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Kosten der Erneuerbaren

Die drei wichtigsten Fakten zur EEG-Umlage

15 Jahre hat es gedauert: Zum ersten Mal in der Geschichte des Erneuerbare-Energien-Gesetzes wird die EEG-Umlage sinken. Ab dem 1. Januar 2015 werden nicht wie aktuell 6,24 Cent pro Kilowattstunde fällig, sondern 6,17 Cent.

Das scheint ein kleiner Erfolg zu sein, wenn auch der Rückgang nur 1,1 Prozent beträgt – und der Mehrgewinn eines Haushalts sich damit auf ein belegtes Brötchen im Jahr beläuft.

Die beteiligten aus Politik und Energiewirtschaft bewerten den Umlage-Rückgang ganz unterschiedlich. Wer irrt, wer hat Recht?

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Seite 2: Ein Erfolg der EEG-Reform? Warum die Umlage sinkt.

Die feste Feiern wie sie fallen: das BMWi

Energieminister Sigmar Gabriel: Schwierige Pläne. - © Foto: SPD
Energieminister Sigmar Gabriel: Schwierige Pläne.

Das Bundeswirtschaftsministerium – Urheber der jüngsten EEG-Novelle – feiert die sinkende Umlage als Erfolg der Reformpolitik. „Der Rückgang zeigt, dass wir die Kostendynamik der vergangenen Jahre erfolgreich durchbrochen haben. Dabei hat die jüngst in Kraft getretene EEG-Novelle bereits einen unmittelbar dämpfenden Einfluss auf die EEG-Umlage 2015“, behauptet das Ministerium in einer Mitteilung. „Insbesondere“ nennt es als Grund „die Neugestaltung der Besonderen Ausgleichsregelung für die stromintensive Industrie“.

Letztere meint die neu eingeführten härteren Regeln für Industrieunternehmen, die sich von der EEG-Umlage befreien lassen wollen. Die können Auswirkungen auf die Höhe der Umlage haben, wenn sie künftig zu weniger befreiten Unternehmen führen.

Im Antragsjahr 2014 greift das aber nur sehr eingeschränkt, hat auf 2015 also kaum Auswirkungen. Deswegen wird sie auch nur vom Bundeswirtschaftsministerium als Grund für den aktuellen Umlagerückgang angeführt, nicht aber von Bundesnetzagentur und den Übertragungsnetzbetreibern, die für die Ermittlung der Umlage-Höhe zuständig sind.

Warum die Umlage sinkt

Netzbetreiber und Netzagentur begründen die geringeren Kosten anders, ernüchternder:

  • Wind- und Photovoltaikanlagen haben nicht überdurchschnittlich eingespeist.
  • Der Ausbau der Erneuerbaren hat sich im erwarteten Rahmen bewegt.
  • Die sogenannte Liquiditätsreserve für nicht vorhersehbare Effekte wurde nicht voll in Anspruch genommen.
  • 1,3 Milliarden aus dieser Reserve sind übrig geblieben, das erlaubt die leichte Senkung.

    Seite 3: Trend oder Eintagsfliege? Wie sich die Preise nun entwickeln.

    Trend oder Eintagsfliege?

    Und der Gewinner ist... - © Foto: Harry Hautumm / pixelio.de
    Und der Gewinner ist...

    Allerdings ist das nur ein Einmaleffekt. Sind Windaufkommen und Sonneneinstrahlung im nächsten Jahr wieder stärker, wird das EEG-Konto erneut stärker belastet und die Umlage steigt.

    „Da die die August-Novelle von Minister Gabriel die Kosten nicht spürbar senkt, wird der Einfluss auf die Umlage im übernächsten Jahr zu vernachlässigen sein“, prognostiziert Ralf Hofmann, Geschäftsführer des Neckarsulmer Wechselrichterherstellers KACO New Energy.

    Laut Berechnungen des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE) aber wird es bis 2017 immerhin zu einer Stabilisierung der EEG-Umlage kommen. Die Kosten sollen weitgehend gleichbleiben.

    Eine Trendumkehr bei der EEG-Umlage wird es jedoch nicht geben. Denn das größte grundsätzliche Problem der EEG-Umlage wurde bislang nicht gelöst. Dabei geht es nicht um die ungleichmäßige Verteilung auf mehr oder weniger Schultern, die durch die beschlossen Neugestaltung der Umlagerabatte für stromintensive Unternehmen vielleicht sogar gelindert wird. Das eigentliche Problem ist der ständige Anstieg der EEG-Umlage. Und der liegt weniger an Vergütungszahlungen – laut Solarcluster Baden-Württemberg machen die nur die Hälfte der Umlage aus. Er hat seinen Ursprung Handel des Grünstroms an der Börse.

    Letzte Seite: Explodierte Umlagekosten - Ursache und dauerhafte Lösung.

    Unfallursache Börseneinstieg

    Strombörse Handelsraum | Die Preise an der Strombörse steigen wieder. Dadurch sinkt die Differenz zwischen Stromverkauf und Vergütungszahlungen für die Anlagenbetreiber, was sich auf dem EEG-Konto deutlich bemerkbar macht. - © Christoph Busse
    Strombörse Handelsraum | Die Preise an der Strombörse steigen wieder. Dadurch sinkt die Differenz zwischen Stromverkauf und Vergütungszahlungen für die Anlagenbetreiber, was sich auf dem EEG-Konto deutlich bemerkbar macht.

    Das Fraunhofer ISE hat die Entwicklung in einer Kurzstudie analysiert: Vor 2010 verkauften Übertragungsnetzbetreiber den Grünstrom direkt an die Stromlieferanten. Zu dieser Zeit folgte die Umlage proportional der Höhe der Vergütungszahlungen für den EEG-Strom. Nur die echten Mehrkosten für den grünen Strom wurden von den Stromverbrauchern gezahlt. So weit so logisch.

    Seit 2010 muss der EEG-Strom über die Strombörse vertrieben werden. Die Folge war ein sprunghafter Anstieg der EEG-Umlage: 2013 war sie bereits doppelt so hoch als für den Ausgleich der Vergütungszahlungen nötig gewesen wäre. Der Grund: An der Börse konkurriert der EEG-Strom mit der Energie aus konventionellen Quellen. Das plötzliche Überangebot an Energie ließ die Preise für alle in den Keller fallen, die Vermarktungserlöse für den grünen Strom sanken, was bei gleichbleibend hoher Vergütung zu höheren Differenzkosten führte. die EEG-Umlage stieg - sie steigt bis heute.

    Wie lässt sich die EEG-Umlage dauerhaft senken?

    Mehr Erneuerbare im Netz? | Kein Problem lautet die Antwort des IWES-Praxistests Kombikraftwerk 2. - © Foto: Fraunhofer IWES
    Mehr Erneuerbare im Netz? | Kein Problem lautet die Antwort des IWES-Praxistests Kombikraftwerk 2.

    Das soll nicht heißen, das unterm Strich die Vermarktung an der Strombörse schuld trägt. Es ist das Überangebot. Das größte Problem der jetzigen Energiewende ist, dass es kaum eine Energiewende gibt. Dazu müssen fossile Kapazitäten abgebaut werden. Bisher steigt nur die Überschussenergie, was den Verkaufserlös des Stroms reduziert. Werden fossile Kapazitäten stillgelegt und so die Energiemenge reduziert, normalisiert sich auch der Börsenstrompreis.

    Ganz nebenbei würde die Politik so auch eine echte Energiewende einleiten. Die Wissenschaft fühlt sich dazu bereit. Sie hat im letzten Jahr gezeigt, dass ein höherer physischer Anteil an Erneuerbaren möglich ist. Das Fraunhofer IWES fordert daher mehr Gestaltungsspielraum für die Erneuerbaren am Regelenergiemarkt. Dieses Vertrauen in die Erneuerbaren ist nötig, damit die Kosten sinken können. (Denny Gille)

    • Die Kurzstudie des Fraunhofer ISE zur Entwicklung der EEG-Umlage gibt es hier.