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Von wegen Akzeptanzproblem

Umfragen bestätigen Erneuerbare

93 Prozent der Deutschen unterstützen den verstärkten Ausbau der Erneuerbaren. So das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Meinungsumfrage von TNS Emnid im Auftrag von Erneuerbare Energiewende Jetzt! 77 Prozent denken, dass die Erneuerbaren die Zukunft ihrer Kinder und Enkel sicherer macht. Fast ebenso viele meinen, Regenerativenergien schützen das Klima. Der Meinung, dass Erneuerbare die Abhängigkeit von Importen reduzierten, sind 63 Prozent der Befragten. Bei diese Zahlen kommt man ins Grübeln: Heißt es nicht schon seit Monaten, die Regenerativbranche habe ein Imageproblem. Diese Zahlen legen das Gegenteil nahe.

© Foto: eewj

Untermauert werden die Zahlen durch eine Analyse der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE). Sie hat mehrere Umfragen aus den vergangenen Monaten mit
den Ergebnisse der aktuellen Befragung vergleichen und stellte fest: Die Meinungsbilder bezüglich der erneuerbaren Energien liegen nicht weit auseinander.

Das Ergebnis, dass 93 Prozent der Befragten die Nutzung und den verstärkten Ausbau der erneuerbaren Energien für „wichtig“ oder sogar für „sehr bzw. außerordentlich wichtig“ halten, decken sich mit dem einer gleichlautenden Umfragen der Agentur aus den Vorjahren. Dieses Ergebnis setzt sich laut AEE aus Meinungen quer durch alle politischen Zugehörigkeiten, Bildungsniveaus, Altersschichten und Einkommensklassen zusammen. Weitere Umfragen zur Energiewende, etwa von der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des BDEW (März 2013), vom Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag vom VZBV (August 2013) oder von TNS Infratest für die Agentur Scholz amp; Friends (August 2013), fördern ähnlich hohe Zuspruchswerte zu Tage: Die Kritiker oder Skeptiker bilden mit sieben, neun bzw. 16 Prozent eine Minderheit. Auch wenn wir täglich das Gegenteil hören.

Toleranz gegenüber Erzeugungsanlagen weiter hoch

Nur unwesentlich geringer ist die Zustimmung zu Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien im unmittelbaren Wohnumfeld. Während im vergangenen 67 Prozent der Befragten eine solche Erzeugungsanlage vor der eigenen Haustür tolerieren würden, sank die Toleranz um ein Prozent. Doch immer noch würde zwei Drittel der Befragten eine Solar-, Windkraft- oder Biomasseanlage vor der eigenen Haustür ohne Widerspruch dulden. Bei der Unterscheidung zwischen den einzelnen Technologien zeigt sich ein ähnliches Bild wie im Vorjahr. Während Photovoltaikanlagen im unmittelbaren Wohnumfeld von 72 Prozent der Befragten akzeptiert werden, ist die Toleranz gegenüber Windkraftanlagen mit 59 Prozent geringer. Imageprobleme haben immer noch Biomasse- aber vor allem Geothermieanlagen. Denn wenn die Bürger einmal Erfahrungen mit solchen Anlagen haben steigt die Toleranz von mageren 33 auf 60 Prozent.

Zahlungsbereitschaft ist gestiegen

Die Bereitschaft, sich auch finanziell an der Energiewende zu beteiligen, hat sogar noch zugenommen. Während im vergangenen Jahr 47 Prozent der Befragten eine EEG-Umlage von fünf Cent pro Kilowattstunde für angemessen oder sogar zu niedrig hielten, ist jetzt für eine Mehrheit von 55 Prozent der Befragten die Höhe der EEG-Umlage von sechs Cent pro Kilowattstunde angemessen oder zu niedrig. Dass immerhin 56 Prozent der Befragten überhaupt bereit sind, einen finanziellen Beitrag zur Energiewende – ganz glich in welcher Höhe – über die Stromrechnung zu leisten zeigt, dass die Debatte in der Vergangenheit um den finanziellen Beitrag zur Energiewende an der Realität vollkommen vorbei ging. Nur 14 Prozent der Befragten sprechen sich vollständig gegen einen solchen finanziellen Beitrag aus. Für 29 Prozent ist die Finanzierung der Energiewende eine staatliche Aufgabe, die über Steuern finanziert werden soll. „Die große Bereitschaft der Bürger, einen finanziellen Beitrag zur Energiewende zu leisten, hat aber einen ganz starken Gerechtigkeitsaspekt“, beton Hermann Falk, Geschäftsführer des Bundesverbandes Erneuerbare Energien, bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse in Berlin. „Die meisten sagen ja zum finanziellen Beitrag, aber nur wenn alle Stromkunden die Belastungen tragen.“ Damit stößt die Ausweitung der Ausnahmeregelungen für stromintensive Unternehmen mehrheitlich auf Ablehnung. Den grundsätzlichen Stopp der Ausnahmeregelungen für die energieintensiven Unternehmen, um die Haushaltsstrompreise zu senken, halten immerhin 49 der Befragten für sinnvoll. Das sind immerhin drei Prozent mehr als diejenigen Befragten, die den Wegfall dieser Ausnahmeregelungen für nicht sinnvoll erachten, um die Haushalte zu entlasten. Fünf Prozent der Befragten hatten dazu keine Meinung. Den Stopp der Förderung der erneuerbaren Energien halten 73 Prozent der Befragten für nicht sinnvoll. Das wäre nur für 25 Prozent der Befragten ein probates Mittel, um den Strompreis für die Haushalte zu senken. „Das sind eindeutige Ergebnisse und diese Realität sollte sich auch bei den Abgeordneten im Bundestag widerspiegeln“, erklärt Falk.

Einseitige Berichterstattung in der Kritik

„Die Menschen wünschen sich die Erhöhung des Tempos der Energiewende“, ergänzt Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien. „Ein Roll-back der Energiewende ist mit der deutschen Bevölkerung nicht zu machen. Deshalb sollte die nächste Bundesregierung das Ausbautempo auf keinen Fall drosseln.“ Schließlich würde nur eine verschwindend kleine Minderheit der Deutschen neue Gas- oder Kohlekraftwerke vor ihrer Haustür tolerieren. Die Atomkraft findet inzwischen kaum noch Unterstützer – und das trotz der Imagekampagne. Eicke Weber, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg, kritisiert vor allem die einseitige Berichterstattung. „In den großen Medien kommt immer nur eine Seite zu Wort: Die der Gegner der Energiewende“, kritisiert er. „Es fehlen die positiven Seiten der Energiewende. Die Menschen werden bewusst in die Irre geführt. Aber die Fakten sind auf unserer Seite und es ist derzeit nur ein Rückzugsgefecht der konventionellen Energieerzeuger. Es wäre dumm, jetzt wo die Preise für die erneuerbaren Energien so weit gesunken sind, die Möglichkeiten, die sich für unsere Volkswirtschaft aus der ergeben, zu verschenken.“ Schließlich bleibt der größte Teil der Wertschöpfung bei Bau von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien im Land, während vor allem das Geld für die fossilen und atomaren Brennstoffe ins Ausland fließen.

Energiewende kostet Geld

Dazu kommt noch, dass die Strompreise beim verstärkten Ausbau der erneuerbaren Energien aufgrund der Investitionskosten zwar zunächst weiter steigen. Doch ab 2025 würden sich diese Investitionen auszahlen. Die Strompreise würde wieder sinken. Im Jahr 2050 könnten sie dann den Wert annehmen, den ein Haushalt heute für seinen Strom bezahlt. Das ist ein Ergebnis der Berechnungen von Forschern des Fraunhofer ISE. Würde hingegen der Ausbau der erneuerbaren Energien gestoppt, steigen die Strompreise auch nach 2025 weiter und würden 2050 im Vergleich zum heutigen Preis etwa doppelt so hoch liegen. Bis zum Jahr 2025 kostet die Energiewende Geld, das ist nicht wegzudiskutieren“, sagt Eicke Weber mit Blick auf die Ergebnisse seiner Institutsmitarbeiter. „Aber wenn wir nichts tun und die Energiewende stoppen, werden die Stromkosten weiter in dem Maße steigen wie bisher“, resümiert er. (Nicole Weinhold/Sven Ullrich)