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Klimaschutz

Den Deutschen geht die Energiewende zu langsam

Katharina Wolf

Der Zeitpunkt könnte kaum passender gewählt sein: Gerade ist die Europa-Wahl vorüber, bei der zur Überraschung vieler Parteien die Klimapolitik eine große Rolle gespielt hat, da veröffentlichen Umweltministerium und Bundesumweltamt die neue Studie „Umweltbewusstsein in Deutschland 2018“.

64 Prozent sehen Umwelt- und Klimaschutz als wichtige Herausforderung

Zentrales Ergebnis der Befragung von 4.000 Menschen: Den Deutschen sind Umweltthemen deutlich wichtiger als noch bei der vorangegangenen Studie vor zwei Jahren. Rund zwei Drittel (64 Prozent) der Menschen in Deutschland schätzen Umwelt- und Klimaschutz als eine sehr wichtige Herausforderung ein – 11 Prozentpunkte mehr als im Jahr 2016. Die Befragten räumten den Umweltthemen damit fast die gleiche Relevanz ein wie beiden Top-Themen Bildung (69 Prozent) und soziale Gerechtigkeit (65 Prozent). Gerade in den Bereichen Landwirtschaft, Verkehr, Bau und Energie wünscht sich eine Mehrheit der Befragten, dass Umweltbelange eine übergeordnete Bedeutung einnehmen.

Gleichzeitig geht ihnen die Energiewende zu langsam voran: 43 Prozent stimmen dem voll und ganz zu und 38 Prozent eher. Die meisten Befragten halten sie auch für erfolgreich: 16 Prozent stimmen voll und ganz und 44 Prozent eher zu, dass die Energiewende dazu beiträgt, dass weniger Treibhausgase ausgestoßen werden.

Kritik gibt es an der Kostenverteilung: Für 35 Prozent der Befragten hat eine sozial gerechte Verteilung der Kosten den höchsten Stellenwert, aber nur sechs Prozent sehen voll und ganz sowie zwölf Prozent eher, dass die Kosten der Energiewende derzeit sozial gerecht verteilt sind. Für die Politik bleibt also die Aufgabe, die Energiewende sozial verträglich zu gestalten.

Große Unzufriedenheit mit den Akteuren - und Selbstkritik

Kritik äußerten die Befragten zudem an den Akteuren, deren Engagement sie als deutlich schlechter einstufen als bei der letzten Befragung. Einzige relative Ausnahme: Den Umweltverbänden attestieren 71 Prozent der Befragten, dass sie genug oder eher genug für den Umwelt- und Klimaschutz tun – 2016 sahen dies noch 80 Prozent so.

Für andere Akteure hat sich die Zustimmung in etwa halbiert: Bei Städten und Gemeinden von 49 auf 24 Prozent, bei der Bundesregierung von 34 auf 14 Prozent und bei der Industrie von 15 auf acht Prozent. Auch die Einschätzung, dass die Bürgerinnen und Bürger (eher) genug tun, hat sich von 36 Prozent 2016 auf nun 19 Prozent beinahe halbiert. Damit schätzen die Menschen alle Akteure, mit Ausnahme der Umweltverbände, so schlecht wie noch nie hinsichtlich ihres Einsatzes für Umwelt- und Klimaschutz ein.

„Sommer 2018 machte Klimawandel erlebbar“

Auch der Zustand der Umwelt in Deutschland wird deutlich schlechter bewertet als in früheren Umfragen. Nur noch 60 Prozent der Befragten bewerten ihn als gut, bei der letzten Befragung waren es noch 75 Prozent. „Der extrem trockene letzte Sommer machte die Folgen des Klimawandels auch in Deutschland erlebbar“, sieht UBA-Präsidentin Maria Krautzberger als einen Grund. „Das Insektensterben, die Diskussion um die Luftqualität in den Städten oder der Plastikmüll in den Meeren zeigen, wie sehr unsere natürlichen Lebensgrundlagen gefährdet sind.“ Sie verstehe die Befragungsergebnisse als einen Aufruf an alle, das Handeln deutlich stärker an Umweltaspekten auszurichten.

Ministerin Schulze reagiert

Umweltministerin Svenja Schulze hat indessen schon reagiert - sie schickte ihren Entwurf für ein Klimaschutzgesetz zur Abstimmung an die anderen Ministerien, ohne auf die dafür übliche Zustimmung aus dem Kanzleramt zu warten.