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Batteriemonitoring bringt wichtige Trendanalysen zu Verschleiß, Sicherheit und Verfügbarkeit

Claudius Jehle, CEO und Gründer der Firma Volytica, erklärt im Interview mit ERNEUERBARE ENERGIEN, warum eine Überwachung von Batteriespeichersysteme von großer Bedeutung ist. 

Wie sieht Ihre Überwachung von stationären Speichern aus?

Claudius Jehle: Unser Batteriemonitoring wertet Sensordaten von Batterien aus und verwandelt sie in Trendanalysen zum Verschleiß, Gesundheitszustand (SoH), der Sicherheit und zur Verfügbarkeit der Speicher. Zwar sind die Rohdaten üblicherweise jedem Kunden zugänglich, aber die schiere Masse – eine Kakophonie sozusagen – und die elektrochemische Komplexität der Batterien machen diese Analyse nur mit geeigneter Software möglich. Wir machen das seit über 10 Jahren! Begonnen hat alles mit Forschung an den ersten Speichern beim Fraunhofer Institut und der TU Dresden.

Fokussieren Sie sich auf bestimmte Batterietypen oder Chemien (LFP, NMC…)?

Claudius Jehle: Unsere Lösung ist für alle Arten von Batterien optimiert! Insbesondere die starke Nachfrage nach LFP-Batterien (auch LiFePO4 genannt) treibt ebenfalls die Nachfrage nach unseren Produkten an. LFP-Batterien sind verhältnismäßig günstig und robust, bringen aber aufgrund ihrer elektrochemischen Eigenschaften teilweise erhebliche betriebliche Herausforderungen mit sich.

Welche Erkenntnisse erhält der Kunde aus der Überwachung und über welchen Zeitraum? Wie stellt sich die Auswertung dar?

Claudius Jehle: Die Daten werden durch unsere Algorithmen analysiert – oder eigentlich “geknackt” – , um aussagekräftige Informationen über den Verschleiß, Gesundheitszustand und Betriebsrisiken zu erschließen. Eine der mächtigsten Komponenten ist die Anomalie-Analyse, die das Signalspiel hinsichtlich schleichender Probleme durchkämmt, welche praktisch unmöglich durch die bestehende Elektronik erkannt werden können. Dadurch können nicht nur kurzfristige Ausfälle vermieden werden (insb. bei LFP), sondern auch Zelldefekte mit potenziell sicherheitskritischen Brandrisiken erkannt und gebannt werden. Zudem ermöglichen wir Wartungsteams eine Tiefenanalyse und Garantieüberwachung, was die Kommunikation mit Herstellern zur Abwicklung von Garantiefällen massiv vereinfacht.

Das hilft unseren Kunden, Batteriesysteme wirtschaftlich zu betreiben, Betriebsrisiken zu reduzieren und sogar Second-Use-Konzepte umzusetzen. Die Überwachung erfolgt in der Regel kontinuierlich, 24/7. Auch bieten wir die forensische Analyse historischer Daten, sowie Inbetriebnahme-Unterstützung (“Commissioning” bzw. “Site Acceptance Tests/SAT” und “Factory Acceptance Tests/FAT”) an – denn Fehler und Qualitätsprobleme sieht man im Gegensatz zu PV-Modulen und Windanlagen einer Batterie nicht an!

Findet eine solche Auswertung nicht üblicherweise im Stationärspeicher selbst statt?

Claudius Jehle: Nein, überraschenderweise ist eine kontinuierliche Auswertung mittels Batteriemonitoring noch nicht verbreitet – ganz im Gegensatz zu allen anderen Energieerzeugungsanlagen wie PV- oder Windanlagen, wo ein zentralisiertes Condition-Monitoring schon allein aus Versicherungsgründen unverzichtbar ist. Die Mehrheit der Betriebsführer verlässt sich noch immer auf das lokale Batteriemanagementsystem (BMS). Allerdings bietet dieses System nur eine Momentaufnahme des Systems. Es hat stark beschränkte Fähigkeiten zur Trendanalyse und kann in der Regel nur darauf hinweisen, wenn es bereits zu spät ist. Auch die Ermittlung des Gesundheitszustands (SoH) ist oft nicht vorhanden oder fehlerhaft. Als eines der komplexesten Verschleißteile der Energiewende wird ein zentrales Monitoring Standard. Stellen Sie sich vor, Sie melden einen Garantiefall beim Hersteller an und können ihn nicht untermauern.

Wie lautet Ihre Empfehlung bzgl. der Batterie-Kennzahlen? Haben Sie das Gefühl, dass sich der Markt diesbezüglich wandelt?

Claudius Jehle: Eine umfassende Datenbasis ist die Grundvoraussetzung für eine effektive Batterieüberwachung. Daher empfehlen wir Investoren, Besitzern und Betreibern bereits bei Planung und Beschaffung sicherzustellen, dass alle relevanten Sensor-Rohdaten vom Hersteller bereitgestellt werden.

Die Nachfrage nach Batteriemonitoring steigt aufgrund vermehrter Betriebsprobleme (gerade bei LFP), Sorgen um Sicherheit, Garantie-Streitigkeiten, aber auch bei Besitzerwechsel ganzer Batterieparks und der somit notwendigen Restwertbestimmung. Der Trend wird durch die Energiewende weiter an Fahrt gewinnen, und auch Banken und Versicherungen fordern verstärkt entsprechende Kennzahlen in den jährlichen Berichtspflichten der Betreiber.

Claudius Jehle, CEO und Gründer von Volytica.

volytica

Claudius Jehle, CEO und Gründer von Volytica.