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Deutscher Atomlobbyist auf Putins Gehaltsliste

In der Atombranche gibt es ähnliche Verflechtungen mit Russland wie im Gashandel. Der Vorstandsvorsitzende des deutschen Atomlobby-Verbands Kern D, Thomas Seipolt, fungiert nicht nur als oberster deutscher Atomlobbyist, sondern auch als Chef einer deutschen Tochterfirma der russischen Energiegesellschaft Rosatom.  Er nutzt die aktuellen Gas-Krise, um für mehr Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern und für einen Weiterbetrieb von Atomkraftwerken zur Energiesicherung auch über den Jahreswechsel hinaus zu werben. Nun fordern Green Planet Energy diese Personalunion samt Verflechtungen im Atomsektor sofort zu beenden.

Das deutsche Unternehmen Nukem Technologies GmbH – mitverantwortlich für den Rückbau der hiesigen Atomkraftwerke – ist fest in der Hand des staatlichen russischen Konzerns Rosatom. Und der Geschäftsführer der Tochterfirma Nukem Technologies Engineering Services GmbH, Thomas Seipolt, ist als Vorstandsvorsitzender des Vereins Kerntechnik Deutschland (KernD) zugleich der höchste deutsche Atomlobbyist. Damit existiere eine direkte Verbindung der von Wladimir Putin selbst gegründeten staatlichen Atomagentur Rosatom in die deutsche Atomlobby, ohne dass dies einer breiten Öffentlichkeit bewusst wäre, kritisiert Sönke Tangermann, Vorstand der Ökoenergiegenossenschaft Green Planet Energy.

Um Strompreis und CO2-Ausstoß zu minimieren, sei die Beschaffung neuer Brennstäbe dringend nötig. Auf Twitter schmückt sich der Verband gerne mit Aussagen der deutschen Mittelstands- und Wirtschaftsunion, die unter anderem fordert, sich durch längere Laufzeiten aus „den Fängen Putins [zu] befreien“. Umso paradoxer erscheint es, dass der Vorstandsvorsitzende von KernD selbst auf der Gehaltsliste eines russisch kontrollierten Unternehmens steht. Mit der zentralen Rolle im Atomsektor spielen längere Laufzeiten und der Ausbau der Atomkraft in Europa vor allem Russland in die Hände. In Deutschland ist im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern zwar keine direkte Abhängigkeit von Brennstoffen feststellbar, aber durch den Kauf von Nukem Technologies hat sich Russland eine strategische Position im europäischen Markt gesichert – und es zudem geschafft, den obersten Atomkraftlobbyisten Deutschlands zu stellen. (nw)

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