Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Staudinger könnte „Lagerhaus für sauberen Strom“ werden

Die Firma CM Blu entwickelt Speicher aus organischen Molekülen. Dabei werden Kohlenstoffverbindungen aus dem Citratzyklus des Körpers nachgebildet und so organische High-Performance-Energiespeichermoleküle erzeugt. Das Ergebnis ist laut CEO Peter Geigle ein grüner, kostengünstiger, frei skalierbarer und an viele Anforderungen anpassbarer Energiespeicher für elektrischen Strom bis in den Gigawatt-Bereich. Letzteres ist allerdings noch Zukunftsmusik.

Zunächst hat sich CM Blu einen passenden Partner mit Reallabor gesucht: Uniper und die CM Blu starten gemeinsam den Aufbau eines Großstromspeichers auf Basis der von CM Blu entwickelten organischen Solid-Flow-Batterien. Die Technologie soll künftig in der Lage sein, eine Vielzahl von Anwendungsfällen und Märkten abzudecken. Erstmalig in Deutschland soll sie nun am Uniper-Kraftwerk Staudinger im Rahmen eines Pilotprojekts installiert werden. Das Kraftwerk Staudinger in Großkrotzenburg bei Hanau ist das leistungsstärkste fossile Kraftwerk in Hessen, wobei die Blöcke 4 und 5 nur noch als Reservekraftwerke für Netzbetreiber Tennet fungieren.

Ziel ist es, den neuartigen, prototypischen Stromspeicher technologisch und wirtschaftlich auf Eignung für die angestrebte Nutzungsart zu testen,  in die dortige Infrastruktur zu integriert, zu zertifiziert und zum Großspeicher mit bis zu 50 MW am Standort Staudinger zu skalieren. Geigle spricht bei diesen Dimensionen von einem „Lagerhaus für Strom“.

CMBlu begann als Forschungsprojekt im Jahr 2011. 2013 wird das erste mehrzellige Stackdesign entwickelt, 2015 folgt der erste prototypische, organische Energiespeicher auf der Grundlage von Lignin, das die Elektrolyte besonders preiswert und sicher in der Anwendung macht. Organische Moleküle seien heute Mainstream, so CEO Geigle. Damals waren sie es nicht.

2016 folgt der erste großformatige  Stack, 2018 das erste High-Performance-Elektrolyt, 2020 kommt dann die CM Blu Stack Version 2.0, eine großtechnisch einsetzbare Batterie mit bis zu 100 Zellen. 2021 wird dem Tank ein separates Depot hinzugefügt, indem der Großteil der Energie chemisch in Feststoffen gespeichert wird. Ab jetzt spricht CM Blu von "Organic Solid-Flow Batterien“, einer patentierten Technologie. Inzwischen gehört das Unternehmen mit seiner Batterie zu den weltweit führenden in der Entwicklung großformatiger Energiespeicher auf elektrochemischer Basis. 2022 fiel entsprechend der Startschuss für den Aufbau der Produktion. Mit dem neuen Battery-Production-Center BPC direkt am Standort in Alzenau will sich das Unternehmen mit großen Schritten der Serienfertigung nähern. Einen weiteren Standort betreibt das Unternehmen in Kalifornien, dem Mekka für Energiespeichertechnologie. Eine große Partnerschaft mit der Region Burgenland soll zudem zu einer Speicher-Kapazität von 300 Megawattstunden führen. Die Region strebt Autarkie an und hat im Mai entsprechend Verträge mit CM Blu unterzeichnet. 

Die zunehmende Elektrifizierung von Prozessen in der Industrie und in privaten Haushalten führe zu wachsendem Bedarf an Grundlastfähigkeit von erneuerbaren Energien zur Wahrung der Versorgungssicherheit. Solid-Flow-Batterien seien aus Sicht von Uniper dafür bestens geeignet. Die Kooperation mit CM Blu sei dabei Teil eines Transformationskonzepts für die Energiewelt von morgen und könne langfristige Beschäftigungsverhältnisse in der Region ermöglichen“, so Arne Hauner, Director Innovation, Uniper.

Peter Geigler lobt die CM Blu Organic Solid-Flow-Technologie wegen hoher Energiedichte von Solid-State- mit der beliebigen Skalierbarkeit von Kapazität und Leistung von Flow-Batterien - ohne deren Nachteile. Die Materialien der Organic Solid-Flow-Batterien seien zudem weltweit in praktisch unbegrenztem Umfang verfügbar: „Es gibt keine Abhängigkeiten von seltenen Erden oder konfliktbehafteten Rohstoffen und Lieferketten, außerdem sind alle Kernkomponenten und nahezu alle Bestandteile unserer Batterie recycelbar.  Darüber hinaus ist sie praktisch weder brennbar noch explosiv, daher entsprechend sicher in Betrieb und Handhabung“, so Peter Geigle. Die Anlage wird im ersten Step eine Leistung von 1 MW und eine Kapazität von 1 MWh haben und voraussichtlich 2023 in Betrieb gehen. (nw)