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Neue Studie zu Beschäftigungseffekten

Solar- und Speicherausbau schafft 50.000 Jobs

Drei Dinge werden derzeit mit Blick auf die Energiewende immer wieder kritisch diskutiert: Wie können die Erneuerbaren die Stromversorgung sicher übernehmen, wie wirkt sich das auf die Strompreise aus und wie viele Jobs gehen in der Kohleverstromung verloren, wenn die Kraftwerke endlich abgeschaltet werden. Die Antworten stehen in einer aktuellen Studie, die das Marktforschungsunternehmen EuPD Research im Auftrag des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW Solar) und der Messe The Smarter E erstellt hat.

Aus dieser geht hervor, dass der Ausstieg aus der Kohleverstromung und der Kernkraft allein in der Photovoltaik- und Speicherbranche mehr Arbeitsplätze schafft als in der fossilen Energiewirtschaft wegfallen – zumindest wenn man die direkten Beschäftigten einbezieht und den Bilanzkreis der Betrachtung nicht unendlich erweitert.

Mehr als zehn Gigawatt pro Jahr notwendig

Der Grund: Um die wegfallenden Erzeugungskapazitäten der Kohle- und Kernkraft zu ersetzen, müssen bis 2030 jedes Jahr Solaranlagen mit einer Leistung von mehr als zehn Gigawatt installiert werden, um eine Stromlücke zu vermeiden. Denn in dieser Zeit werden die meisten alten Kraftwerksleistungen vom Netz gehen. Damit die Stromerzeugung weiter gewährleistet ist, muss die Leistung aller installierten Solaranlagen dann 162 Gigawatt betragen. Zum Vergleich: Jetzt sind in Deutschland Anlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 50 Gigawatt installiert.

Um die danach noch bis 2035 sukzessive auslaufenden Kohlekraftwerke zu ersetzen, muss der Photovoltaikzubau bei etwa sieben Gigawatt pro Jahr liegen. Danach muss der Ausbau wieder auf zehn Gigawatt ansteigen, denn dann kommt die Sektorkopplung voll zum Tragen, die zu einem steigenden Stromverbrauch führt, aber den Verbrauch an fossilen Brennstoffen wie Öl in Form von Diesel, Benzin oder Heizöl sowie Gas drastisch verringert und nach und nach auf Null senken soll.

Speicherausbau muss schneller gehen

Damit diese Solaranlagen auch ihren Teil zu sicheren Stromversorgung in Deutschland beitragen können, muss dieser Photovoltaikausbau von einem starken Anstieg von Speicherkapazitäten flankiert werden. Das haben die Autoren der Studie ermittelt, indem sie auf die Viertelstunde genau die Stromnutzung in Deutschland aufgelistet haben. Das sind aber nicht nur Batteriesysteme. Vielmehr geht es hier auch um Speicher, die den Strom über längere Zeiträume zwischenlagern können.

Die Anlagen müssen installiert und betrieben werden

Diese ganzen Solaranlagen und Speichersysteme müssen installiert und später auch betrieben werden. Dazu kommt noch, dass es Arbeitskräfte bedarf, die die Komponenten herstellen. Insgesamt kommen die Autoren der Studie zu dem Ergebnis, dass dadurch in Deutschland die Zahl der Arbeitsplätze in der Solar- und Speicherbranche bis 2030 von derzeit 26.400 auf 78.000 ansteigen müsste, damit die erforderlichen Anlagen hergestellt, installiert und betrieben werden können. Allein im Bereich der Wartung der Anlagen wird die Zahl der Jobs von jetzt 9.200 auf dann etwa 26.000 ansteigen. Allein damit wäre bilanziell der Abbau der Arbeitsplätze in der heimischen Förderung und Verstromung von Braunkohle mehr als ausgeglichen.

Strompreise sinken

Die Studie macht aber auch die wirtschaftliche Rechnung auf. Denn durch einen stärkeren Zubau werden sich die Kosten für die Solaranlagen und vor allem für die Speichersysteme jeglicher Art verringern. Auf diese Weise wird es gelingen, den Strompreis – inklusive Speicherung – durchschnittlich unter 29 Cent pro Kilowattstunde zu senken. Dabei rechnen die Analysten von EuPD Research unter anderem mit einem Rückgang der EEG-Umlage von 6,75 auf drei Cent pro Kilowattstunde. Denn je preiswerter die Anlagen werden, desto weniger Umlage muss über das EEG-Konto gewälzt werden. Schließlich werden die Anlagen immer mehr unabhängig von größeren Fördersummen, wenn die Gestehungskosten von Solarstrom tatsächlich wie berechnet auf unter vier Cent pro Kilowattstunde sinken.

Emissionen werden teurer

Die Netzentgelte hingegen werden aufgrund des notwendigen Ausbaus der Infrastruktur von derzeit 7,9 auf 9,93 Cent pro Kilowattstunde steigen. Darin sind auch die Kosten für die Speicherung des Stroms enthalten. Gleichzeitig werden aber auch die Kosten für den CO2-Ausstoß im europäischen Zertifikatehandel von 30 auf 41 Euro pro Tonne steigen, was die Kohleverstromung zunehmen wirtschaftlich unattraktiv macht. Um zu verhindern, dass die Strompreise steigen, muss die Bundesregierung die Bremsen beim Ausbau der Photovoltaik lösen.

Schließlich müssen dringend die neuen Ökostromanlagen und Speicher gebaut werden, damit im Jahr 2035 genügend Kapazitäten errichtet sind und die Stromversorgung übernehmen können. Wenn diese fehlen, müssen weiterhin Kohle- oder Gaskraftwerke Strom produzieren. Dann kommen angesichts teurer werdender Verschmutzungsrechte auf die Verbraucher immense Kosten zu – abgesehen von den Strafzahlungen an die EU und Zukäufen von Emissionszertifikaten in anderen europäischen Staaten.