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Windindustrie Deutschland

Enercon konzentriert seine Kräfte für eine stabile Zukunft

Nicole Weinhold

Der Auricher Windturbinenhersteller Enercon will seine Produktion in Deutschland umgestalten. Das Unternehmen will im Rahmen einer Neuausrichtung auf internationale Märkte an den Standorten Aurich und Magdeburg Kompetenzzentren für Anlagen- und Generatorbau entwickeln. Dafür sollen einige der bisherigen Produktionspartnern in die Enercon-Gruppe eingegliedert werden – auch gesellschaftsrechtlich. Man wolle die Produktion in das Kernunternehmen Enercon integrieren, kündigt Enercon-COO Jost Backhaus an. „Wir streben diesbezüglich Gespräche mit den Gesellschaftern an." Das Vorhaben sei komplex und werde einige Zeit in Anspruch nehmen. Hintergrund sei die Zielsetzung, das Know-how für die Fertigung der wichtigsten Kernkomponenten für Enercon-Windenergieanlagen zu sichern und Produktionsstandorte in Deutschland zukunftssicher auszurichten.

Kompetenzzentrum Mechatronic in Aurich

Am Standort im ostfriesischen Aurich soll dazu in den kommenden Monaten ein Kompetenzzentrum Mechatronic entstehen, das sämtliche für die Herstellung von Maschinenhäusern, Rotornaben und E-Komponenten erforderliche Fertigungsprozesse und Fachkenntnisse bündelt. Hier soll das Hauptwerk für diese Komponenten in der neu aufgestellten globalen Lieferkette von Enercon gebildet werden.

Kompetenzzentrum Generator in Magdeburg-Rothensee

Am Standort Magdeburg-Rothensee in Sachsen-Anhalt ist ein Kompetenzzentrum Generator vorgesehen. In dem Generator-Hauptwerk sollen die für die Herstellung von fremderregten und Permanentmagnet-Generatoren der Marke Enercon erforderlichen Fachkenntnisse und Fertigungsprozesse konzentriert werden. „Diese Hauptkomponenten stellen gewissermaßen das Herzstück einer Enercon-Windenergieanlage dar“, erläutert der Enercon-COO. Aus unternehmensstrategischer Sicht sei es bei der Neuausrichtung ein zentrales Anliegen, das Produktions-Know-how langfristig zu sichern und den engen Austausch mit der eigenen Forschung und Entwicklung zu gewährleisten. "Wir wollen auch in Zukunft technologisch führend sein. Dazu ist es nach unserer Überzeugung unerlässlich, bei den wichtigsten Hauptkomponenten den direkten Zugriff auf die Produktionsprozesse zu haben", so Backhaus. In den Kompetenzzentren solle State-of-the-art-Fertigungstechnologie etabliert werden – inklusive Automatisierung, modernster Verfahren und Standards. Die Kompetenzzentren sollen demnach Vorzeigebetriebe in Sachen Hochtechnologie in der Produktion sein. "Damit sichern wir unsere Technologiekompetenz und schaffen eine wichtige Voraussetzung für unsere erfolgreiche Neuausrichtung.“

Im globalen Maßstab wettbewerbsfähig

Enercon will mit diesem Schritt die Produktionsstandorte Aurich und Magdeburg für das internationale Geschäft stärken. An beiden Standorten sollen die Produktionsprozesse für die Hauptkomponenten sowie die damit verbundenen Materialbewegungen und Lagerhaltungen optimiert und Synergien genutzt werden. „Beide Standorte werden in der neuen Aufstellung auch im globalen Maßstab wettbewerbsfähig sein“, sagt Jost Backhaus. „Damit leisten wir einen Beitrag zum Erhalt von Technologiekompetenz am Industriestandort Deutschland.“

Produktionsaufträge an Zulieferer in „best cost“-Ländern

Hintergrund der beabsichtigten Reorganisation des Produktionsbereichs ist die Neuausrichtung Enercons auf internationale Märkte. Seit 2017 befindet sich die Onshore-Windbranche in einem harten Konsolidierungsprozess, von dem auch Partnerunternehmen von Enercon bereits betroffen waren. Nach dem Zusammenbruch des deutschen Onshore-Marktes hatte Enercon eine umfangreiche Restrukturierung eingeleitet, bei der sich das Unternehmen auf das aussichtsreiche internationale Geschäft fokussiert. Damit verbunden ist der Plan einer Neuaufstellung der Zulieferketten, die einem notwendigen Kostensenkungsprogramm unterzogen und ebenfalls international ausgerichtet werden sollen. Neben der Fertigung in Zielmärkten aufgrund von „local content“-Anforderungen (Pflicht zur lokalen Wertschöpfung in manchen internationalen Märkten in Form von zum Beispiel Produktionsstätten) vergibt Enercon Produktionsaufträge verstärkt an Zulieferer in „best cost“-Ländern.

Trennung von Produktionspartnern und Zulieferern

„Wir müssen uns dem Kostendruck und Wettbewerb stellen und neu ausrichten. Nur so können wir im wettbewerbsintensiven globalen Geschäft bestehen“, erläutert Jost Backhaus. Auch die Integration der Produktion in der beabsichtigten Weise ist aus diesen Gründen mit einer notwendigen Konsolidierung verbunden. „Es wird in einzelnen Gesellschaften erhebliche Veränderungen geben müssen. Sie sind ihrerseits gefordert, Lösungen für die neue Situation zu finden. Aufgrund der herausfordernden Rahmenbedingungen werden wir uns insbesondere keine Redundanz in Deutschland mehr leisten können“, so Backhaus. „Wir bedauern sehr, dass wir uns im Zuge der Neuausrichtung von Produktionspartnern und Zulieferern trennen müssen, mit denen uns vor dem Hintergrund des globalen Wettbewerbs keine weitere Zusammenarbeit möglich ist. Durch die Einrichtung der Kompetenzzentren werden wir jedoch in der Lage sein, Beschäftigung und Know-how zu halten und die Standorte Aurich und Magdeburg für die Zukunft neu aufzustellen. Hier ist Enercon groß geworden und hat von Politik und Gesellschaft viel Unterstützung erfahren – das dürfen und wollen wir bei unseren Zukunftsplänen nicht außer Acht lassen“, bekräftigt der COO.

Auf diese Unterstützung sei die Onshore-Windenergie hierzulande auch künftig angewiesen, um wieder Tritt zu fassen. "Wir haben deshalb immer deutlich gemacht, dass wir zum Standort Deutschland stehen und bei unserer Neuausrichtung versuchen werden, Wertschöpfung hierzulande in größtmöglichem Umfang zu erhalten“, betont Enercon CEO Hans-Dieter Kettwig. „Mit unserem Vorhaben der Eingliederung der Kompetenzzentren in die Enercon-Gruppe unterstreichen wir dieses Commitment und lösen unser Versprechen ein, langfristig am Standort Deutschland festzuhalten." Aktuell sei das Unternehmen dreifach gefordert: Man müsse sich an neue Rahmenbedingungen anpassen, auf rapide Marktveränderungen reagieren und die Folgen der Corona-Pandemie bewältigen. "Dass es uns in dieser dreifachen Krisensituation gelingt, Arbeitsplätze in der Produktion zu halten und Stabilität zu demonstrieren, freut uns ganz besonders", so Kettwig.

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