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Udo Möhrstedt über die Prognosen und Pläne für dieses Jahr

„Der Photovoltaikmarkt in Deutschland wird 2017 wieder wachsen“

Herr Möhrstedt, wie schätzen Sie für IBC die Entwicklung des deutschen Photovoltaikmarktes ein?

Udo Möhrstedt: Wir gehen davon aus, dass der Photovoltaikmarkt in Deutschland im Jahr 2017 wieder wachsen wird. Dazu wird sicherlich das Freiflächen-Ausschreibungsverfahren mit den erhöhten Mengen in 2017 beitragen. Ob allerdings die untere Grenze von 750 Kilowatt – ab der sowohl bei Dach- als auch bei Freiflächenanlagen eine Ausschreibung stattfinden muss – zu einer Belebung oder eher zu einer Abschwächung des Segmentes „750 bis 1000 Kilowatt“ führen wird, kann ich momentan noch nicht beantworten.

Daneben werden aber sicherlich Dach- und Freiflächen bis 750 Kilowatt zu einer Marktbelebung beitragen. Bei diesen Anlagengrößen ist zum einen der Eigenverbrauch besonders interessant, da es viel günstiger ist, den Strom selbst zu erzeugen, als ihn vom Energieversorger zu beziehen. Zum anderen wird es aufgrund der gesunkenen Systempreise wieder attraktiv, eine Photovoltaikanlage ausschließlich wegen der EEG-Einspeisevergütung zu betreiben. Diese ist höher als die Stromgestehungskosten und man kann dadurch wieder einen Gewinn erzielen.

Ein weiterer Grund, warum wir 2017 mit einem Zuwachs rechnen, ist die zunehmende Öffnung des Photovoltaikmarktes für Mieterstrommodelle.

Welche Anlagensegmente sehen sie derzeit als aussichtsreich an?

Udo Möhrstedt: Im Vergleich zu 2016 werden die Systemkosten im kommenden Jahr geringer ausfallen. Das macht im Prinzip alle Segmente spannend. Einerseits kann man mit einem Investment in eine Photovoltaikanlage wieder eine interessante Rendite erzielen, andererseits über den Eigenverbrauch Stromkosten sparen.

Die Stromgestehungskosten werden nächstes Jahr unter die magische Grenze von 10 Cent pro Kilowattstunde fallen. Eigenverbrauch ist also angesagt. Der überschüssige Strom kann außerdem zu den EEG-Bedingungen für etwa zwölf Cent pro Kilowattstunde mit Gewinn ins Netz eingespeist werden. Außerdem wird es im Privathaus-Bereich noch stärker um den Einsatz von Speichern gehen, denn auch hier fallen die Preise.

Bei größeren Dachanlagen rechnen wir mit Stromgestehungskosten von etwa acht bis 8,5 Cent pro Kilowattstunde, bei Freiflächen sogar mit nur sieben bis 7,5 Cent pro Kilowattstunde. Das macht diese Anlagen, wie bereits erläutert, besonders interessant für den Eigenverbrauch. Auch hier ist es lohnend, den überschüssigen Strom mit EEG-Markprämie von derzeit 8,9 Cent pro Kilowattstunde ins Netz abzugeben. Außerhalb des Residential-Bereichs rücken sogar wieder reine Einspeiseanlagen als Investment stärker in den Fokus.

Die Mieterstromanlagen – Sie haben sie schon erwähnt – sind ein Geschäftsmodell, das derzeit richtig Fahrt aufnimmt, trotz der Behinderung durch die volle EEG-Umlage, die auf den im Gebäude verbrauchten Strom gezahlt werden muss. Wie sehen Sie diese eigentlich ungewöhnliche Entwicklung?

Udo Möhrstedt: Wir sind auch in diesem Segment vertreten und realisieren immer mehr Mieterstromprojekte. Eines unserer ersten Projekte in diesem Bereich war die „Sonnenburg“ in Sachsen-Anhalt, die im Oktober den Deutschen Solarpreis 2016 erhalten hat. Wir haben dort die Markenkomponenten über unseren Fachpartner EAB Solar mit insgesamt rund 280 Kilowatt Leistung geliefert. Damit wurden insgesamt 35 Anlagen auf zwölf Mehrparteienhäusern mit 230 Wohneinheiten realisiert. Mit dem von den Stadtwerken Burg und der Burger Wohnungsbaugenossenschaft initiierten Projekt profitieren die Bewohner der Mietwohnungen von den Kostenvorteilen der Photovoltaik. Etwa jede dritte benötigte Kilowattstunde kommt nun als Sonnenstrom vom eigenen Dach.

Solche Mieterstrommodelle sind wichtige Projekte, um eine ökologisch und ökonomisch attraktive Photovoltaikstromversorgung für Mieter zu verwirklichen, die so bisher nur für Eigenheimbesitzer möglich war. Weitere Projekte haben wir aktuell beispielsweise in Baden-Württemberg im Bau. Zudem haben wir unsere Fachpartner zum Thema Mieterstrommodelle geschult.

Als System- und Komponentenanbieter und Projektierer sind sie sehr breit aufgestellt. Ist das Voraussetzung, um am Photovoltaikmarkt erfolgreich zu sein oder liegt der Erfolg von IBC Solar in den vergangenen Jahren vor allem auf der Wahl der richtigen Segmente?

Udo Möhrstedt: Leider hatten wir es in Deutschland in den vergangenen Jahren mit einem stark rückläufigen Markt zu tun. 2014 lag der Photovoltaikzubau bei 3,9 Gigawatt, 2015 bei 1,4 Gigawatt und 2016 werden wir nur bei etwa einem Gigawatt landen. Deshalb war es für uns zunächst wichtig, in allen wesentlichen Segmenten präsent zu sein. IBC Solar konnte dadurch nicht nur den Marktanteil halten, sondern sogar ausbauen. Wir haben erfolgreich an den Freiflächen-Ausschreibungen teilgenommen, sind sehr gut im Privathaussektor aufgestellt und können auch den Markt für größere Dachanlagen zusammen mit unseren Fachpartnern erfolgreich bearbeiten. Zudem treten nun verstärkt Unternehmen aus dem Bereich Energiewirtschaft in den Photovoltaikmarkt ein. Auch dieses wachsende Segment decken wir mit unseren Produkten und Dienstleistungen sehr gut ab.

Über alle Jahre hinweg haben wir deutschlandweit gezielt auf die Zusammenarbeit mit unseren Fachpartnern gesetzt. Das hat sich bewährt und wir bauen unser Fachpartnernetzwerk kontinuierlich aus. Mit einem speziellen Partnerprogramm unterstützen wir mehr als 600 Installateure und Solarteure bei Vertrieb, Marketing, Weiterbildung und Erfahrungsaustausch. Das ist in Deutschland einzigartig.

Wo sehen sie die derzeitigen Möglichkeiten, sich als Projektierer und Systemanbieter noch besser aufzustellen?

Udo Möhrstedt: Bei den Ausschreibungsrunden größerer Freiflächenanlagen spielen wir eine wichtige Rolle. Zum einen haben wir dafür mehrere eigene Projekte entwickelt und gebaut, zum anderen agieren wir erfolgreich als EPC-Partner (Entwicklung, Beschaffung und Bau) für verschiedene Kunden. Gleichzeitig sind wir Markenkomponentenlieferant für unsere Fachpartner. All diese Geschäftsbereiche werden wir weiter ausbauen.

Nebenbei entwickeln wir erfolgreich eigene Tools, um unsere Fachpartner und auch Endkunden noch besser zu unterstützen. Die Projektplanungs-Software „PV-Manager“ beispielsweise steht den Fachpartnern von der Beratung über die Planung bis hin zur Installation zur Seite. Mit unserem „Solarstromrechner“ kann sich jeder Interessent schnell und übersichtlich ausrechnen, zu welchen Kosten er Solarstrom produzieren könnte.

Neben diesen Tools bieten wir Anlagenbesitzern über unsere Abteilung Operation amp; Maintenance (Betrieb und Wartung) interessante, umfangreiche Pakete für Betrieb und Wartung an. Auch dem Thema „Repowering“ widmen wir uns intensiv. Besonders in diesen Bereichen bekommen wir vermehrt Anfragen. In den sehr turbulenten Zeiten der Photovoltaik in Deutschland wurden einfach viele Anlagen errichtet, die nicht dem Standard entsprechen, den man braucht, um 20 Jahre sicher Strom zu liefern. In Deutschland existieren insgesamt 13 Gigawatt an Anlagen größer 500 Kilowatt. Dort besteht ein sehr hoher Bedarf an unseren Dienstleistungen. Aufgrund unserer langjährigen Expertise können wir dieses Geschäftsfeld erfolgreich abdecken.

Dabei liegt der Schwerpunkt sicherlich darauf, dass die Anlagen auch die prognostizierten Erträge liefern. Denn dabei geht es ja nicht nur um die Rendite, sondern auch um die Verfügbarkeit. Schließlich will die Photovoltaik künftig einmal das Rückgrat der Stromversorgung in Deutschland werden. Beschäftigen Sie sich auch mit diesem Thema?

Udo Möhrstedt: Die Frage der Einbindung von Photovoltaikanlagen in ein gesamtes Stromsystem haben wir zusammen mit dem ZAE Bayern in einigen Projekten untersucht. Unter anderem haben wir den Modellversuch „Smart Grid Solar“ unterstützt, indem wir uns für die technischen Komponenten und die Netzintegration eines sogenannten Quartierspeichers verantwortlich zeichneten. Momentan konzentrieren wir uns nicht auf dieses Segment, verfolgen die Entwicklung aber sehr aufmerksam.

Das Interview führte Sven Ullrich.