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Offshore-Anlage 6.2M152

Senvion bringt Vorprototyp ans Netz

Projektierer des Testfeld-Projekts war Senvion selbst. Doch als Investor hat die Frankfurter Fondsgesellschaft First Private die 12,3 Megawatt (MW) leistende Anlagenkombination nun übernommen – als offizieller Partner der Projektentwicklung fungiert allerdings das Schweizer Investoren-Beraterhaus Recap („re:cap“) Global Investors. Dessen Firmenlogo prangt auf den Gondeln der bis zur Rotorspitze 180 Meter hohen Anlagen. Die Leistung der Windenergieanlagen erreicht jeweils 6,15 MW. Den eigentlichen Prototyp will der Hamburger Windenergieanlagenbauer Ende des Jahres bei Cuxhaven installieren.

Wie Senvion bereits im Frühjahr bekannt gegeben hatte, will der Offshore-Spezialist in den Anlagen verschiedene Varianten beziehungsweise von verschiedenen Zulieferfirmen produzierte Großkomponenten wie Generatoren oder Getriebe gegeneinander ins Rennen schicken. Außerdem unterzieht er bereits die neu designten Helikopterplattformen ersten Praxistests. verwendet. Die beiden Anlagen sind mit diesen Landeplattformen ausgerüstet. "Dafür wird dort die Wettersensorik neu eingemessen", betont Senvion-Pressesprecherin Verena Puth. Außerdem wolle Senvion schon einmal Vor-"Erfahrung für die luftfahrttechnische Abnahme" des späteren Protoyps gewinnen.

Das die Meereswindturbinen mit seiner Offshore-Sparte in Bremerhaven fertigende Unternehmen will mit dieser Methode erklärtermaßen einen mutmaßlichen Zeitvorsprung vor konkurrierenden Anlagenherstellern bewahren. Senvion ist der einzige Windturbinenhersteller weltweit, der bereits ganze Seewindparks mit Sechs-MW-Anlagen bestückt hat. Mit nun schon über 110 installierten Anlagen der Fünf-bis-Sechs-MW-Klasse führt Senvion bislang noch mit großem Abstand in diesem Größenbereich vor anderen Anlagenherstellern. Konkurrenten wie Siemens, Samsung, Alstom und Vestas allerdings haben in den vergangenen zwei Jahren ebenfalls Anlagen mit sechs oder sogar mehr MW Leistung auf den Markt gebracht und einstweilen Prototypen errichtet. Und bei den Bestellungen führt Siemens den Markt dank einiger gigantischer Order von Stammkunde Dong an. Windenergieanlagenhersteller Areva Wind wiederum hat zuletzt mit der Errichtung von Fünf-MW-Anlagen im mittleren zweistelligen Bereich stark aufgeholt. Senvion selbst hat Anfang Juli mit der Errichtung der Anlagen für den RWE-Windpark Nordsee Ost begonnen, allerdings blieben wohl aufgrund einer gerade zu Ende gegangenen eineinhalb Jahre langen Hängepartie der Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes ausgerechnet bei Senvion in diesem Zeitraum weitere Bestellungen aus.

Fonds sammelt 200 Millionen von institutionellen Anlegern

Das Investitionskapital aus der Hand der Frankfurter Fondsspezialisten stammt aus dem im Juni 2013 aufgelegten Fonds FP Lux Investments S.A. SICAV‐SIF – Wind Infrastructure I, ein speziell für institutionelle Anleger deklariertes Kapitalvehikel. Es ist laut damaliger Erklärung zur Fondseröffnung 200 Millionen Euro schwer. Allerdings habe es erst seit dem Frühjahr dieses Jahres begonnen, über Anlageobjekte zu entscheiden, betont das Fondsunternehmen jetzt. Bis dahin habe es die von den verschiedenen Merkel-Bundesregierungen lange in der Schwebe gelassene Richtung der EEG-Reform abgewartet. Erst als im April der Referentenentwurf der Novelle verabschiedet worden war, habe First Private handeln können. Als weiteres Investitionsprojekt haben die Frankfurter bereits den Windpark Uthlede in Niedersachsen ausgemacht. Auch dieser wird aus einem ganz neu auf den Markt gekommenen Windenergieanlagentyp bestehen. Derzeit errichtet dort Windturbinenbauer GE einen Windpark mit sieben Anlagen der 2,75-MW-Klasse. Er soll im Dezember dieses Jahres noch ans Netz gehen.

Beide Windparks dürften damit wohl noch die etwas höhere Windenergievergütung der bisherigen EEG-Version einfahren. Seit 1. August gilt hingegen das neue EEG für alle Projekte, die erst nach Mitte Januar genehmigt worden sind oder nicht mehr vor Jahresende in Betrieb gehen können.

Jahresertrag: 30,6 Gigawattstunden

Der Fonds könnte sein weiteres Kapital auch noch in Windprojekte in Frankreich oder England investieren, kündigte First Private indes an. „Gerade Frankreich liegt in der Entwicklung von Windparks noch zurück, hier finden sich zahlreiche aussichtsreiche Standorte und eine attraktive inflationsgeschützte staatliche Förderung“, betonte Thomas Seibel, Geschäftsführer von Recap, dessen Unternehmen First Private bei der Projektauswahl berät. Die Hälfte des Kapitals muss der Fonds allerdings laut seiner Richtlinien in deutsche Windparks anlegen. Für die Vorprototypen Senvions an bei Flensburg-Handewitt, einem Standort mit den noch eher mäßigen Winden des Schleswig-Holsteinischen Binnenlandes, erwarten die Projektpartner einen Jahresertrag von 30,6 Gigawattstunden.

(Tilman Weber)