofer ISE
Stromgestehungskosten 2018 | Die Kosten für den Solar- und Windstrom sind abhängig vom Standort, der Art und der Größe der Anlage.

Deshalb liegen die Gestehungskosten für Strom aus kleinen Dachanlagen derzeit zwischen 7,23 Cent pro Kilowattstunde im sonnigen Süden Deutschlands und maximal 11,54 Cent pro Kilowattstunde in nördlicheren Regionen. Doch auch dort sind durchaus 9,89 Cent pro Kilowattstunde zu erreichen. Das ist abhängig von der Höhe der Investitionen, die die Forscher zwischen 1.200 und 1.400 Euro pro Kilowatt installierter Leistung angesetzt haben.

Große Dachanlagen sind wirtschaftlich

Für große Dachanlagen mit einer Leistung von mehr als einem Megawatt zahlen die Kunden noch weniger. Wobei dies derzeit nur eine theoretische Größe sein kann, weil Dachanlagen mit einer solchen Leistung derzeit nicht gebaut werden. Denn diese müssten ihre Einspeisevergütung in Ausschreibungen gegen die noch preiswerteren Freiflächenanlagen erkämpfen. Sollte sich dennoch ein Unternehmen dazu entschließen, eine solche Anlage zu bauen, würde diese zwischen 800 und 1.000 Euro pro Kilowatt installierter Leistung kosten und den Strom je nach Standort für Preise zwischen 4,95 und maximal 8,46 Cent pro Kilowattstunde erzeugen.

Gewerbe Dachanlage Kieselmann | Auch der Strom aus neuen gewerblichen Dachanlagen ist wirtschaftlich, wenn möglichst ein hoher Anteil selbst verbraucht wird. - © Wirsol
Gewerbe Dachanlage Kieselmann | Auch der Strom aus neuen gewerblichen Dachanlagen ist wirtschaftlich, wenn möglichst ein hoher Anteil selbst verbraucht wird.

Das ist vor allem für energieintensive Unternehmen denkbar, die den Solarstrom komplett selbst verbrauchen, wobei dann immer noch eine Eigenverbrauchsumlage in Höhe von 40 Prozent der aktuellen EEG-Umlage dazu gerechnet werden muss. Die Preise für Solarparks liegen derzeit zwischen 600 und 800 Euro pro Kilowatt installierter Leistung. Mit solchen Preisen können die Dachanlagen kaum mithalten.

Windkraft erzeugt Strom unter vier Cent pro Kilowattstunde

Damit liegen die großen Solarkraftwerke, wenn sie an perfekten Standorten gebaut werden, mit ihren Stromgestehungskosten knapp unter denen von Onshore-Windkraftanlagen. Diese erzeugen den Strom an guten Standorten aber immer noch für knapp unter vier Cent pro Kilowattstunde (3,99 Cent) und schlagen damit sämtliche fossil betriebenen Kraftwerke. An weniger günstigen Standorten erzeugen die Windkraftanlagen derzeit zwar ihren Strom für Preise zwischen 6,72 und 8,23 Cent pro Kilowattstunde. Sie können aber damit immer noch mit den Kohlekraftwerken mithalten. Zumal in Zukunft auch für die Windenergie sinkende Kosten prognostiziert werden.

„Die Kostenprognosen der Vorgängerstudien haben sich bestätigt. Die Gestehungskosten für Strom aus erneuerbaren Energien sinken kontinuierlich und sind kein Hindernis für eine CO₂-freie Stromerzeugung mehr”, betont Projektleiter Dr. Christoph Kost vom Fraunhofer ISE. „Neu errichtete Photovoltaikanlagen und Onshore-Windenergieanlagen an günstigen Standorten sind bereits heute günstiger als fossile Kraftwerke, und dieser Trend wird sich bis 2035 deutlich verstärken.”

Konventionelle werden teurer

Denn für die fossil betriebenen Kraftwerke werden die Gestehungskosten vor allem von der Entwicklung der Brennstoffpreise und der Preise für CO2-Zertrifikate abhängig sein. Neu errichtete Braunkohlekraftwerke erzeugen ihren Strom derzeit zwischen 4,59 und 7,98 Cent pro Kilowattstunde. Die Gestehungskosten für Strom aus neuen Steinkohlekraftwerken liegen sogar zwischen 6,27 und 9,86 Cent pro Kilowattstunde.

Zudem müssen sie im Zuge der Energiewende immer flexibler werden. „Es ist davon auszugehen, dass nicht unbedingt die günstigste konventionelle Erzeugungsform am Markt bestehen wird, um die fluktuierenden Erneuerbaren zu ergänzen, sondern diejenige, die eine hohe Flexibilität in Bezug auf Anfahr- und Abfahrvariabilität aufweisen kann, also vorzugsweise Kraftwerke basierend auf Erdgas”, prognostiziert Christoph Kost. Allerdings ist dieser Strom teuer. Denn die Kraftwerke weisen Gestehungskosten zwischen 11,03 und 21,94 Cent pro Kilowattstunde auf, wenn sie neu gebaut werden. (Sven Ullrich)