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Solarstrom für den Bergbau

Fünf Möglichkeiten zur Risikominimierung

Für den Bergbau bedeutet die Photovoltaik ein großes Potenzial zur Verringerung der Stromkosten. Schließlich liegen die Minen in der Regel weit ab von jeglicher Stromversorgung und sind deshalb auf Insellösungen angewiesen. Das übernehmen in der Regel Dieselgeneratoren mit hohen und steigenden Treibstoffkosten. Diese durch Photovoltaikanlagen zu ergänzen, bietet für die Bergbauunternehmen eine riesige Kostenersparnis. Schließlich ist die Photovoltaik im Schnitt um 70 Prozent billiger als die Stromerzeugung mit den Dieselgeneratoren. Zudem ist im Umfeld der Minen genügend Platz für üppige Solarparks und der Solarstrom kann in der Regel vollständig für die Förderung von Erzen verbraucht werden.

Stromliefer- oder Mietverträge setzen sich durch

Auf dem Weg zur Solaranlage muss der Bergbauunternehmer allerdings noch eine gewaltige Hürde nehmen. Die Investitionskosten für den Photovoltaikgenerator sind hoch und die Bergbauunternehmen meist knapp bei Kasse. Da bieten sich externe Investoren an, die den Solarpark finanzieren und der Unternehmer kauft dann den Solarstrom vom Betreiber der Anlage oder mietet den Generator vom Investor. Diese sogenannten Stromlieferverträge (Power purchase agreements – PPA) sind ebenso wenig ein neues Geschäftsmodell wie die Vermietung von Solaranlagen. Selbst im Bergbau machen sich solche Modelle immer mehr breit. „Die ersten Miet- oder Stromlieferverträge für den Bergbau sind bereits in den Markt eingeführt“, sagt Thomas Hillig, Geschäftsführer von Thenergy. Das Münchener Beratungsunternehmen hat sich auf die Installation von Solarstromanlagen für den Bergbau spezialisiert. „Eine steigende Anzahl an Solarunternehmen und Investoren sieht in der Bergbauindustrie einen zuverlässigen Partner für Miet- oder PPA-Modelle“, weiß Hillig. „Es ist zu erwarten, dass diese Entwicklung die Verbreitung von Solaranlagen im Bergbau erheblich beschleunigt.“

Höhere Risiko als bei netzgekoppelten Anlagen

Ein großes Problem bleibt aber das erhöhte Risiko. „Traditionelle Investoren in erneuerbare Energien haben gelernt, mit den Risiken von Projekten umzugehen, die ans Stromnetz angeschlossen sind“, erklärt Hillig. „Der zentrale Unterschied von Solar-Diesel-Projekten für Bergbauunternehmen ist das Risiko, das vom Geschäftspartner ausgeht. Dieses ist viel höher, wenn die Anlage nicht ans Netz angeschlossen ist und keine alternativen Abnehmer für den Solarstrom in der Nähe sind.“ Das stellt den Investor vor eine große Herausforderung. Die Bergwerke werden in der Regel schnell geschlossen, wenn sie sich nicht mehr rentieren und die Kosten für die Förderung höher liegen als die Preise, die die Unternehmen für die Bodenschätze auf dem Weltmarkt erzielen können.

Deshalb hat Thomas Hillig 21 Experten befragt, welche Möglichkeiten es gibt, das Risiko für die Investoren zu minimieren. Davon kamen zehn Experten aus der Finanzwirtschaft, acht Fachleute aus dem Bereich der erneuerbaren Energien und drei Bergbauspezialisten. Daraus hat Hillig fünf Hinweise erarbeitet, wie die Investoren mit diesem Risiko umgehen können.

  • Zunächst sollten die Investoren eine ressourcen- und marktorientierte Due Dilligence der Bergbaubetriebs durchführen. So haben sie zumindest einen Hinweis darauf, ob aus der Mine in 20 Jahren auch noch Bodenschätze gefördert werden oder sie vorher aus Rentabilitätsgründen geschlossen wird.
  • Als nächstes bietet sich die stärkere Beteiligung der Bergwerksgesellschaft an der Solaranlage an. Diese trägt dann zusammen mit dem Investor die Marktrisiken und ist auch stärker daran interessiert, dass sich die Anlage rentiert.
  • Zudem könnten die Investoren eine Garantie von der Dachgesellschaft des Bergbauunternehmens aushandeln, falls der Miet- oder Stromliefervertrag nicht erfüllt wird.
  • Kann oder will sich die Bergbaugesellschaft nicht an der Anlage beteiligen oder keine Garantien geben kann der Investor nur noch das Risiko minimieren. „Eine konkrete Lösung besteht darin, dass die Bergbaugesellschaft in den ersten Jahren einen Preis bezahlt, der den vermiedenen Dieselkosten entspricht“, erklärt Hillig. „Nach der Amortisierung der Solaranlage wird der Strom- oder Mitpreis stark herabgesetzt, so dass sich der externe Investor und die Bergbaugesellschaft die zusätzlichen Kostenreduzierungen durch das Projekt teilen können.“
  • Als eigentliche Notlösung, die sich aber in der Branche aber derzeit durchzusetzen scheint, nennt Hillig, die Solaranlagen mobiler zu machen. „Dazu werden die Solarmodule auf die Unterkonstruktion des Montagesystems vormontiert und die in einem nächsten Schritt in standardisierte Container verfrachtet“, beschreibt er die Lösung. Die Kosten für den Ab- und Wiederaufbau der Solaranlage an einem anderen Standort können auf diese Weise reduziert werden. Trotzdem sollte der Investor dafür fünf bis zehn Prozent der Investitionskosten für die gesamte Anlage einplanen. Die Höhe richtet sich dabei vor allem danach, wo die Anlage bisher stand und wo sie danach aufgebaut werden soll.
  • (Sven Ullrich)