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Bahnfahren für den Klimaschutz? Kein Interesse!

Katharina Wolf

Wer den Klimawandel aufhalten will, muss auch den Verkehrssektor in den Griff bekommen. Einer der großen Treibhausgas-Emittenten ist der Luftverkehr. Ein Grund, für die Klimaaktivistin Greta Thunberg aufs Fliegen zu verzichten und stattdessen langwierige und strapaziöse Reisen mit Segelschiffen und der Bahn auf sich zu nehmen. Als neues Wort tauchte im vergangenen Jahr der Ausdruck „Flugscham“ auf: Wer mit dem Flieger zum Shoppen nach London oder New York reist, ein Wochenende in der Sonne auf Mallorca einschiebt oder in den Urlaub mit dem Langstreckenflieger nach Neuseeland aufbricht, solle sich schämen, statt mit seiner Weltläufigkeit anzugeben.

Noch nicht mal zehn Prozent wollen aufs Fliegen verzichten

Doch davon sind wir in Deutschland weit entfernt. Zwar wissen alle, dass Fliegen nicht gut fürs Klima ist und finden nachhaltige Reisen prinzipiell gut - doch auf etwas verzichten wollen die wenigsten. Wie die jetzt vom Bundesumweltministerium veröffentlichte Studie „Nachhaltige Urlaubsreisen: Bewussteins- und Nachfrageentwicklung“ ermittelte, befürwortet mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland umweltfreundlichere und sozial nachhaltigere Urlaube. Allerdings setzen weit weniger als 10 Prozent dies bei der Reisebuchung und -gestaltung auch um.

Urlaubsreisen führen zu immer ferneren Zielen

Gleichzeitig ist in den vergangenen Jahren die für Urlaubsreisen zurückgelegte Distanz deutlich gewachsen – und zwar fast ausschließlich für Flugreisen, und hier überwiegend für Fernreisen außerhalb Europas. Nur zwei Prozent der Befragten haben zudem eine CO2-Kompensation für ihre Urlaubsreise vorgenommen. Bei der Auswahl der Reise oder der Unterkunft spielten nur bei sechs Prozent der Urlauber Umwelt- oder Nachhaltigkeitskennzeichnungen eine entscheidende Rolle.

Zahl der Flugpassagiere weltweit steigt auf 9,4 Milliarden 2040

Dazu passt eine neue Berechnung des Deutschen Institutes für Luft- und Raumfahrt (DLR): Bis 2040, so ermittelten die Wissenschaftler, werde die weltweite Zahl der Flüge von 35,5 Millionen auf etwa 53 Millionen steigen. Die Anzahl der Passagiere nimmt noch stärker zu: In den nächsten 20 Jahren erwarten die Forscher eine Steigerung der Passagierzahlen von rund 4 Milliarden 2016 auf über 9,4 Milliarden 2040.

Um Kapazitätsengpässe zu vermeiden, werden die Fluglinien nach Ansicht des DLR auf größere Flugzeuge setzen, mit denen im Schnitt 179 Passagiere pro Flug an Bord sind. 2016 waren es nur 111 Fluggäste. Wie sich diese Steigerung auf die CO2-Bilanz des weltweiten Luftverkehrs auswirkt, war nicht Teil der Untersuchung des DLR. Stattdessen ging es darum, künftige Engpässe im Flugverkehr zu ermitteln, um die Infrastruktur entsprechend ausbauen zu können.