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EWE liefert Wasserstoff für grünen Stahl aus Georgsmarienhütte

Der Stahlhersteller Georgsmarienhütte (GMH) südlich von Oldenburg will bis 2039 seine gesamte Produktion dekarbonisieren. „Als Zwischenschritt wollen wir unsere Emissionen bis zum Jahr 2030 bereits halbieren. Mit unserer Leittechnologie Elektrostahl und optimierten Prozessen sowie dem Einsatz von Wasserstoff statt Erdgas ist das realistisch machbar“, sagt Alexander Becker, Geschäftsführer der Georgsmarienhütte-Gruppe.

Direktreduktion mit Wasserstoff

Denn den größten Ausstoß an Kohlendioxid verursacht die Stahlherstellung mit dem jetzigen Verfahren durch die Reduktion des Eisenoxids, das im Eisenerz ist, hauptsächlich mittels Kohlenmonoxid. Dieses wird auf Koks im Hochofenprozess selbst hergestellt. Um die CO2-Emissionen zu verhindern, steigen die Stahlhersteller sukzessive auf die sogenannte Direktreduktion um. Dabei wird das Eisenoxid mittel Wasserstoff reduziert. Am Ende des Prozesses stehen Eisen und Wasser als Reaktionsprodukte. Dieses Verfahren wird auch Georgsmarienhütte in Zukunft anwenden. „Auf dieser Basis werden wir bis 2039 klimaneutral Stahl produzieren und einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen der Pariser Klimaschutzziele von 2015 leisten“, betont Alexander Becker.

Regionalen Ökostrom nutzen

Dabei ist es naheliegend, den Wasserstoff von einem Versorger vor Ort zu beziehen. Deshalb wird der Oldenburger Energiedienstleister EWE das notwendige Reduktionsgas liefern. Dieser Wasserstoff wird wiederum mit der Energie aus regionalem Ökostromanlagen gewonnen. In den Elektrolyseanlagen, die EWE im Nordwesten Deutschlands aufbaut, wird das Wasser mit Grünstrom in seine Bestandteile aufgespalten.

Schon viel CO2 eingespart

Schon seit 25 Jahren ist Georgsmarienhütte dabei, seine Emissionen von Treibhausgasen zu reduzieren. So war das Unternehmen ein Pionier beim Einsatz von Elektrolichtbogenöfen, in denen nahezu 100 Prozent Stahlschrott geschmolzen und so recycelt wird. Das spart jede Menge Eisenerz. Zudem stößt das Elektrostahlwerk im Vergleich zum üblichen Hochofenverfahren fünf Mal weniger CO2 aus. Durch die Nutzung von Ökostrom wird dieser Wert nochmals deutlich reduziert. Außerdem nutzt das Unternehmen seit kurzem auch biogene Kohle für die Stahlproduktion. Das verringert den CO2-Ausstoß abermals um 25 Prozent. Mit weiteren Transformationsprojekten wie dem Einsatz von Wasserstoff wird die GMH Gruppe die angestrebte Klimaneutralität bis 2039 erreichen.

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Viel Ökostrom im Netz

Mit dem Vorhaben rennen die Projektpartner GMH und EWE in der Politik offene Türen ein. „Ich freue mich sehr, dass EWE und Georgsmarienhütte sich darauf verständigt haben, den Aufbau der Wasserstoffindustrie deutlich zu beschleunigen. Für die neuen klimafreundlichen Prozesse werden große Mengen erneuerbarer Energie und grünen Wasserstoffs benötigt. Niedersachsen bietet gerade in diesen Bereichen einzigartige Standortvorteile: viel Windenergie auf Land und auf See, wichtige Seehäfen zum Import und zur Verteilung von grünem Wasserstoff und großvolumige unterirdische Formationen zur Speicherung von Wasserstoff“, erklärt der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil.

Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff vereinen

Die Stahlindustrie bilde dabei die Grundlage vieler Wertschöpfungsketten und werde mit diesem Leuchtturmprojekt dauerhaft Arbeitsplätze sichern, ist sich der Ministerpräsident sicher. Ausgangspunkt der großtechnischen Herstellung des grünen Wasserstoffs von EWE sei dabei das verbindende Großprojekt „Clean Hydrogen Coastline“ erklärt der EWE-Vorstandsvorsitzende Stefan Dohler. Dieses Projekt bringt Erzeugung, Speicherung, Transport und Nutzung des Wasserstoffs in Industrie und im Schwerlastverkehr zusammen und setzt damit die politischen Forderungen um. „Wir wollen an systemdienlichen Standorten nahe der deutschen Nordseeküste bis zu 400 Megawatt Elektrolysekapazität aufbauen“, umreißt Stefan Dohler den Umfang des Projekts.

Elektrolyse im Gigawattmaßstab ausbauen

Mit dieser Elektrolyseleistung plant EWE je nach Absatzmarkt ab 2026 jährlich bis zu 40.000 Tonnen grünen Wasserstoff zu produzieren. Sollte der Bedarf steigen, kann die Elektrolyse in den nächsten zehn Jahren auch bis in den Gigawattmaßstab ausgebaut werden. Um den grünen Wasserstoff in Georgsmarienhütte einzusetzen, wird er aus den EWE-Anlagen über neu entstehende Wasserstoffpipelines transportiert. Diese sind im Konzept von „Clean Hydrogen Coastline“ schon vorgesehen und auch der Ferngasnetzbetreiber Gasunie baut eine entsprechende Infrastruktur auf. Da EWE die Elektrolyseure strategisch günstig an den wichtigen Offshore-Anbindungspunkten baut, besteht zudem die Möglichkeit, auch importierten grünen Wasserstoff in die Gasleitungen einzuspeisen. (su)