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Flexibilität soll sich lohnen

Neue Zauberformel für den Strommarkt

Seit Jahren wird über Smart Metering gesprochen. Doch bis heute ist auf dem Gebiet der intelligenten Stromnutzung kaum mehr passiert als ein paar schüchterne Gehversuche in sogenannten Modellregionen. Die Idee aber leuchtet jedem ein: Der Strom soll dann genutzt werden, wenn er im Überfluss vorhanden ist. Wenn hingegen der Verbrauch ohnehin hoch ist, sollte man die eigene Stromnutzung reduzieren, indem auf bestimmte flexible Verbraucher verzichtet wird. Im Haushalt wäre das etwa die Waschmaschine, die auch drei Stunden später laufen kann.

Der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (BNE) hat gestern ein Strommarktmodell vorgestellt, in welchem die Flexibilität der Verbraucher eine besondere Rolle spielt. Sebastian Schnurre, BNE-Referent für Markt und Regulierung, erklärt, was es damit auf sich hat: In dem Modell seien viele offene Fragen angegangen worden. So sei der Wandel in der Messinfrastruktur eine Herausforderung. Ein weiteres Problem sei etwa die Erzeugungsstruktur durch Zunahme erneuerbarer Energien. In den kommenden Jahren wird vor allem dadurch auf den niederen Spannungsebenen mehr Erzeugung angesiedelt sein als auf den höchsten. Das ist neu und erfordert Anpassungen. Die unteren Netzebenen sind zum Teil schon heute stark belastet und könnten durch Anpassung des Verbrauchs auf die Erzeugung entlastet werden. Schnurre fragt: "Wie kann man Erzeugung und Verbrauch besser zusammenbringen?"

Flexibilisierung in den Großhandelspreissignalen

Eine wichtige Rolle bei der Umgestaltung der Strukturen spielt das Finanzierungsmodell. Man brauche eine Flexibilisierung in den Großhandelspreissignalen, sagt Schnurre. "Dieses zentrale Preissignal berücksichtigt nicht gleichermaßen jede Situation bundesweit, wie sie vorhanden ist." Zweiter Effekt sei: Wenn Flexibilitäten angereizt wird, möglicherweise auch durch künstliche Mechanismen, und man bekommt in erheblichem Maße neue Lasten und Verbraucher, die auf diese Preissignale reagieren - dann reagieren diese bundesweit darauf. "Wenn Sie automatisierte Systeme haben, die auf Preissignale schauen, dann wird man ein Instrument benötigen, um damit umzugehen." Sonst könnte es zum Beispiel so sei, dass zu viele Verbraucher ihren flexiblen Stromverbrauch verschieben.

Das Flexmarktmodell sieht dafür den Aufbau einer regionalen Signalinfrastruktur für Verbraucher vor Ort vor. Dafür sollten etwa 25 Netzkooperationen deutschlandweit gegründet werden. Diese könnten dann in ihren Regionen die entsprechenden Marktsignale ermitteln, damit Verbraucher entsprechen dem Erzeugungsangebot handeln.

Anreiz über Netzentgelte

Wie könnte der finanzielle Anreiz für Kunden aussehen, sich an einer Flexibilisierung zu beteiligen? "Maßgeblich für Ermäßigungen waren bisher Höchstlastzeit", erklärt Schnurre. Doch diese Art von massivem Ermäßigungstatbestand sei nicht sinnvoll. Stattdessen zielt der BNE bei der Finanzierung auf die Netzentgelte. Industrie, Haushalts- oder Gewerbekunden, die ihren Verbrauch an die Bedürfnisse im Netz anpassen, sollen in Zukunft von niedrigeren Netzentgelten profitieren. Das Flexmarktdesign des BNE sieht dafür eine Reform der Netzentgeltsystematik vor. Die Idee: an der Anschlussleistung orientierte Netzentgelte, die um die als flexibel gemeldete Leistung reduziert werden sollen. Insgesamt liesse sich laut BNE das System dabei aufkommensneutral gestalten.

Der Verband bemängelt, dass im aktuellen Grünbuch der Bundesregierung die Flexibilisierung des Verbrauchs eine untergeordnete Rolle spielt.